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Wilde Flammen

Wilde Flammen

Titel: Wilde Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Mit einer schnellen Bewegung zog er ihr den Reißverschluss wieder zu. Die Realität holte Jo rasant wieder ein. Keane studierte ihr Gesicht, die erhitzten Wangen, das offene Haar, bevor er beiseitetrat, um sie durchzulassen.
    Mit zitternden Knien ging Jo zur Tür. Erst als die Klinke sich nicht herunterdrücken lassen wollte, erinnerte Jo sich wieder daran, dass Keane abgeschlossen hatte. Sie zog den Riegel zurück. »Ja, was ist?«
    Â»Jo.« Buck stand auf den Stufen, sein Gesicht lag im Schatten, doch in dem einzelnen Wort hörte Jo heraus, wie bedrückt er war. Eine ungute Vorahnung legte sich wie ein eiserner Ring um ihre Brust. »Es geht um Ari.«
    Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als Jo auch schon aus dem Wohnwagen stürzte und zu den Löwenkäfigen rannte. Als sie dort ankam, standen Pete und Gerry bereits vor Aris Wagen.
    Â»Wie schlimm steht es um ihn?«, fragte sie, als Pete ihr entgegenkam.
    Er legte ihr beide Hände auf die Schultern. »Sehr schlimm.«
    Sie würde sich einfach weigern, es zu akzeptieren. Wenn sie das Unvermeidliche, das sie in Petes Augen lesen konnte, nicht anerkannte, dann würde es auch nicht geschehen.
    Doch dann schob sie Pete aus dem Weg und lief auf Aris Käfig zu. Der alte Löwe lag auf der Seite, seine breite Brust hob und senkte sich schwer, weil das Atmen ihm solche Anstrengung bereitete.
    Â»Ã–ffne die Tür«, wies sie Pete mit einer Stimme an, die nichts preisgab. Sie hörte das Klimpern von Schlüsseln, aber sie drehte sich nicht um.
    Â»Du gehst nicht da rein.« Keane war ihr nachgeeilt und wollte sie zurückhalten. Mit ausdruckslosem Blick drehte sie sich zu ihm um.
    Â»Doch, das werde ich. Ari wird weder mir noch sonst jemandem mehr etwas tun. Er wird nur noch sterben. Und jetzt lass mich allein. Öffne die Tür«, befahl sie Pete erneut, schüttelte Keanes Hände ab und betrat den Käfig.
    Ari rührte sich kaum, öffnete nur die Augen, als Jo sich neben ihn kniete. Endlos müde und schmerzgequält blickte er zu ihr hoch.
    Â»Ari.« Jo legte eine Hand auf seine Seite. Für ihn würde es kein Morgen mehr geben. Ari wollte auf seinen Namen, auf Jos Berührung reagieren, doch für mehr als eine unmerkliche Bewegung mit dem Kopf hatte die alte Raubkatze keine Kraft. Bedrückt schmiegte Jo das Gesicht in die Mähne und überließ sich einen Moment den Erinnerungen, wie ihr geliebter Löwe einst gewesen war – voller Kraft und von Furcht einflößender Schönheit.
    Sie hob den Kopf. »Buck, hol den Medizinkoffer«, sagte sie leise, ohne die Augen von dem leidenden Tier zu nehmen. »Ich brauche eine Injektionsnadel mit Pentobarbital.«
    Sie konnte sein Zögern spüren, bevor er endlich antwortete. »Gut, Jo.«
    Sie blieb still sitzen und strich über Aris Mähne. In einiger Entfernung konnte sie hören, wie die Zelte abgebaut wurden, die Rufe der Männer drangen zu ihr herüber, Seile surrten, Holzmasten fielen polternd zu Boden. Ein Elefant trompetete. Drei Käfige weiter erwiderte Faust den Laut mit einem halbherzigen Brüllen.
    Â»Jo.« Sie drehte sich leicht und strich sich das Haar aus dem Gesicht, als Buck zurückkam. »Lass mich das machen.«
    Jo schüttelte nur stumm den Kopf und streckte die Hand nach der Spritze aus.
    Â»Jo.« Keane trat ans Gitter, er sprach leise und sanft. »Du musst das nicht selbst erledigen.«
    Seine Augen erinnerten Jo so sehr an die des Löwen zu ihren Knien, dass sie fast laut aufgeschluchzt hätte. »Er ist meine Katze«, erwiderte sie stumpf. »Ich habe immer gesagt, ich tue es, wenn die Zeit kommt. Jetzt ist sie gekommen.« Sie richtete den Blick auf Buck. »Gib mir jetzt die Spritze. Bringen wir es hinter uns.«
    Einen Moment lang starrte Jo auf die Spritze in ihrer Hand, dann klammerte sie ihre Finger darum. Ari sah ihr in die Augen, als sie sich zu ihm drehte. Nach mehr als zwanzig Jahren in Gefangenschaft lag noch immer etwas Ungezähmtes in diesem Blick, doch auch Vertrauen. Jo hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten.
    Â»Du warst immer der Beste«, murmelte sie und strich unablässig über seine Mähne. Betäubende Kälte kroch in ihre Glieder, sie hoffte, diese würde anhalten, bis die schreckliche Aufgabe erledigt war. »Du bist müde, Ari. Ich werde dir helfen, besser zu schlafen.« Sie zog die Schutzkappe von der

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