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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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sie den Sonnenschein des Gefängnishofes erreicht hatten, sog sie in tiefen Zügen die Frische ein. »Haben Sie von der Existenz solcher Anstalten gewußt, Quentin?«
    »Ja«, sagte er knapp. »Aber ich habe noch niemals eine betreten.« Sein Entsetzen über das, dessen er Zeuge geworden war, trübte noch immer seinen Blick. Er zog Juliana weiter mit sich zum Tor, ängstlich darauf bedacht, die letzten Meter dieser Hölle hinter sich zu lassen.
    »Ich werde mich nicht geschlagen geben«, sagte sie mit unnachgiebiger Entschlossenheit, als sie neben ihm auf die Straße hinaustrat. »Von diesen schlechten, heimtückischen Wirtinnen werde ich mich nicht unterkriegen lassen.«
    »In Gottes Namen, Juliana! Sie können es doch unmöglich allein mit der Welt der Laster aufnehmen.« Quentin nahm dem erleichterten Torwächter die Pferde ab und reichte ihm eine weitere Münze.
    »Ich werde nicht allein sein«, erhob sie ihre Stimme. »Leute wie Sie werden mir helfen. Leute wie Sie, die die Macht und den Einfluß haben, etwas gegen Ausbeutung und Not zu unternehmen. Nur so wird sich etwas ändern.«
    Gerührt über ihre Leidenschaftlichkeit, brachte Quentin es nicht übers Herz, ihren Träumen seine Erfahrungen gegenüberzustellen.
    »Da kommt Tarquin«, sagte er voller Erleichterung. Der Herzog, der Rosamund auf seinen Armen trug, erschien am Tor, gefolgt von Lilly und Jeremiah Bloggs. Der Verwalter entblößte grinsend seine Zahnstummel, als er noch einmal das Bündel Banknoten durchzählte, das er im Austausch für die Freilassung der beiden Frauen erhalten hatte. Der Herzog verzichtete auf langes Feilschen um die Bedingungen, zückte lediglich seine Brieftasche und nahm die geforderte Summe mit einem Ausdruck des Abscheus und der Verachtung heraus, der von dem Gefängnisverwalter abprallte wie Wasser von einer Ölhaut.
    Juliana eilte zu der kleinen Gruppe. »Wir müssen Rosamund zum Arzt bringen… aber nein, Henny wird sich genauso gut um sie kümmern können wie jeder Arzt. Sie dürfen nicht zu den Dennisons zurückkehren, bis wir herausgefunden haben, ob Mistress Dennison irgend etwas mit dem Komplott zu tun hatte.«
    Juliana war wieder einmal im Begriff, sein Haus in eine Rettungsstation und ein Genesungsheim für mißhandelte Dirnen zu verwandeln. Tarquin überraschte sich selbst mit einem trockenen Grinsen. Er hob Rosamund in den Phaeton und enthielt sich jeden Kommentars. Ihn interessierte im Moment nur eine Sache. Er hatte die Absicht, Juliana ohne einen Moment der Verzögerung entkleiden, abschrubben und zu Bett bringen zu lassen.
    Quentin kletterte in die Kutsche und nahm Rosamund auf seinen Schoß, um sie mit beiden Armen fest an sich zu drücken. Lilly, die kreidebleich im Gesicht war und nach dieser plötzlichen und unerwarteten Flucht aus der Hölle am ganzen Körper zitterte, nahm schweigend neben ihm Platz.
    »Ich fürchte, für mich ist kein Platz mehr in der Kutsche«, sagte Juliana. »Ich werde eine Mietdroschke nehmen… oh, aber ich habe ja gar kein Geld bei mir. Mylord, könnten Sie wohl…?«
    »Nein!« schnappte Tarquin. »Wenn du glaubst, ich würde dich jetzt wieder aus den Augen lassen, dann irrst du dich ganz gewaltig, mein Kind.« Er hob sie auf das Trittbrett, legte mit gewohnter Vertrautheit eine Hand unter ihr Hinterteil und schob sie hinauf. »Du wirst dich eben mit hineinzwängen müssen.«
    »Das würde ich ja tun, aber mein Reifrock ist im Weg.« Juliana versuchte vergeblich, sich auf das kleine Stück Bank zu setzen, das zwischen Lilly und dem Kutschbock frei war.
    »Dann zieh ihn aus.«
    »Was, hier?« Entsetzt blickte sie auf die offene Straße.
    »Ja. Genau hier«, erwiderte er unerbittlich. »Steig wieder aus.« Er streckte die Arme aus und hob sie auf das Pflaster. »Dreh dich um und heb deine Röcke.«
    Nach einem Moment des Zögerns gehorchte Juliana mit einem Achselzucken. Nach all den anderen Dingen, die passiert waren, schien es kaum mehr als eine geringfügige Unannehmlichkeit, vor den Augen neugieriger Passanten ihres Reifrocks beraubt zu werden. Sie bemerkte jedoch, daß Quentin diskret den Blick abwandte, als sie ihre Röcke hob und die duftigen, wenn auch jetzt ziemlich schmuddeligen Volants ihres Unterkleides enthüllte.
    Tarquin löste geschickt die Bänder ihrer Taille und zog das steife Gebilde aus Walfischknochen herunter. Achtlos warf er den Reifen in die Gosse und hob Juliana wieder in die Kutsche, um sich dann nach ihr auf den Bock zu quetschen.
    Sie raffte die

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