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Wilde Rose der Prärie

Wilde Rose der Prärie

Titel: Wilde Rose der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller , Ralph Sander
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über seine Enttäuschung musste sie lächeln, doch ihr Herz trauerte. Ihre Träume lagen im Sterben, Träume, von denen sie erst wusste, dass sie sie in sich trug, als Holt McKettrick ihr angeboten hatte, sie wie eine abgelegte Geliebte auszuzahlen.
    „John wird morgen früh mit dem Wagen herkommen", ließ er sie wissen, nachdem von ihr keine Reaktion auf seine spöttische Bemerkung kam. „Seien Sie zeitig fertig." Sie senkte rasch den Kopf, da er nicht bemerken sollte, wie ihr die Tränen kamen. Er machte einen Schritt auf sie zu, während sie wie erstarrt dasaß und abwartete. Schließlich wandte er sich jedoch ab, bekam Travelers Zügel zu fassen und saß auf. „Gute Nacht", sagte er und ritt davon.
    Solange sie die Hufe seines Pferds auf dem Pflaster hören konnte, stand sie wie angewurzelt da. Erst dann ging sie ins Haus und rechnete damit, in der Küche auf Melina und Tillie zu treffen, die wegen Heddys spontaner Entscheidung aus dem Kichern nicht herauskamen oder die auf eine Erklärung von Lorelei warteten. Doch die Küche war leer.
    Lorelei ließ sich auf einen der Stühle sinken, verschränkte die Arme auf der Tischplatte und legte den Kopf darauf. Heddys Wanduhr tickte laut, und das ganze Haus ächzte und knarrte, als lege es sich schlafen. Im Herd sackte ein Stück Holz in sich zusammen, das Aufsteigen der Funken war deutlich zu hören. Ich sollte aufstehen, sagte sich Lorelei wie benommen. Ich sollte ins Bett gehen. Aber sie rührte sich nicht von der Stelle. Ihr fehlte sogar die Willenskraft, um den Kopf zu heben, ganz zu schweigen davon, die Treppe hinaufzusteigen und sich dann auch noch umzuziehen.
    Plötzlich rüttelte sie jemand, damit sie aufwachte.
    Ruckartig hob sie den Kopf und sah schlaftrunken hoch. Vor ihr stand Heddy, die von der ersten Morgenröte des neuen Tages eingerahmt wurde. „Beeilen Sie sich ein bisschen, Miss Lorelei", drängte sie und grinste von einem Ohr zum anderen. „Ehe Sie sich's versehen, wird mein Mann mit dem Wagen hier sein." Voller Unglauben setzte sie sich gerade hin. „Soll das heißen, er hat ja gesagt?" So unmöglich das eigentlich war, wurde ihr Grinsen doch noch ein Stück breiter. „Sobald wir in San Antonio sind", erklärte sie, „wird es amtlich gemacht."
    „Hier, trink das", sprach Tillie, die wie aus dem Nichts um Heddy herumkam und einen Becher mit dampfendem Kaffee in der Hand hielt. „Für ein Frühstück hast du zu lange geschlafen, aber Melina packt gerade etwas für dich ein. Sie hat gesagt, ich soll dich so lange wie möglich schlafen lassen, und das hab ich getan." Sie machte eine Pause, um Luft zu holen. „Pearl und ich sind bereits fertig."
    „Beleg ein paar Scheiben Brot mit Frühstücksspeck", bat Heddy Tillie. „Miss Lorelei darf uns schließlich nicht vor Hunger vom Esel fallen."
    „Ja, sofort", erwiderte Tillie und ging mit Pearl auf die Hüfte aufgestützt zum Herd. „Sie wollen einfach weggehen?", wunderte sich Lorelei, die von ihrem Stuhl aufstand, um noch schnell zum Klosett gehen zu können. „Was ist mit Ihren Tieren? Mit den Hühnern?"
    „Die hab ich den Nachbarn gegeben", winkte Heddy ab. „Die machen sowieso nur Arbeit. Und jetzt beeilen Sie sich schon. Niemand in dieser Gruppe hat Lust zu warten, nur weil Sie trödeln."
    Lorelei stürmte nach draußen. Sie war eben damit beschäftigt, Hände und Gesicht zu waschen, als John Cavanagh mit dem Wagen vorfuhr. Er grinste so breit wie Heddy, wurde aber ernst, als er sah, dass Lorelei ihr Kattunkleid trug. Sorrowful begrüßte sie mit ausgelassenem Bellen.
    „Wollen Sie in der Aufmachung zwölf Stunden auf Ihrem Maulesel sitzen?", wunderte sich John.
    „Wenn ich noch zwei Minuten bekomme, dann ..."
    Er schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Die Herde ist bereits aufgebrochen. Wir müssen zusehen, dass wir sie einholen." Er stieg vom Wagen, marschierte in die Scheune und kam mit Seesaw heraus. Auf einer Schulter trug er Sattel und Zaumzeug.
    Als Lorelei aufmerksam lauschte, konnte sie in der Ferne die klagenden Laute der Rinder hören, und durch die Schuhsohlen spürte sie auch das leichte Zittern im Boden, das hunderte Hufe verursachten. John warf den Sattel auf den Wagen und band Seesaw an einer Seite fest, während er eine fröhliche Melodie summte. Heddy, Melina und Tillie kamen mit ihren zu Bündeln verpackten Habseligkeiten aus dem Haus. Tillie gab Lorelei die mit Speck belegten Brote, dann hob sie Pearl auf die Ladefläche des Wagens und kletterte hinterher. John

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