Wilde Rose der Prärie
vorschlagen."
Wäre die Aussicht darauf nicht so verlockend gewesen, dann wäre Lorelei nicht so völlig außer sich gewesen. „Sie ... Sie ... Sie Gockel!"
„Lieber ein Gockel als eine Glucke", zog er sie auf.
„Wenn Sie meinen, Sie könnten mich auf diese Weise zu unmoralischem Handeln herausfordern ..."
„Möchten Sie lieber in Ihre schäbige kleine Hütte zurückkehren und Rancherin spielen?", fragte er. „Wir wissen doch beide, das Ganze ist nur ein Spiel, um es Ihrem Vater zu zeigen."
Sie drehte ihm den Rücken zu und ging zurück zum Lager, wo die anderen sich aufhielten, wo sie zwar nicht vor Komantschen, wenigstens aber vor Holt McKettricks unverfrorenen Annäherungsversuchen sicher war. Aber er hielt sie davon ab, indem er ihr die nächste Herausforderung vor die Füße warf. „Wir verbringen die nächste Nacht in einer Herberge in Reynosa", sagte er. „Wenn Sie Ihr Leben wirklich leben wollen, anstatt das nur vorzutäuschen, dann lassen Sie Ihre Tür unverschlossen."
Sie drehte sich nicht zu ihm um, da sie sich zu sehr davor fürchtete, was er dabei womöglich in ihren Augen sehen könnte. „Gute Nacht, Mr. McKettrick", sagte sie nur. Wieder musste er lachen. „Ihnen auch eine gute Nacht, Lorelei, auch wenn Sie nicht viel Schlaf finden werden."
Holt hatte kaum die Augen zugemacht, da dämmerte im Osten bereits der neue Tag herauf und weckte ihn wieder. Die Dinge, die er zu Lorelei gesagt hatte - was hatte er sich dabei bloß gedacht? -, waren in der Nacht zu ihm zurückgekommen und hatten ihm den Schlaf geraubt.
Er kroch aus seinem Bettzeug, rieb sich den Nacken und griff nach seinem Hut. Rafe schnarchte noch lautstark, aber John war bereits wach und brühte auf dem Lagerfeuer den Kaffee auf.
Lorelei kam unter dem Wagen hervor und warf ihm einen vernichtenden Blick zu, bevor sie sich ins Gebüsch zurückzog.
Durch ihren Anblick besserte sich seine Laune augenblicklich, dennoch wünschte er sich, er könnte zurücknehmen, was er am Abend zuvor zu ihr gesagt hatte. Langsam wandte er sich zu seinem Bruder um. Wenn er Rafe erzählte, welches Angebot er gestern Abend Lorelei unterbreitet hatte, würde der entweder schallend lachen oder ihm eine runterhauen. Da er derartige Unruhe nicht gebrauchen konnte, beschloss er, den Mund zu halten.
Als Holt nach der Kaffeekanne griff, kehrte Lorelei eben ins Camp zurück. Sie sah wütend und ein bisschen zermürbt aus, und er verspürte deshalb Schuldgefühle. So wie er, hatte auch sie über sein überhastetes Angebot nachgedacht - vermutlich auch die halbe Nacht lang.
Wie ein Kojote am Rand des Lichtscheins, der von einem Lagerfeuer ausging, blieb sie plötzlich stehen. In ihren Augen loderte ein unverhohlenes Verlangen - aber nicht nach ihm, sondern nach einem Becher Kaffee.
Holts Schuldgefühle ebbten ein wenig ab, und er trank einen großen Schluck aus seinem Becher, während er sie über den Rand hinweg mit einem Lächeln im Blick anschaute.
Sie errötete, kam näher, blieb wieder stehen.
John verfolgte von der anderen Seite des Feuers das Schauspiel mit, wo er einen Teig für etwas anrührte, das er als Pfannkuchen bezeichnete. Nach einem mürrischen Blick in Holts Richtung griff er nach einem Becher, schenkte Kaffee ein und brachte ihn Lorelei.
Sie nahm ihn mit leicht zitternden Händen entgegen, wie Holt bemerkte, dessen Schuldgefühle sofort wieder stärker wurden. Frustriert fuhr er sich durchs Haar. Er wünschte sich, er könnte zu ihr gehen und sich entschuldigen, weil er ihr so zugesetzt hatte. Die Wahrheit war jedoch, dass es so gemeint war, wie er es gesagt hatte, weshalb er es gar nicht zurücknehmen konnte. Er hatte Lorelei Fellows von dem Moment an haben wollen, als er sie in San Antonio sah, wie sie ihr Hochzeitskleid verbrannte. Es war lediglich viel Zeit vergangen, bis er diese Tatsache auch erkannt und akzeptiert hatte. Liebte er sie? Nein, vermutlich nicht.
Andererseits hatte er so auch über Olivia gedacht, Lizzies Mutter, und bei ihr war ihm sein Irrtum zu spät klar geworden. Sein Problem war, dass er nicht wusste, wie er Leidenschaft beschreiben sollte. Er verwechselte Liebe zu leicht mit Leidenschaft und etlichen anderen Gefühlen.
Er dachte an seinen Vater und Angus' zweite Frau Concepcion. Ihre Verbindung hatte als eine reine Partnerschaft begonnen. Nach dem Tod von Georgia musste Angus seine drei Söhne Rafe, Jeb und Kade allein großziehen. Die ebenfalls verwitwete Concepcion half ihm dabei aus, und irgendwann
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