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Wilde Flucht

Wilde Flucht

Titel: Wilde Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kieseln im Mund, und der Ton war verzerrt.
    » Hier ist wieder Stewie, Mary«, sagte er. » Leg bitte nicht wieder auf.«
    » Wer ist da wirklich?«, wollte Marybeth wissen.
    Durch ihr Telefon konnte Joe im Hintergrund Lucy erneut fragen hören, ob sie mit dem Anrufer reden dürfe; diesmal sagte Sheridan ihr, sie solle still sein.
    » Stewie. Hier ist Stewie. Mensch, Mary, du weißt doch, wer ich bin.« Er schwieg für einen langen Moment. » Ich überlege, wie ich es dir beweisen kann.«
    Sie heißt Mary beth, dachte Joe.
    » Das wäre eine gute Idee«, sagte Marybeth, » da Stewie Woods tot ist.«
    Der Mann lachte. » Der alte Stewie mag tot sein, aber der neue nicht. He … jetzt weiß ich’s. Ich wünschte, ich hätte für dieses Quiz geübt, doch so muss ich die Fragen wie die Antworten aus dem Ärmel schütteln.« Die Worte purzelten ihm aus dem Mund und verschmolzen miteinander. Joe vermutete, er würde den Anrufer besser verstehen, wenn er ihn gestikulieren sähe, und stellte sich vor, der Mann ginge energischen Schritts und mit durch die Luft fahrenden Händen und Armen auf und ab und hielte das Telefon dabei zwischen Kinn und Schulter geklemmt.
    » Gut, du hattest in der letzten Klasse einen gelben Toyota. Bei Kälte ist er nicht angesprungen, und ich hab rausgefunden, wie man ihn zum Anspringen brachte: indem man den Luftfilter abnahm und das Ansaugventil mit dem Schraubenzieher öffnete. Wer sonst könnte das wissen?«
    Joe spürte, wie ihm die Mimik aus dem Gesicht fiel.
    » So ziemlich alle in der High School«, gab Marybeth zurück, doch ihre Stimme klang zögernd. » Und es war ein Datsun, kein Toyota.«
    » Egal!« Der Anrufer preschte dann mit der Selbstsicherheit eines Callcenter-Agenten vor, der so viel wie möglich loswerden will, ehe am anderen Ende der Leitung aufgelegt wird. » Gut, also noch ein Beweis. Unser Football-Team, die Winchester Badgers, haben mal in Casper gespielt, und du bist mit Hayden Powell eines Freitags zum Spiel gefahren. Nachdem wir gewonnen hatten – ich glaube, es stand am Ende 27:17, und ich hatte einen Pass abgefangen und ihn in die Endzone des Gegners getragen –, sind wir auf den Hügel östlich von Casper gefahren und haben alle Vermessungspfähle für das neue Einkaufszentrum rausgezogen. Weißt du noch?«
    Marybeth schwieg. Joe konnte Sheridan und Lucy am Küchentisch zanken und seine Frau atmen hören.
    » Wer außer dir, mir und Hayden sollte davon wissen?«
    » Vielleicht hast du jemandem davon erzählt«, erwiderte Marybeth schwach. » Oder du hast in einem deiner Internet-Rundbriefe davon berichtet oder so.«
    Joe, Marybeth und der Anrufer merkten sofort, dass Marybeth » du« gesagt hatte. Joe war fassungslos.
    » Hast du gehört, was du gerade gesagt hast?«, fragte der Anrufer.
    » Das … ja«, gab Marybeth zurück.
    » Soll ich weitere Beweise liefern?«
    » Ich bin einfach zu geschockt, um zu antworten«, sagte Marybeth. Joe wünschte sich, bei ihr zu sein, und hoffte, sie würde nicht auflegen.
    » Mary, ich möchte dich einfach wiedersehen«, sagte er freundlich.
    » Ich bin verheiratet«, stotterte sie. » Ich habe drei Kinder, die hier vor meiner Nase frühstücken.«
    » Jeder ist verheiratet«, sagte Stewie verschmitzt, » doch die große Frage, die ich zu stellen gelernt habe, ist: Bist du glücklich verheiratet?«
    Du Scheißkerl, dachte Joe – ich kann es gar nicht erwarten, dir eins in die Fresse zu hauen.
    » Natürlich bin ich glücklich verheiratet. Mit einem wunderbaren Mann namens Joe Pickett.«
    Stewie seufzte. Seine Stimme änderte sich. » Das hatte ich mir wohl schon gedacht, aber ich schätze, ich wollte es einfach nicht wahrhaben.«
    Stewie ging auf Distanz. Nun hoffte Joe, dass er nicht einhängen würde, begrub den Hörer eilends unter der Decke, damit Stewie ihn nicht würde auflegen hören, kritzelte eine Notiz in seinen Spiralblock, ging die Treppe runter und gab sie Marybeth. Ihr Gesicht war bleich, ihr Blick leer.
    Joe hatte geschrieben: Sorg dafür, dass er weiterredet – frag ihn, wo er ist.
    Marybeth las die Notiz, runzelte die Stirn und sah Joe fragend an. Der nickte und hörte Stewie schwach wieder auf Marybeth einreden.
    » Wie kann es sein, dass du noch lebst?«, fragte sie.
    Jetzt bekam Joe nur noch eine Seite des Gesprächs mit.
    » Wie meinst du das?«
    Vor dem Haus hupte der Schulbus, und die drei Mädchen sprangen hoch, als wäre Strom durch ihre Stühle gefahren.
    Sie schnappten sich Rucksäcke, Mittagessen,

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