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Wilde Flucht

Wilde Flucht

Titel: Wilde Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Trickfilmfigur gepasst hätte.
    » Wissen Sie, wer da auf uns schießt?«, fragte Joe.
    Stewie nickte und rieb sich weiter die Nase. » Er heißt Charlie Tibbs.«
    » Charlie Tibbs?«, wiederholte Joe. » Oha!« Er hatte von ihm gehört. Ihm war nicht klar gewesen, dass der legendäre Viehdetektiv noch im Geschäft war.
    » Gut«, sagte Stewie und schüttelte so ratlos wie ungläubig den Kopf. » Fliehen wir weiter.«
    Als sie im dichten Unterholz hinter der Hütte den Hang erstiegen, ließ Joe grimmig Revue passieren, was geschehen war, und wünschte, es rückgängig machen und noch mal dort beginnen zu können, wo er den Mann gesehen hatte, von dem er inzwischen wusste, dass es Charlie Tibbs war.
    Hätte er es da schon gewusst, dann hätte er einfach die Flinte durchladen und Tibbs bei dem getarnten Mercedes mit einer Schrotladung erledigen können. Dann würde John Coble noch leben, und er selbst hätte sein Pferd und seine Selbstachtung noch und würde nicht mit Stewie Woods und Britney Earthshare durchs Unterholz gen Norden fliehen – in eine Gebirgsgegend, die so unwirtlich war, dass niemand es für nötig gehalten hatte, eine Straße dorthin zu bauen.
    Hinter sich hörte er eine weitere Kugel in die Hütte krachen. Kurz darauf rollte erneut ein Gewehrschuss mächtig durchs Tal.

27
    Marybeth ging ins Haus, gab Sheridan einen Kuss und fragte sie gleich, ob Joe angerufen habe. Ihre Tochter, die noch immer auf ihren Kissen vor dem Fernseher faulenzte, sagte, er habe sich nicht gemeldet.
    Unvermittelt warf Marybeth das Tom-Horn-Buch auf den Küchentisch und machte sich ans Geschirrspülen, um das Angstgefühl zu bekämpfen, das sie seit den Anrufen und der Begegnung mit Ginger Finotta in der Bibliothek empfand. Es war kaum vier Uhr nachmittags, und Joe wollte bei Einbruch der Dunkelheit zurück sein oder vorher anrufen. Also war es noch zu früh, und es gab keinen vernünftigen Grund, so ängstlich zu sein.
    Das Buch zu lesen, hatte nicht geholfen. Obwohl es die Zeit ausführlich behandelte, in der Tom Horn die Indianer bekämpfte – er hatte zu denen gehört, die Geronimo im Auftrag der Regierung verfolgten – und für die US-Armee auf Kuba Dienst tat, interessierten Marybeth eigentlich nur die letzten Kapitel des Buchs, in denen es um die Zeit ging, in der Tom Horn im Rancherauftrag Viehdiebe und Siedler aus dem Süden Wyomings vertrieb. Diese Rancher waren vornehme und ritterlich auftretende Leute gewesen. Viele hatten den Rancheralltag ihren Vorarbeitern überlassen und verbrachten ihre Tage modisch gekleidet im Herrenklub sowie ihre Nächte in einem prächtigen viktorianischen Villenviertel in Cheyenne. Einige besuchten ihre ausgedehnten Besitzungen im Norden nur zu gelegentlichen Jagdausflügen. Doch sie wussten, dass Viehdiebe, Outlaws und Siedler nicht nur ihre Einkünfte, sondern auch ihre politische Machtbasis und das Prinzip des freien Weidelands bedrohten. All diese Rancher waren Gründungsmitglieder der Vereinigung der Viehzüchter von Wyoming, und eine Clique von ihnen beschloss, die Viehdiebe verschwinden zu lassen, und zwar unbarmherzig, um eine klare Botschaft zu vermitteln. Den Erfahrungen der Landbesitzer zufolge vermochten die Ordnungshüter vor Ort diese Aufgabe nicht zu bewältigen, denn die Viehdiebe kamen aus der Gegend, hatten überall in der Bevölkerung Kontakte und wussten daher stets im Voraus, wann der Sheriff Männer aufbot, um das Gesetz durchzusetzen, oder wohin man Hilfssheriffs schickte, um die Viehdiebe zu zerstreuen.
    Deshalb wurde Tom Horn geholt – angeblich, um für die Swan Land & Cattle Company Pferde zuzureiten. Er lebte allein in einer kargen Hütte in einer unwirtlichen Gegend der Rocky Mountains, die für Pumas geeigneter war als für Menschen. Doch es war klar, weshalb er eigentlich gekommen war, und dieser Grund hatte mit Pferden wenig zu tun.
    Männer, die im Verdacht standen, Viehdiebe zu sein, wurden nacheinander in den mit Salbeisträuchern bewachsenen Hochebenen oder zwischen den Granitfelsen der Medicine Bow Mountains tot aufgefunden. Jeden hatte eine großkalibrige Gewehrkugel in den Kopf getroffen, vermutlich aus großer Entfernung. Und unter ihrem Kopf lag ein Stein.
    » Seid brav«, pflegten Eltern ihren ungehorsamen Kindern damals zu sagen, » sonst holt euch Tom Horn!«
    Um fünf fragte Marybeth in der Funkzentrale nach, ob Joe sich gemeldet habe, und erfuhr, dass er laut Protokoll den ganzen Tag über nicht angerufen hatte. Auf ihre Bitte hin

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