Wilde Pferde in Gefahr
Feuer umgekommen.«
Der Rancher presste die Lippen aufeinander, ließ aber nicht erkennen, ob er von dem Anschlag wusste. »Das ist eine schwerwiegende Anschuldigung, Charlie.« Seine Stimme klang gefährlich leise. »Sind Sie sicher, dass es Buddy war? Woher wollen Sie das so genau wissen? Um elf Uhr war es stockdunkel, und Ihr Stall liegt weit hinter dem Haus. Könnten Sie es denn vor Gericht beschwören?«
»Nein, ich könnte es nicht beschwören, Mister Rockwell!«, mischte sich Peggy ein. Sie mochte den Ranchernicht. »Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er es war. Vorgestern Nacht trieb er sich auch in der Nähe unserer Ranch herum. Er ist wütend, weil wir ihn daran hindern wollen, seinem schmutzigen Handwerk nachzugehen, ihn und seine Kumpane. Er wollte uns einen Denkzettel verpassen. Aber wir haben keine Angst! Wir lassen uns nicht einschüchtern!«
»Ich hätte es nicht besser sagen können«, fügte Annie hinzu. In ihrem eleganten Kleid wirkte sie seltsam deplatziert. »Und ich finde es äußerst schäbig von Ihnen, dass Sie diese Männer beherbergen und wahrscheinlich auch noch bezahlen, nur weil Sie nicht ertragen können, dass die Mustangs Ihren Rindern ein paar Büschel Gras wegfressen. Reicht es denn nicht, dass die Mustangjäger von der Regierung bezahlt werden?«
»Wahrscheinlich haben Sie Buddy Miller sogar angestiftet, das Feuer zu legen«, rief Peggy. Wie immer, wenn sie eine Ungerechtigkeit oder Gemeinheit witterte, reagierte sie sehr gefühlsbetont. »Zumindest haben Sie es geduldet. Schämen Sie sich, Mister Rockwell, das Leben von unschuldigen Pferden zu gefährden.«
Der Rancher hatte sich die Vorwürfe ohne sichtbare Regung angehört. Jetzt huschte ein spöttisches Lächeln über sein Gesicht. »Sind Sie endlich fertig? Normalerweise würde ich einen Menschen, der mir solche ungeheuerlichen Vorwürfe macht, von meinen Cowboys davonjagen lassen. Aber ich respektiere Ihre Arbeit, Annie, auch wenn Sie das anders sehen, und deshalb willich fair sein. Natürlich bezahle ich die Mustangjäger, weil ich der Meinung bin, dass diese Tiere auf unserem Land nichts zu suchen haben. Und auch wenn ich es schon hundertmal gesagt habe: Wir befinden uns dabei in vollkommener Übereinstimmung mit dem Gesetz. Aber ich lasse mir keine Brandstiftung anhängen.« Er erhob seine Stimme und rief: »Buddy Miller! Komm raus, ich hab mit dir zu reden!«
»Ich komme ja schon, Boss«, schallte es dumpf aus der Hütte. Gleich darauf schwang die Tür auf und der Mustangjäger stolperte ins Freie. Er war nur mit einer Wollhose und seiner Mütze bekleidet. Sein Oberkörper und seine Füße waren nackt. Als er Annie und Charlie sah, verzog er den Mund.
»Wo warst du gestern Nacht um elf, Buddy?«
»In meinem Bett. Wo sonst?«
»Kann das jemand bezeugen?
»Ron und Santiago, na klar.«
James Rockwell lächelte süffisant. »Sehen Sie? Buddy kann es gar nicht gewesen sein. Sie haben sich geirrt, Peggy. Vielleicht war’s ein Landstreicher … oder irgendjemand anders, der Annie nicht leiden kann. Feinde hat Sie ja genug.«
»Es war Buddy und niemand anders«, behauptete Peggy.
»Und dass Ron Baxter und der Mexikaner ihm ein Alibi beschaffen, überrascht mich nicht«, sagte Charlie. »Sie stecken schließlich mit ihm unter einer Decke.«
Der Rancher blickte den Mustangjäger an. »Ist das so, Buddy?«
»Natürlich nicht. Ich schwör’s!«
»Sehen Sie?«, triumphierte James Rockwell. »Er würde es sogar beschwören. Wenn es sein muss, auch vor Gericht. Ich würde also vorschlagen, dass Sie diese ungeheuerlichen Behauptungen in Zukunft unterlassen und nach Hause fahren.«
Peggy wäre dem Rancher am liebsten an die Gurgel gegangen, bemerkte aber rechtzeitig Charlies warnenden Blick. Stattdessen antwortete Annie: »Wir haben erwartet, dass Sie so reagieren, James. Wir sind nur gekommen, um Ihnen zu sagen, dass Sie sich nicht alles erlauben können. Dass wir unterschiedlicher Meinung sind, würde ich noch gelten lassen, aber dass Sie diesen … diesen Mistkerl losschicken und unseren Stall abfackeln lassen, geht entschieden zu weit. Sehen Sie sich vor. Auch in Nevada gilt das Gesetz, und eines Tages wird es Sie zu Fall bringen. Auf Wiedersehen, James.«
Sie stiegen in den Wagen, wendeten vor dem Rancher und fuhren vom Hof. Im Vorbeifahren sah Peggy das Gesicht von Marty Rockwell an einem der Fenster auftauchen. Seine ängstliche Miene verriet ihr, dass er sich nicht traute seinem Vater zu widersprechen. Dass
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