Wilde Flucht
und Speck braten sollen, vom Grat durch den Schiefer geklettert und sagte, sie habe gerade Charlie Tibbs gesehen.
Stewie hatte sich eben gestreckt und festgestellt, wie schön es wäre, wenn es Speck und Eier zum Frühstück gäbe.
» Wo?«, fragte Joe und folgte ihr die wenigen Meter zum Grat hinauf.
Sie wies auf einige Lichtungen auf dem Hang gegenüber. Joe sah durch sein Fernglas, konnte aber nichts entdecken.
» Er kam aus dem Wald ins Freie und verschwand wieder zwischen den Bäumen«, sagte sie, und ihre Zähne klapperten vor Schreck und wegen der frühmorgendlichen Kälte.
» Wo war das noch mal?«
Sie machte eine vage Handbewegung.
» Können Sie mir das gefälligst genauer zeigen?«
Sie fuhr ihn verärgert an: » Mann, ich weiß, was ich gesehen hab!«
» War er zu Pferd oder zu Fuß unterwegs?«
Sie funkelte ihn an. » Zu Pferd, glaube ich.«
» Das glauben Sie also?«, fragte er und suchte den Hang weiter mit dem Fernglas ab, doch selbst auf den Lichtungen war es noch zu dunkel, um Charlie Tibbs zu sehen. » War er in unsere Richtung unterwegs?«
» Er kam direkt auf uns zu«, erklärte sie.
Joe senkte das Fernglas und musterte sie, um zu entscheiden, ob sie Tibbs tatsächlich gesehen oder sich das nur eingebildet hatte. Er hatte schon begonnen, Pläne für die Rückkehr zur Hütte und zu seinem Pick-up zu machen, und sich überlegt, wie sie den Höhenzug hinaufsteigen und durch den dichten Wald zurückkommen sollten, der einen mächtigen Bergsattel im Süden bedeckte. Sollte das Terrain angenehm sein, konnten sie schon mittags zurück sein.
Doch wenn Tibbs direkt auf sie zukam, also ihre Spur aufgenommen hatte, würden sie ihm Widerstand leisten oder fliehen müssen.
» Da ist er!«, rief Britney und gestikulierte wild ins Tal hinunter. » Mein Gott!«
Joe fuhr herum, riss das Fernglas an die Augen und sah eine winzige Bewegung am Rand einer fernen Lichtung. Es war etwas Dunkles und verschwand im Unterholz, ehe er es genauer hatte ausmachen können. Doch es mochten Schultern und Kopf eines Reiters gewesen sein.
» Bleibt auf dem Wildwechsel der Wapitis«, mahnte Joe, als sie zu dritt den Berg hinunterkletterten und sich von ihrem Lagerplatz und dem Grat entfernten. » Vielleicht irritiert ihn das ein wenig.«
Es war nicht schwer, dem Weg, den das Rudel in der Nacht genommen hatte, zu folgen. Die Tiere hatten einen knapp meterbreiten Erdstreifen aufgewühlt und Kiefernnadeln in den dunklen Lehm gestampft. Joe gefiel es, wie ihre Spuren mit denen der Wapitis verschmolzen.
» Allmählich bekomme ich wirklich Hunger«, verkündete Stewie. » Sollten wir sie einholen, könnte ich gezwungen sein, meine Zähne in eins der Tiere zu schlagen.«
» Igitt«, stöhnte Britney. Sie hatte bereits erwähnt, dass sie kein Fleisch aß, und betonte nun, die Wapitis seien zu ihren metaphysischen Führern durch die Wildnis geworden; auch hätten Emilys Wölfe ihren Teil zur Entstehung dieses Wildwechsels beigetragen.
» Diese Wölfe gestern Nacht in freier Wildbahn gesehen zu haben, war irre«, schwärmte sie. » Irgendwie orgasmisch. Diese herrlichen Geschöpfe waren rings um uns, und ich hatte einen Moment lang das Gefühl, eines von ihnen zu sein. Wenn man diese magischen Wesen mit eigenen Augen gesehen hat, versteht man kaum mehr, warum man ihnen nachgestellt und sie fast ausgerottet hat. Man beginnt, die Menschen, die das getan haben, wirklich zu hassen. Was haben die sich nur dabei gedacht, ein so prächtiges Tier wie den Wolf töten zu wollen?«
Sie gingen weiter.
» Die ganze Situation hat etwas Ironisches, aber ich wette, ihr kommt beide nicht darauf«, sagte Stewie.
» Nämlich?«, fragte Britney.
» Hauptsache, es ist schnell erzählt«, brummte Joe.
Stewie kicherte über diese Bemerkung. » Das Ironische ist, dass der Vorstand von Eine Welt mich – kurz bevor ich in diese Gegend kam, Annabel heiratete und von einem Rind in die Luft gesprengt wurde – rausgeworfen hat.«
» Du machst wohl Witze!« Britney war entrüstet.
» Es stimmt.« Ihr anstrengend zügiges Tempo raubte ihm langsam den Atem. » Sie haben sich im neuen Sitz der Organisation in Washingtons K-Street getroffen und mich mit acht von neun Stimmen ausgeschlossen. Mein alter Freund Rupert hat als Einziger zu mir gehalten. Sie haben gesagt, meine Methoden würden ihnen nicht mehr gefallen, und ich brächte die Organisation in Verlegenheit. Direkte Aktionen seien nicht so wirksam wie Prozesse, und meine Egomanie führe
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