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Wilde Rose der Prärie

Wilde Rose der Prärie

Titel: Wilde Rose der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller , Ralph Sander
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Lorelei.
    In ihm regte sich blankes Entsetzen und ein anderes Gefühl, das er nicht bestimmen konnte, das aber so stark war, dass ihm schwindlig wurde.
    „Rafe ist getroffen", ließ er die Männer wissen, doch sein Blick hing an Lorelei fest. Er konnte einfach nicht woanders hinsehen, weil er fürchtete, sie könnte im nächsten Moment mit einem Pfeil im Rücken auf ihrem Esel nach vorn sinken. In einiger Entfernung waren wieder Kriegsgeheul und Schüsse zu hören. Er hatte es gewusst: Die Komantschen bedienten sich bei der Herde, und die Viehtreiber versuchten, sie daran zu hindern.
    „Reitet zurück und geht den Cowboys zur Hand", sagte John zum Captain und Frank, die beide nach kurzem Zögern ihre Tiere wendeten und davonritten. Lorelei sprang von ihrem Maulesel und lief an Holt vorbei zu Rafe. Neben ihm kniete sie sich hin, tupfte die Wunde mit einem zusammengelegten Halstuch ab und stellte die dümmste Frage, die Holt je gehört hatte. „Tut es weh?"
    Der leichenblasse und blutende Rafe brachte ein leises Lachen zustande. „Oh ja, das tut es, Miss Lorelei. Das tut es allerdings."
    Holt packte Lorelei am Arm und riss sie weg. Während sie noch versuchte, ihr Gleichgewicht wiederzuerlangen, zog er seinen Gürtel aus und legte ihn um Rafes Oberarm, um ihn abzubinden. Als er ihn festzurrte, schnappte Rafe vor Schmerz nach Luft.
    John beugte sich über die beiden und hielt Rafe eine Flasche hin. „Du nimmst davon besser einen kräftigen Schluck."
    Rafe nickte knapp und öffnete den Verschluss mit den Zähnen, während Holt sich ein Bild von der Verletzung machte. Die Pfeilspitze aus Feuerstein und gut zehn Zentimeter des Schafts hatten seinen Oberarm durchschlagen und ragten auf der Rückseite heraus. Wie schwer die Verletzung sein mochte, ließ sich nicht einschätzen. Sicher war nur, dass die nächsten Minuten schmerzhafter ausfallen würden als der ursprüngliche Treffer.
    „Wenigstens haben sie nicht meinen rechten Arm getroffen", meinte Rafe und trank noch einen Schluck Whiskey.
    „Tut mir leid, Rafe", sagte Holt und meinte nicht nur das, was er gleich machen würde. Letztlich war es seine Schuld, dass sein Bruder getroffen worden war.
    „Mach einfach", forderte der ihn auf. „Und mach schnell."
    Zunächst brach Holt die Pfeilspitze ab, dann zog er mit einem kräftigen Ruck den Schaft aus dem Fleisch. Rafe gab keinen Laut von sich, dafür stieß Lorelei einen gellenden Schrei aus, der durchaus ein paar tote Komantschen zum Leben hätte erwecken können. Blut spritzte aus der Wunde, und Lorelei zurrte den Gürtel fest, um die Blutung zu stoppen.
    Erst dann wurde Rafe ohnmächtig.
    Weder Holt noch John sprachen ein Wort, als sie Rafe hochzogen und ihn zwischen sich nahmen. Seine Füße schleiften über den Boden, der Kopf hing nach vorn, doch dann kam er genügend zu Bewusstsein, um wieder aus eigener Kraft zu stehen. Mit der Hilfe beider Männer gelang es ihm, sich in den Sattel von Johns Pony zu setzen, auf dem sonst Melina ritt.
    John schob einen Fuß in den Steigbügel und schwang sich hinter ihm auf das Tier. Er griff um den in sich zusammengesunkenen Rafe herum und bekam die Zügel zu fassen. Dann ritt er zurück, so schnell es ging.
    Als sich Holt zu Lorelei umdrehte, stand die nur da, die Augen weit aufgerissen, die Wangen tränenüberströmt. „Jetzt steigen Sie schon auf Ihren verdammten Maulesel!", zischte er ihr zu.
    Sie wich ein Stück zurück, als er sich ihr näherte, doch ihr Kinn hatte sie trotzig vorgeschoben. „Wird Rafe wieder gesund?", flüsterte sie.
    Holt blieb stehen, bückte sich und hob seinen Hut auf. Rafe war nur ein paar Meter entfernt, also musste er ihre Frage ebenfalls gehört haben. „Steigen Sie auf Ihren Maulesel", wiederholte er.
    Sie gehorchte, was einem Wunder gleichkam, und hielt sich mit beiden Händen am Sattelhorn fest, während er hinter ihr aufsaß. „Warum sind Sie so wütend?", wollte sie wissen, als er um sie herum nach den Zügeln fasste und das Tier zurück zur Herde dirigierte. Von weiter hinten waren keine Schüsse mehr zu hören, aber Holt konnte nur hoffen, dass die Komantschen in die Flucht geschlagen worden waren. Ebenso gut konnten jedoch auch die Viehtreiber alle tot oder verwundet sein. Er drückte Seesaw die Absätze in die Flanken und wünschte, er würde Sporen tragen. „Es ist schlimm genug, dass mein Bruder einen Pfeil abbekommen hat", zischte er ihr ins Ohr. „Ich weiß nicht, was in Sie gefahren ist, dass Sie mit John und den anderen

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