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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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wären, Geschäfte mit uns zu machen.«
    »Aber, Juliana, sie werden doch nicht mit
dir
Geschäfte machen«, wandte Deborah ein. »Du brauchst doch keine Vorräte zu kaufen, um deinem Gewerbe nachzugehen.«
    Juliana zuckte die Achseln. »Ich wüßte nicht, wo da ein Unterschied bestehen sollte.«
    »Tja, wenn Sie da keinen Unterschied sehen, dann danken wir Ihnen recht freundlich für Ihre Hilfe«, spottete Tina. »Richtig, Mädels?«
    »Ja.« Ein Chor von zögernden Stimmen ertönte, und Juliana setzte gerade zum Sprechen an, um ihren Plan weiter auszuführen, als ihre Worte plötzlich in dem gellenden Ton einer Trillerpfeife untergingen. Aus dem Schankraum war Krachen zu vernehmen, dann lautes Gebrüll, spitze Schreie und erneutes schrilles Pfeifen. Die jungen Edelleute riefen mit hohen, erregten Stimmen durcheinander, Möbelstücke landeten unter lautem Gepolter auf dem Fußboden, das Geräusch von Schlägen drang durch die Tür.
    »Oh, lieber Gott, sie randalieren«, sagte Emma, ihr Gesicht plötzlich so weiß wie ein Bettlaken. »Es sind die Büttel.«
    Die Frauen strömten in aller Eile in den hinteren Teil des Raums und suchten nach einem Fluchtweg. Jemand zog die Falltür zum Keller auf, und sie stürzten sich förmlich durch die Öffnung. Juliana blieb einfach verwundert stehen und fragte sich, was die Panik eigentlich sollte. Die Schlägerei fand doch im Schankraum nebenan statt. Wenn sie sich ruhig verhielten, würde niemand hereinkommen. Sie hatten ja nichts verbrochen, taten nichts, um den Frieden zu stören.
    Plötzlich bellte eine Stimme vom offenen Fenster her: »Nichts da, ihr Frauen! Bleibt gefälligst da, wo ihr seid. Glaubt ja nicht, ihr könntet mir entwischen. In Ordnung, ihr Hübschen, jetzt mal immer mit der Ruhe. Richter Fielding erwartet euch.«
    Über Deborahs Lippen kam ein leises Stöhnen der Verzweiflung. Juliana starrte auf das strenge Gesicht des Büttels im Fenster, der drohend seinen Amtsstab erhoben hatte. Hinter ihm kämpften zwei andere Häscher mit einer der Frauen, der es gelungen war, durch das Fenster zu klettern. Dann flog die Tür auf. Juliana erhaschte einen flüchtigen Blick auf den Raum dahinter, auf die chaotische Szene, die Masse von grinsenden oder grimmig verzogenen Mienen, die sich einer wilden Orgie der Zerstörung hingaben. Dann sah sie Mistress Mitchell neben einer anderen Frau in einem bedruckten Kleid und einer schmuddeligen Haube stehen. Sie sprachen beide auf einen Konstabier ein, während seine Kollegen in das Hinterzimmer stürmten, wo sich die Frauen jetzt verängstigt aneinanderdrängten; sie schwangen ihre Stöcke nach rechts und nach links, packten ihre Beute und trieben sie unter Tritten und Schlägen zur Tür.
    Juliana wurde mit dem Rest der Frauen eingefangen. Sie holte kräftig mit einer Faust und einem Fuß aus und fühlte zu ihrer Genugtuung, wie sie ihr Ziel trafen, aber es nützte ihr so gut wie gar nichts. Sie wurde hinausgestoßen, geschubst und gezerrt von den dienstbeflissenen und nicht sonderlich sanften Konstablern. Als sie über ihre Schulter zurückblickte, lächelte Mistress Mitchell in siegreichem Hohn.
    Hier hatte Verrat stattgefunden, und es war auch klar, von wem. Die Zuhälter und Bordellwirtinnen von Covent Garden würden nicht kampflos zusehen, wie ihre Nymphen dem Joch entflohen.

24. Kapitel
    Der Kutscher des Herzogs saß auf einer Bank vor einer Taverne unter den Kolonnaden des Marktplatzes und trank sein Ale, während er in aller Ruhe auf die Rückkehr seines Fahrgasts wartete. Von seinem Platz aus konnte er das Gefährt und den Lakaien im Auge behalten, der die Pferde hielt, aber ansonsten sah er so gut wie nichts von dem, was hinter dem wogenden Meer von Körpern vor sich ging. Er hörte den Radau aus Cocksedges Etablissement, als gerade eine weitere Salve von Lärm in der allgemeinen Kakophonie explodierte, und bestellte sich seelenruhig ein neues Bier.
    »Scheint irgendwo eine Razzia im Gang zu sein. Die Büttel durchsuchen eins der Häuser«, bemerkte eine schäbige Bordellwirtin auf der Bank neben ihm. »Könnte mir vorstellen, daß ein paar von den Halunken aus den besseren Vierteln wieder mal Arger machen. Schlagen ohne Zweifel ein paar Köpfe ein: betrunken wie ein Lord<… klar, die meisten von ihnen sind ja auch Herrschaften.« Sie lachte meckernd und nahm einen herzhaften Schluck. »Nicht, daß Sir John viel mehr tun wird als ein Auge zudrücken, wenn's um
ihre
Schandtaten geht. Es sind wieder mal die Frauen, die

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