Wilddiebe im Teufelsmoor - Wer raubte das Millionenpferd? - Vampir der Autobahn
Koch.
Natürlich
drehte sich das Tischgespräch um die Wilddiebe.
„Während
ihr im Moor wart“, sagte Thilo, „hat mir Herr Glockner erzählt, wie diese
Jennerwein-Nachfolger (Jennerwein = berüchtigter bayrischer Wildschütz) hier rumknallen. Schrecklich!“
„Drei
sind’s!“, nickte Tim. „Da glaube ich dem Schubiak.“
„Kommissar
Glockner hat wenig Hoffnung, dass er mit seiner unterbesetzten Sonderkommission
irgendwen erwischt.“
„Ein Grund
mehr, ihm zu helfen.“ Tim probierte die Preiselbeeren.
„Ich bin
zwar demnächst auf Zelttour durch Europa. Aber solange ich hier weile“, Thilo
lächelte, „werde ich die Augen offen halten. Rund ums Teufelsmoor ist der
Brennpunkt der Wildmetzelei. Vielleicht bin ich noch nicht so betriebsblind wie
mein Vater. Vielleicht fällt mir was auf.“
„Wir sind
heute Nacht auf Posten“, sagte Tim.
„Wie meinst
du das?“
Tim
grinste. „Willi und ich verfügen über eine Strickleiter. Mit der türmen wir
nachts gelegentlich aus unserer schönen Internatsschule. Denn...“
„Nicht
gelegentlich“, wandte Klößchen ein. „Oft! Oooft!“
„Na gut!
Aber nicht täglich. Denn der Mensch, besonders der Heranwachsende, braucht ja
auch seinen Schlaf. Jedenfalls — mit dem Ding seilen wir uns aus dem zweiten
Stock ab, wo wir hausen — im Adlernest, der kleinsten Bude. Abseilen müssen wir
— denn unten ist alles verrammelt. So gegen 22 Uhr treffen wir uns dann mit
Karl. Karl bringt das Zelt mit. Das stellen wir hier irgendwo auf. Der nasse
Boden stört nicht. Das Zelt ist winterfest, besonders von unten. Wem das
Sandmännchen aufs Gehirn steigt, der kann also ratzen. Morgen ist ja Sonntag.
Ausschlaftag. Dass wir nicht da sind — in der Penne — fällt gar nicht auf.
Frühstück ist freiwillig, und der EvD (Erzieher vom Dienst) von diesem
Wochenende so lasch wie Schubiaks Arbeitsfeier. Der EvD wird denken, wenn er
überhaupt denkt, wir wären schon ausgeflogen. Also haben wir die ganze Nacht,
um auf Wilddiebe zu pirschen. Aber, Thilo, das bleibt unter uns.“
„Klar!“,
nickte Thilo. „Ich sage keinem was. Finde ich stark, was ihr vorhabt. Gaby ist
nicht dabei?“
„Sonst
immer. Aber ich glaube nicht, dass wir sie heute loseisen können. Erstens ist
sie geschockt — nach dem Erlebnis mit Revler. Zweitens wird sie enorm behütet
von ihren Eltern. Was ja völlig richtig ist. Die Glockners sind Klasse.“
8. Die schöne
Manuela
Sie hatten
die Mahlzeit noch nicht beendet, als die ersten Schützen eintrafen.
Wagen
rollten auf den Parkplatz. Feierfreudige Scharfschützen stiegen aus. Sie
lärmten, dass man es sicherlich bis tief in den Wald hinein hören konnte.
Schenk
senior stand am Eingang und begrüßte jeden. Offenbar war das Landgasthaus eine
Art Vereinslokal.
Alsbald
strömten die Ins-Schwarze-Schützen in den Speisesaal. Männer, fast nur.
Immerhin — einige schießsportliche Damen waren dabei.
Tim zählte
drei. Die jüngste war ein graues Mäuschen mit unkleidsamer Brille. Sie redete
unaufhörlich und ging den Herren an ihrem Tisch sicherlich schwer auf den Keks.
Aber sie ließen sich nichts anmerken, nannten sie, Alma’ und klopften ihr ab
und zu auf die Schulter.
Die zweite
Dame, eine behäbige, war sicherlich die Ehrenvorsitzende, was man erst in
späteren Jahren wird. Sie beschäftigte sich mit der Speisekarte und bewegte den
Mund, als kaue sie bereits.
Die dritte
Frauensperson wurde soeben von Schenk senior an den Nebentisch geführt,
zusammen mit drei Schützenbrüdern.
Einer von
ihnen tönte, als hätte er nicht nur ein Großmaul, sondern noch ein zweites als
Reserve.
„...Mensch,
Oswald, alte Kuhhaut. Rehbraten, gibt’s? Gibt’s doch nicht, so was!
Schussfrisch, was? Selbst gewildert? Hahahah! Dachte mir doch, dass du so einer
bist. Warum auch nicht! Heutzutage müssen wir sparen. Billiger Fleischeinkauf
ist immer gut. Kriegen wir den Braten umsonst?“
Schenk
verzog das Gesicht, als wäre ihm eben eine Zahnplombe rausgefallen.
Zu einer
Antwort kam es nicht. Denn der Großmaultyp wandte sich ab. Heftig schob er den
Tisch hin und her, um besagter dritter Dame das Platznehmen zu erleichtern.
Vielleicht hätte sie’s auch allein geschafft. Aber er wollte zeigen, was ein
Kavalier ist.
Die Frau
mochte Mitte zwanzig sein und war auf verwegene Weise ansehnlich. Sie trug ein
rehbraunes Lederkostüm auf der sportlichen Figur, etwa ein Pfund Silberschmuck
und vor der Bluse eine Lederkrawatte. Das scharfgeschnittene Gesicht
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