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Wilde Flucht

Wilde Flucht

Titel: Wilde Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Lady«, sagte er und verließ die Veranda.
    » Ich heiße Sheridan Pickett.«
    Er blieb stehen, ehe er das Tor öffnete, und blickte über die Schulter.
    » Ich heiße John Coble.«
    Sheridan schloss die Tür und verriegelte sie, während er langsam zum Auto ging und einstieg. Sie beobachtete durch die Frontscheibe, wie er auf den Fahrersitz sackte. Er wirkte erschöpft. Dann rieb er sich mit beiden Händen die Augen, fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, streckte die Rechte aus, ließ den Wagen an, setzte zurück und fuhr auf der Bighorn Road davon.
    Sheridan brachte den Umschlag ins Büro ihres Vaters und legte ihn auf die Tastatur seines PCs, wo er ihn sofort entdecken würde.
    John Coble – der Alte – war bemerkenswert zufrieden mit dem, was er da getan hatte. Seit zwei Monaten hatte er sich bei seinem Tun erstmals wieder wohlgefühlt. Er hoffte, ein paar Räder in Bewegung gesetzt zu haben. Das Mädchen war ihm gegenüber misstrauisch gewesen, was von Intelligenz und klugen Eltern zeugte. Er hatte den Eindruck, dass sie ein feiner Kerl war.
    Doch es gab noch mehr zu tun. Und der nächste Streich würde schwerer und sehr viel weniger angenehm werden.
    Zum Glück kannte er diese Berge gut, und nach einem Blick auf die grobe Skizze, die Charlie aus Tod Marchands Rucksack gezogen hatte, war dem Alten klar gewesen, wo Stewie Woods’ Hütte lag.

24
    Als Joe sich der Ebene näherte, von wo er in Serpentinen den Berg hinaufgelangen würde, stellte er im Rückspiegel fest, dass der Anhänger Schlagseite hatte. Typisch Lizzie: Wieder mal hatte sie den Kopf aus der Öffnung auf der linken Trailerseite gestreckt, als würde sie im Hänger ersticken und müsste unbedingt Fahrtwind atmen.
    Er hielt auf dem Seitenstreifen und stieg aus. Dunkle, beißende Rauchkringel stiegen vom rechten Reifen auf: Seit Kilometern war er mit einem Platten gefahren. Die Lager glühten und rauchten in ihren Stahlhüllen; die Bremsbeläge aus Asbest waren kochend heiß geworden und geschmolzen.
    Notgedrungen lud er Lizzie aus und pflockte sie im hohen Gras an, über das sie sich so gierig hermachte, als habe sie nie zuvor gefressen. Nun, da der Anhänger leicht war, baute Joe den Wagenheber zusammen und hob den Trailer an, um den Reifen zu wechseln. Den grünen Mercedes-Geländewagen, der auf der Straße an ihm vorbeiraste, bemerkte er kaum.
    John Coble bemerkte im Vorbeifahren den Pferdehänger und das vertraute Pronghorn-Logo auf der Fahrertür des Pick-up und nahm den Fuß vom Gas.
    Das muss der Jagdaufseher sein, dachte er.
    Coble studierte das Bild im Rückspiegel, während der Mercedes langsamer wurde. Der Fahrer des Autos stand neben dem Hänger im Graben und kurbelte ihn nach oben. Hinter dem Mann war ein Buckskin angepflockt und graste friedlich.
    Coble sah auf die Uhr: bald elf. Zwar wusste er nicht, wie weit Charlie Tibbs hinter ihm war, doch rechnete er weiter damit, den schwarzen Ford jeden Moment auftauchen zu sehen.
    In Saddlestring hatte er Zeit damit vergeudet, das Haus des Jagdaufsehers zu finden, hatte aber auch seine Nachricht für ihn hinterlassen und damit seine gute Tat getan. Coble hatte anfangs ohnehin gezögert, ihm gegenüberzutreten, da er nicht wusste, wie diese Begegnung verlaufen würde.
    Er beschloss, weiter zur Hütte zu fahren. Er trat aufs Gaspedal, und sein Kopf glitt gegen die Kopfstütze, als der Mercedes wie eine Rakete auf den Fuß des Berges zuschoss.
    Fünf Kilometer hinter dem Crazy Woman Creek verringerte Joe das Tempo und bog von der Landstraße auf eine zweispurige Schotterpiste ab. Die Kronen der Drehkiefern bildeten ein hohes, geschlossenes Dach und warfen tiefe Schatten auf die Straße. Die grobe Skizze, die er nach Marybeths Angaben gezeichnet hatte, lag auf der Konsole zwischen den Sitzen. Er war diese Straße noch nie gefahren, wusste aber, dass sie durch den Nationalforst zu mehreren Abschnitten staatlichen wie privaten Landes führte, auf denen alte Jagd- und Bergbauhütten standen. Je höher er kam, desto schlechter wurde die Straße und war nun mit Granitgraten übersät, die ihn erheblich langsamer zu fahren zwangen.
    Wegen der dichten Bäume war Joe erstaunt, als er den Bergrücken erreichte und sich ein gewaltiges Tal vor ihm öffnete. Er hielt an, ehe er den Wald ganz verlassen hatte, schaltete das Automatikgetriebe auf Parkstellung und nahm sein Fernglas aus dem Rucksack auf dem Beifahrersitz.
    Es war ein herrliches Tal in wunderbar sommerlichen Gebirgsfarben. Der Weg wand sich

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