Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut
zurückziehen sollen, um sich auf den nächsten Tag vorzubereiten. Doch als sie um die Ecke bog, wartete Drew bereits auf sie, seine Augen blickten ernst, auch wenn er einen leichten Ton anschlug. »Massage und weißer Schokoladenkuchen mit frischen Kirschen gefällig?«
Kurz darauf lag sie nackt in seinem Bett.
Sie hatte den Kopf auf seine Brust gebettet und streichelte ihn sanft. »Ich will nicht, dass das Rudel noch einmal dasselbe wie damals durchmachen muss«, murmelte sie. »Ich kann das viele Blut und die Verluste nicht vergessen.«
Drew strich mit der Hand über ihren Rücken. »Ich bin zwar jünger, kann mich aber immer noch an einiges erinnern. Meine Eltern waren nur ein paar Jahre zuvor der ersten Welle von Gewalt zum Opfer gefallen.«
Sie drückte sich an ihn und genoss einen Augenblick das gute Gefühl, so nah bei ihm zu liegen und den Tag durchzusprechen. Konnte sich überhaupt nicht mehr vorstellen, dass es mit einem anderen so vertraut sein würde. »Drew?«
»Hmm?«
»Danke, dass du die Raubkatzen geholt hast.« Dass er ihrer Anordnung gefolgt war, obwohl sein Drang, sie zu besitzen, ihn wahnsinnig gemacht haben musste.
»Schon okay.« Er rieb ihren Nacken. »Ich werde Riaz umbringen, wenn du nicht dabei bist.«
Sie setzte sich auf und sah ihn an. »Jetzt hör mir genau zu.«
»Auf einmal so ernst?« Er strich ein paar Strähnen aus ihrem Gesicht. »Nun sag schon.«
»Falls ich jemals richtigen Mist erzähle, erwarte ich, dass du mir das sagst.«
»Keine Sorge, Offizierin.« Er gab ihr einen Klaps auf den Hintern. »Ich lasse die Dinge nie schleifen.« Dann wurde sein Gesicht ernst. »Aber Auseinandersetzungen über Rudelbelange werden wir nicht vor anderen austragen.«
Sie wusste, wie schwer ihm das als Raubtiergestaltwandler fallen musste. Doch die letzten Wochen hatten auch gezeigt, wie unbeugsam sein Willen war. Er würde sich eher die Zunge abbeißen, als sie noch einmal vor anderen zu demütigen – und würde sie stets unterstützen. Ganz anders als Martin, der Adria häufig im Stich ließ.
Und ab jetzt würde sie ihren Mann niemals mehr mit dem Freund ihrer Tante vergleichen. Denn er war tausend Mal mehr wert als Wolf und als Mann. »Ich dachte, du hättest was von Kuchen gesagt«, sagte sie und strich mit einem Finger über seine Lippen.
Er biss sanft hinein. »In Kuchenangelegenheiten würde ich dich nie anlügen.«
Sie knabberte an seinen Lippen. »Ach ja?«
Er stöhnte auf. »Im Kühlschrank. Aber – «
Lachend stemmte sie sich hoch. »Lass mich erst einmal wieder zu Kräften kommen. Sex mit euch Jungs laugt echt aus.«
»Jungs«, knurrte er.
Sie zwinkerte ihm zu und sprang vom Bett. »In meinem Fall natürlich nur der Sex mit einem bestimmten Jungen.«
»Klingt schon besser«, sagte er, stieg ebenfalls aus dem Bett, küsste sie im Vorbeigehen und begab sich – herrlich in seiner Nacktheit anzuschauen – zum Kühlschrank.
»Hast du überhaupt keine Scham?« Sie versuchte, leicht entsetzt zu klingen, was gar nicht so einfach war, denn am liebsten hätte sie ihn an Ort und Stelle abgeschleckt.
»Nee.«
Aber sie selbst wollte nicht nackt essen und ging zu Drews Kommode, um sich ein T-Shirt zu holen. »Meins hat ja jemand zerrissen.« Ihr strafender Blick hatte allerdings keinerlei Wirkung auf den Mann, der gerade Milch direkt aus der Packung trank.
Er wischte sich den Mund ab und winkte sie mit einem Finger zu sich. »Komm her.«
»Ich wüsste nicht, warum – « Sie griff nach einem Hemd und stockte. »Was ist denn das?«
Plötzlich stand Drew neben ihr und versuchte, die Schublade zu schließen. »Nichts von Bedeutung. Kümmere dich nicht – «
Doch sie hatte schon ein zerzaustes Kuscheltier aus dem Fach gezogen. Es war ein Bär, der wohl ursprünglich ein braunes Fell gehabt hatte, das nun an den meisten Stellen abgewetzt war, ein Auge fehlte ihm und die Ohren waren angeknabbert. Trotz des schlechten Zustands merkte man, dass er nicht vernachlässigt worden war, denn einige Risse waren sorgfältig gestopft.
Drew war ganz still geworden, das fiel Indigo jetzt auf und sie sah hoch. Zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, waren seine Züge hinter einer Maske verschwunden. Es war wie ein Schlag in den Magen.
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»Tut mir leid«, sagte sie, sie musste ihn sehr tief getroffen haben. »Ich wollte dir nicht – «
Drew fasste sie im Nacken und zog sie zu sich heran. »Du musst nichts sagen.« Heiser, aber die Wärme war in seine Stimme zurückgekehrt. »Es hat mich
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