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Wilde Flucht

Wilde Flucht

Titel: Wilde Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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erhalten, die er der Börsenaufsicht und dem FBI wie erwartet gemeldet hatte. Er war sogar mit der Bemerkung zitiert worden, er freue sich darauf, ins Gefängnis zu gehen, denn dort fühle er sich sicherer.
    Und nun waren der Alte und Charlie hier, um ihn umzubringen – aber nicht wegen der untergehenden Software-Firma. Charlie hatte gesagt, es müsse aussehen, als habe ein zorniger Investor ihn erledigt oder erledigen lassen. Es sollte keinerlei Verbindung zum demnächst erscheinenden Buch geben.
    Der Alte hatte nichts von den Einzelheiten des Plans erfahren. Ihm war nicht wohl dabei, und er hatte Angst. Er war nicht wie Charlie – solche Dinge gingen ihm nicht selbstverständlich von der Hand. Er wollte weder Charlie noch seine Auftraggeber enttäuschen, doch die Sache wurde größer und komplizierter, als er zunächst angenommen hatte. Was würde Charlie von ihm erwarten? Sollte er über den Rasen laufen und Powell mit einem Hammer den Kopf einschlagen? Sollte er ihn im Dunkeln erschießen? Oder was?
    » Er hat sich aufgerappelt und ist im Haus«, sagte Charlie und senkte das Fernglas.
    Der Alte sah das Licht auf der Veranda ausgehen. Sie beobachteten Powells betrunkenen Zug durchs Haus anhand der Lampen, die er einschaltete – erst in der Küche, dann im Bad, dann im Wohnzimmer. Sie warteten.
    » Wahrscheinlich ist er auf dem Sofa eingeschlafen«, flüsterte Charlie nach fast einer Stunde.
    » Wie lautet unser Plan?«, fragte der Alte und bemühte sich, die Panik zu unterdrücken, die er in sich aufsteigen spürte.
    Seltsamerweise lächelte Charlie Tibbs, bleckte die makellosen Zähne und wandte sich ihm zu. Das Lächeln ließ den Alten sich besser fühlen, verwirrte ihn aber auch auf eine Art, die er nicht zu fassen wusste.
    » Später …«, begann Charlie, und der prasselnde Regen machte seine Worte fast unhörbar. » Ich sag es dir, wenn du es wissen musst.«
    In einem Regenanzug mit Kapuze wartete der Alte im triefend nassen Unterholz, bis Charlie die Haustür erreichte. Auf ein Signal von Tibbs hin legte der Alte das schallgedämpfte .22er Gewehr mit Zielfernrohr an und schoss die Lampe auf der hinteren Veranda so leise aus, dass es nur wie ein Husten klang. Die Kugel war sauber durch Lampe und Birne gegangen und im Dunkeln verschwunden. Es wäre dumm gewesen, eine Kugel in die Verkleidung des Hauses zu feuern, wo sie von Ermittlern gefunden werden konnte. Nun war es um Hayden Powells teures Heim herum einmal mehr dunkel. Mit einer winzigen Taschenlampe im Mund fand der Alte die vom Gewehr ausgeworfene Messingpatronenhülse im Dreck. Er steckte sie ein, als er über den Rasen zu der nun wieder im Finsteren liegenden Hintertür ging. Während der strömende Regen Reifen- und Fußspuren wegschwemmte, konnten Patronenhülsen gefunden werden.
    Beim Betreten des Hauses war der Alte sorgfältig darauf bedacht, auf den vom Regen rutschigen Stufen nicht den Halt zu verlieren. Charlie hatte Recht gehabt: Powell hatte die Hintertür wirklich nicht hinter sich zugesperrt.
    Drinnen war es warm und trocken. Der Alte stand neben der Hintertür in der Küche und konzentrierte sich darauf, wieder gleichmäßig zu atmen. Man sollte ihn nicht hören können. Im Haus klang der prasselnde Regen viel gedämpfter. Als er so dastand, bildete das von seinen Sachen ablaufende Wasser um seine Stiefel herum eine Pfütze.
    Der Alte musterte das Zimmer und stellte sich mit dem Rücken zu der Tür, durch die er gekommen war, hinter die freistehende Kücheninsel, die mit einem Ende Richtung Wohnzimmer wies. Seine Aufgabe war es, die Hintertür zu sichern, während Charlie durch die Haustür kam. Von seinem Standpunkt aus konnte der Alte den Flur hinunter in ein abgesenktes Wohnzimmer mit karger Ledermöblierung sehen. Der Fernseher war eingeschaltet, und es lief offenbar der lokale Nachrichtensender. Er sah die Haustür zur Hälfte und hörte Charlie deutlich klopfen.
    Der Alte schluckte und legte sein Gewehr an. Er sollte nur im äußersten Notfall schießen. Charlie zufolge würde Powell es nicht mal aus dem Wohnzimmer schaffen, geschweige denn in die Küche.
    Charlie klopfte erneut, diesmal lauter. Der Alte hörte ein Sofa knarren, und Powells Rücken tauchte auf. Er war jünger und kräftiger gebaut, als der Alte erwartet hatte. Seine Haare waren zerzaust, und er schlurfte auf Socken zur Tür. War also auf dem Sofa eingeschlafen. Wieder hatte Charlie richtig gelegen.
    Powell fragte, wer an der Tür sei. Der Alte verstand nicht,

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