Wilde Leidenschaft, zärtliches Glück
enttäuscht worden. Abby hatte die Herausforderung sofort angenommen und war von der Leiter geklettert. Sie hatte die Hände in die Seiten gestützt und Brad hocherhobenen Hauptes angesehen.
„Am besten bleiben wir auch bei dem gleichen Essen und demselben Wein. Außerdem können wir dieselbe Musik spielen wie im Vorjahr. Neue Tänze brauchen wir auch keine. Wir zeigen einfach die alten Videos. So wird sich nie etwas ändern, und du kannst zufrieden sein.“
„Tradition bedeutet eben etwas in Texas.“
„Fortschritt auch“, hatte Abby erwidert. „Sonst wären alle noch auf Pferden unterwegs und würden Telegramme schicken statt E-Mails.“
„Fortschritt um seiner selbst willen bringt nichts.“
„An Traditionen festzuhalten, nur weil man zu feige ist, etwas Neues auszuprobieren, ebenfalls nicht.“
Lächelnd dachte Sadie daran, wie ihr Bruder wutentbrannt aus dem Klub gestürmt war. Und auch Abby hatte geschlagene eineinhalb Stunden gebraucht, bis ihre Wut verraucht war.
„Offenbar weiß Brad nicht, mit wem er es zu tun hat“, sagte Sadie halblaut zu sich selbst.
Sie parkte den Wagen vor der Haustür, stellte den Motor ab und stieg aus. Müde lehnte sie sich an ihren SUV und betrachtete den nächtlichen Himmel. Sie wollte ins Haus gehen, fühlte sich aber zu erschöpft. Abby zu helfen wuchs sich meist zu einer gewaltigen Anstrengung aus, doch der Ball würde so schön werden wie nie.
Und jetzt musste sie noch die Kleinen baden und ins Bett bringen. Beim Gedanken an die Mädchen lächelte sie und ging aufs Haus zu. Erschrocken stellte sie fest, dass die Haustür offen stand.
Im Flur stand ihr Vater.
„Hallo Dad.“ Sie freute sich – und fühlte sich zugleich beklommen. Natürlich liebte sie ihren Vater, aber es belastete sie, seinen Erwartungen nie völlig zu genügen. „Seit wann bist du denn wieder da?“
„Seit heute Nachmittag.“ Trotz seiner mehr als siebzig Jahre war Robert Price noch immer ein gut aussehender Mann. Sein Haar war grau, aber seine Körperhaltung aufrecht wie eh und je. Er strahlte genau jene Autorität aus, die Sadies ganzes bisheriges Leben bestimmt hatte.
Sie brachte ein Lächeln zustande und küsste ihn auf die Wange. „Freut mich, dich zu sehen, Dad. War es schön in der Karibik? Hast du viele Fische gefangen?“
„Ja“, antwortete er kurz angebunden. „Bis ich nach Hause gekommen bin und festgestellt habe, dass meine Enkeltöchter nicht mehr da sind.“
Sadie war es, als legte sich ein schwerer Stein auf ihre Brust. „Was?“, fragte sie entsetzt. „Was soll das heißen? Sie müssen da sein. Hannah hat auf sie aufgepasst, während ich mit Abby im Klub war. Wir haben …“
Sie unterbrach sich. Darauf kam es jetzt nicht an. Es zählte nur noch, dass sie die Kleinen so schnell wie möglich wiederbekam. Und wo war Hannah? Was war nur geschehen?
Sadie wollte an ihrem Vater vorbei nach oben ins Kinderzimmer, aber mit ernster Stimme gebot er ihr Einhalt.
„Die Mühe kannst du dir sparen. Sie sind nicht oben. Hannah hat mir gesagt, dass ihr Vater sie abgeholt hat“, sagte er missbilligend.
Einen Augenblick krampfte sich Sadie der Magen zusammen, dann spürte sie, wie ihr die Zornesröte in die Wangen stieg. „Er hat was ?“, fragte sie wütend.
„Ja, du hörst richtig. Rick Pruitt hat die Kinder auf seine Ranch mitgenommen.“ Stirnrunzelnd fragte er: „Soll das jetzt zur Dauereinrichtung werden? Sollen die Mädchen in Zukunft x-beliebig zwischen dir und ihm hin- und hergereicht werden?“
„Nein“, antwortete sie mit äußerster Selbstbeherrschung. „Natürlich nicht.“
„Hannah hat mir erzählt, dass Pruitt dir einen Heiratsantrag gemacht hat.“
„Ja, das stimmt.“ Mit energischen Schritten ging sie zur Haustür.
Ihr Vater folgte ihr nach draußen, die Verandastufen hinab bis zum Auto.
Als Sadie die Tür aufsperren wollte, drückte er mit der Hand dagegen und hielt sie zu. „Und du hast abgelehnt?“
„Ja.“
„Warum zum Teufel hast du das gemacht?“, donnerte er los. „Klar, der junge Pruitt war nicht meine erste Wahl, aber indem du zwei Kinder von ihm bekommen hast, hast du dich für ihn entschieden. Und jetzt, wo er seiner Pflicht nachkommen will, sagst du Nein?“
„Ich kann das Wort Pflicht nicht mehr hören!“, platzte Sadie heraus.
Ihr Vater zuckte zusammen, und sie freute sich beinahe über seinen erschrockenen Gesichtsausdruck.
Aber er hatte sich sofort wieder unter Kontrolle. „Ich wäre dir dankbar, wenn du mich
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