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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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aus, um Julianas Rücken zu streicheln.
»Mignonne,
komm zurück.«
    »Das geht nicht. Ich verstehe überhaupt nichts mehr«, murmelte sie in die Decke. »Es hat sich so anders angefühlt. So ganz neu.«
    Er beugte sich über sie und drehte sie behutsam auf den Rücken. Zärtlich streichelte er ihr Gesicht mit einer Fingerspitze, und seine Augen waren dunkel vor Leidenschaft und etwas, das bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Hilflosigkeit hatte. »Wer bist du nur?« fragte er schlicht. Er küßte sie ein letztes Mal und verließ dann leise das Zimmer.
    Juliana setzte sich langsam in den Kissen auf. Ihr Körper pulsierte noch immer. Im Moment wußte sie selbst nicht so recht, wer oder was sie war: Braut, Geliebte… Hure? Eine Frau, ein Mädchen? Eine Person oder ein Besitz?
    Und wenn sie sich selbst schon nicht kannte, dann den Herzog noch viel weniger.

13. Kapitel
    Es war bereits Mittag, als Juliana endlich ihre Gemächer verließ, angetan mit einem Traum aus gelber Seide über einem weiten Reifrock, der sich über einem grün-weiß getupften, spitzenbesetzten Unterrock öffnete. Sie kam sich ganz wie ein Luxusgeschöpf vor, als sie zu dieser skandalös späten Stunde und in derart prächtiger Toilette auf dem Korridor erschien. Lady Forsett, für die häuslicher Fleiß eine grundsätzliche Tugend war, hätte eine solche Arbeitsmoral zutiefst mißbilligt. Die Damen des Hauses pflegten ihre Schürze erst dann abzulegen und sich für die Mußestunden des Tages umzuziehen, wenn es Zeit fürs Dinner wurde.
    Bei diesem Gedanken kicherte Juliana, und sie machte einen übermütigen kleinen Hüpfer, um sich gleich darauf hastig wieder an ihre Stellung zu erinnern, als sie den Blick einer knicksenden Zofe einfing, die offensichtlich Mühe hatte, sich ein Grinsen zu verkneifen. »Guten Tag«, sagte Juliana mit einem hochmütigen Kopfnicken.
    »Mylady«, murmelte das Mädchen und verharrte respektvoll in seinem Knicks, bis Lady Edgecombe sich entfernte.
    Am obersten Treppenaufsatz blieb Juliana einen Moment stehen und überlegte, wohin sie gehen sollte. Sie hatte die Empfangsräume des Herrenhauses am Tag zuvor gesehen und war ein wenig verzagt bei der Aussicht, die hufeisenförmige Treppe hinunterzurauschen, um sich in der Bibliothek oder im Salon niederzulassen. Genaugenommen empfand sie sich nur als Gast an diesem Ort, obwohl ihre Position etwas ambivalent war, ganz gleich, von welcher Seite aus man es betrachtete. Dann fiel ihr wieder ein, daß sie ja ihren eigenen Salon hatte.
    Sie strebte zu dem kleinen Morgenzimmer und befürchtete schon halb, sie würde es verändert vorfinden oder besetzt; doch als sie die Tür öffnete, war es leer und genauso, wie sie es in Erinnerung hatte. Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, dachte sie über ihren nächsten Schritt nach. Eine Tasse Kaffee wäre jetzt nicht verkehrt. Vermutlich hatte sie das Recht, sich zu bestellen, was sie wollte, während sie hier wohnte. Sie zog an der Klingelschnur neben dem Kamin und setzte sich dann auf die Chaiselongue unter dem Fenster, während sie ihre Röcke arrangierte.
    Das Klopfen an der Tür ertönte so unmittelbar darauf, daß man sich nur schwer vorstellen konnte, wie der Lakai, der auf ihr Klingeln hin erschien, so blitzschnell aus dem Küchentrakt herbeigeeilt sein konnte. Aber er wirkte untadelig und gelassen in seiner gepuderten Perücke und der dunklen Livree, als er sich steif verbeugte. »Sie haben geläutet, Mylady?«
    »Ja, ich möchte gerne Kaffee, bitte.« Sie lächelte freundlich, doch er verzog keine Miene.
    »Sofort, Madam. Wäre das alles?«
    »Oh, und vielleicht noch etwas Toast mit Butter«, fügte Juliana hinzu. Das Dinner würde erst um drei Uhr serviert werden, und die Aktivitäten des Morgens hatten sie hungrig gemacht.
    Der Lakai wich unter einer Verbeugung rückwärts zur Tür hinaus, und Juliana saß in ihrem Staat auf der Chaiselongue und überlegte, was sie bis zum Dinner mit sich anfangen sollte. Auf einem Beistelltischchen unter einem vergoldeten Spiegel an der gegenüberliegenden Wand lagen einige Zeitschriften und Zeitungen, und sie hatte sich gerade erhoben, um hinüberzugehen und darin zu blättern, als ein erneutes Pochen ertönte. »Bitte!«
    »Guten Morgen, Juliana.« Lord Quentin verbeugte sich in der Tür und betrat dann lächelnd den Raum, um ihre Hand zu ergreifen und an seine Lippen zu heben. »Ich bin gekommen, um mich nach Ihren Wünschen zu erkundigen. Gibt es irgend etwas, das ich für Sie

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