Wilde Flammen
hat nur Schrott auf der Hand!« Pete schüttelte den Kopf. »Sie haben echt Nerven, Boss.« Er drehte die eigenen Karten. »Selbst ich hatte zwei Siebener.«
Raoul war vor Empörung verstummt. Lachend erhob Jo sich und zupfte Jamie den Filzhut vom Kopf, um ihren Gewinn darin zu deponieren. »Du kannst sie mir später umtauschen.« Sie versetzte Jamie einen herzhaften Kuss auf die Wange. »Aber verspiel sie nicht.«
Duffy sah fragend zu ihr hin. »Du hörst jetzt schon auf?«
»Man soll aufhören, solange es gut läuft. Das hat Frank mir beigebracht.« Sie winkte lächelnd zum Abschied und verschwand.
»Das ist typisch unsere Jo.« Vergnügt in sich hineinglucksend, mischte Raoul die Karten für die nächste Partie. »Sie ist eben eine clevere Sache.«
»Ein cleveres Ding«, verbesserte Pete automatisch und steckte sich einen frischen Kaugummistreifen in den Mund. Natürlich war ihm aufgefallen, dass Keane ihr nachgesehen hatte. »Und hübsch. Finden Sie nicht auch, Boss?«
Keane nahm die Karten auf, die Raoul gegeben hatte. »Ja, sehr hübsch.«
»Wie ihre Mutter«, ergänzte Buck, ohne den Blick von seinem Blatt zu heben. »Sie war eine Schönheit, was, Duffy?«
Duffys Antwort war ein bloÃes Grunzen. Im Moment beschäftigte ihn nur die Frage, warum er einfach immer so schlechte Karten hatte. Gedankenverloren murmelte er: »Auf diese Art ums Leben zu kommen. Eine echte Tragödie.«
»Es war ein Brand, nicht wahr?«, fragte Keane und fächerte seine Karten auf.
»Ja, ausgelöst durch einen Kurzschluss. In ihrem Wohnwagen, mitten in der Nacht, als alle schliefen. Auf der Seite, auf der das Schlafzimmer der Wilders lag, stand der Wagen schon lichterloh in Flammen, bevor überhaupt Alarm geschlagen wurde. Jede Hilfe kam zu spät.«
Er schwieg einen Augenblick und fuhr dann kopfschüttelnd fort. »Jo schlief auf der anderen Seite, und trotzdem hätten wir es fast nicht geschafft, sie da rauszuholen. Frank hat das Fenster eingeschlagen und sie rausgezogen. Der arme kleine Wurm! Sie umklammerte diese alte Puppe, als wäre das hässliche Ding mit dem fehlenden Arm das Letzte auf Erden, was sie noch hatte. Die Puppe hat sie ewig mit sich herumgeschleppt, man hat sie nie ohne gesehen. Erinnerst du dich noch, Duffy?«
Duffy schnaubte zustimmend und warf seine Karten auf den Tisch. »Frank hat immer gewusst, wie er mit der Kleinen umgehen musste.«
»Das war wohl eher andersherum«, lautete Duffys Kommentar.
Raoul erhörte den Einsatz um fünf Jetons, Keane stieg aus dem Spiel aus.
»Ich mache bei der nächsten Runde wieder mit«, sagte er und stand auf. Einer der Gribalti-Brüder setzte sich auf Jos Stuhl. Jamie übernahm Keanes Platz und besah sich neugierig die abgelegten Karten.
Vier Buben. Mit nachdenklich gerunzelter Stirn sah Jamie zu der Zelttür, die hinter Keane zufiel.
Langsam ging Jo durch die laue Sommernacht. Sie sah zum dunklen Himmel auf und dachte an das Feuerwerk zurück. Es war wunderbar gewesen. Auch wenn es jetzt vorbei war, die Magie lag noch in der Luft. Und weil sie nicht müde war, wanderte Jo zum Hauptzelt hinüber.
»Hallo, hübsche Frau.«
Mit zusammengekniffenen Augen versuchte Jo die Dunkelheit zu durchdringen. Nur die Kontur einer Gestalt war zu erkennen. »Oh, Bob, nicht wahr?« Sie blieb stehen und lächelte freundlich. »Du bist neu bei uns.«
Er trat aus dem Schatten heraus auf sie zu. »Ich bin schon über drei Wochen dabei.« Er musste ungefähr so alt sein wie Jo, kräftig gebaut, mit einem markanten Gesicht. Er war einer von den Helfern gewesen, denen Maggie am Nachmittag eine Dusche verabreicht hatte.
Jo steckte die Hände in die Taschen ihrer Shorts, ihr Lächeln wurde breiter. Der junge Mann hielt sich anscheinend bereits für einen Profi. »Wie gefällt dir die Arbeit mit den Elefanten?«
»Ist ganz in Ordnung. Der Zeltaufbau macht SpaÃ.«
»Ja, mir auch.« Sie deutete zum Küchenzelt hinüber. »Da drinnen spielen sie eine Partie Poker. Vielleicht hast du ja Lust, mitzumachen.«
»Nein. Ich bin lieber mit dir zusammen.« Als er noch näher kam, roch Jo seinen Bieratem. Er hat wohl ausgiebig gefeiert, dachte sie und schüttelte leicht den Kopf.
»Nur gut, dass morgen Montag ist«, meinte sie. »Niemand wäre in der Lage, ein Zelt
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