Wilde Rose der Prärie
erst dann antwortete er: „Die verdammten Bastarde haben mich hinter einem Pferd hergezogen. Erst nach bestimmt einer Meile oder so bekam ich mein Messer zu fassen und konnte das Seil durchschneiden."
„Wer war das?", fragte der Captain. Trotz seiner ruhigen Art hatte sein Ton etwas Bedrohliches.
„Templetons Bande", erwiderte Frank. „Gabe und ich, wir waren auf der Jagd, und wir hatten unser Nachtlager aufgeschlagen, als sie uns überfielen. Das kam völlig überraschend. Die müssen gedacht haben, dass sie mich umgebracht hatten, sonst wären sie zurückgekommen, nachdem ich das Seil durchtrennt hatte."
Der Captain zog seine Flasche aus der Hemdtasche, schraubte den Deckel ab und hielt sie Frank hin.
Der nahm den Whiskey dankend an und trank einen großen Schluck. Nachdem er sich geschüttelt hatte, dauerte es fast eine Minute, bevor er weiterreden konnte.
„Ranger fanden mich am Rand der Viehtriebroute und brachten meinen ramponierten Kadaver nach Laredo. Dort schrieb ich die Nachricht an dich, Holt, und bezahlte einen Reiter, damit er sie zu dir bringt. Ich bin froh, dass er es geschafft hat. Bis gerade eben war ich mir da gar nicht sicher gewesen."
„Wie sind Sie hierher nach Reynosa gekommen?", wollte der Captain wissen.
„Mein alter Papa hörte, was passiert war, und holte mich in Laredo ab. Sind Sie schon mal so lange in einem Eselskarren unterwegs gewesen?"
Vom Captain kam ein raues, kehliges Lachen als Antwort. Holt wusste, er wollte Templeton und den Rest der Bande finden, um ihnen die Eingeweide herauszureißen. Ihm selbst erging es nicht anders. „Wenn Sie das nicht umgebracht hat, Corrales, dann werden Sie auch alles andere überleben."
Diesmal musste Frank lachen, ehe er noch einen Schluck Whiskey trank. „Ich kann wohl nicht davon ausgehen, dass ihr ein drittes Pferd mitgebracht habt, wie?", fragte er. „Ich liebe mi padre, aber ich werde loco, wenn ich noch länger bei ihm und den Hühnern bleiben muss."
„Meinst du, ich reite den ganzen Weg bis zu deinem Vater, um dich dann hier zurückzulassen?", konterte Holt schroff. „Irgendwelche Knochenbrüche?"
„Ein paar angeknackste Rippen", räumte Frank ein. „Auf einem Pferderücken heilt das natürlich viel besser. Hilf mir mal hoch, Holt."
Holt stand ein wenig unschlüssig auf. Es würde ihn nicht wundern, wenn sein Freund auch noch innere Verletzungen davongetragen hatte, und er wollte nicht, dass sich Franks Zustand weiter verschlechterte. „Bist du dir ganz sicher?"
„Verdammt, ja!", sagte Frank und versuchte, aus eigener Kraft aufzustehen. Als Holt einen Schritt nach vorn machte, um Franks Arm um seinen Hals zu legen, stöhnte der zwar auf und musste die Zähne zusammenbeißen, aber dann stand er endlich aufrecht neben dem Bett.
Während der Unterhaltung war sein Pa in die Hütte gekommen und beobachtete besorgt das Treiben. Holt konnte es ihm nicht verdenken. „Also gut", keuchte Frank. „Dann wollen wir doch mal sehen, ob ich das auch hinkriege, ohne mich an dich zu klammern."
Widerstrebend zog sich Holt zurück, blieb jedoch nahe genug, um Frank sofort festhalten zu können. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass der Captain gleichfalls bereit stand.
Frank schwankte leicht hin und her, fand dann aber sein Gleichgewicht. „Oh verdammt", brachte er heraus. „Das wird wunderbar sein, nicht mehr im Liegen in einen Becher pinkeln zu müssen."
Bis zu diesem Augenblick war die Atmosphäre in der Hütte äußerst angespannt gewesen, doch nun begann Holt zu lachen, der Captain stimmte in das Gelächter ein, und sogar Franks Vater verzog amüsiert den Mund.
„Was ist mit Ihrem Pa?", wollte der Captain wissen. „Möchte er auch mitkommen?" Frank fragte seinen Dad auf Spanisch, aber der alte Mann schüttelte den Kopf und erzählte irgendetwas davon, er müsse auf seine Hühner aufpassen. In seinen Augen war ein trauriger Ausdruck zu sehen, in den sich auch ein wenig Stolz mischte. „Adios, papacito", verabschiedete sich Frank von ihm, dann zeigte er auf Bettzeug und ein paar Satteltaschen in einer Ecke. „Das sind meine Sachen. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sie für mich bis nach draußen tragen könnten, Capt'n." Diesmal war es der Captain, der salutierte. Er nahm Franks Gepäck, während der alte Mann einen ramponierten Rosenkranz hervorholte, den er seinem Sohn in die Hand drückte. Als Holt das mitbekam, verspürte er unwillkürlich einen Kloß im Hals, und er fragte sich, wie es wohl seinem Pa oben auf der
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