Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilde Rose der Prärie

Wilde Rose der Prärie

Titel: Wilde Rose der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller , Ralph Sander
Vom Netzwerk:
bis in ihre Seele blicken. „Wir vergeuden nur kostbares Tageslicht."
    Zwar lachte sie über seine Bemerkung, aber in dieses Lachen mischte sich ein Schluchzen. Sie trieb Seesaw zur Eile an, und der Maulesel überwand den Hügel hinauf zur Straße nach San Antonio. Mit jedem Schritt seiner kurzen, stämmigen Beine wirbelte er Staub auf.
    Holt blieb auf gleicher Höhe mit ihr, und obwohl die leichte Steigung seinem Appaloosa keinerlei Mühe bereitete, gab er vor, dass es ein anstrengender Kampf war, zu ihrem Maulesel und dem fetten Pony des Docs nicht den Anschluss zu verlieren.
    Sie liebte ihn dafür, dass er das tat. Und dafür, was er über die Bäume gesagt hatte. Sie liebte ihn.
    Diese Erkenntnis erschütterte sie mehr als der Verrat ihres Vaters. Sie konnte Holt McKettrick nicht lieben. Nach diesem Gespräch in Reynosa, als er ihr eine geschäftliche Vereinbarung' vorgeschlagen hatte, war er nie wieder auf eine Heirat zu sprechen gekommen. Entweder hatte er ihr damals etwas vorgemacht, oder er war inzwischen anderer Meinung.
    Er würde von ihr weggehen, das stand schon jetzt fest - vorausgesetzt, er überlebte die Konfrontation mit Templeton, die unausweichlich war. Er würde von hier weggehen, sobald Gabe Navarro freigesprochen worden war.
    Er wird weggehen und nie wieder herkommen. Das war die nackte, brutale Wahrheit. Wer oder was sollte sie dann trösten? Welche Saat würde sich unter der Asche ihrer Träume regen, um der Sonne über Texas zu trotzen und groß und stark zu werden? Die Antwort darauf veranlasste sie, eine Hand auf ihren Bauch zu legen. Ein plötzliches Gefühl unglaublicher Freude ließ sie zusammenfahren, geboren aus einer Gewissheit, die sich nicht erklären ließ. Sie trug Holts Kind in sich. Ihre Augen wurden größer, und ihr Herz begann zu rasen wie ein Wildpferd, dem man die Freiheit zurückgegeben hatte. Von nun würde das Leben für sie noch härter, aber auch wundervoll werden.
    „Lorelei?", fragte Holt besorgt. „Fühlst du dich nicht gut?"
    „Doch, doch. Ich bin stark wie eine texanische Eiche", beharrte sie. Trotz der Tränen in ihren Augen lächelte sie.
    Dr. Brown tippte an seinen Hut, als er sich am Stadtrand von San Antonio von Holt und Lorelei verabschiedete. „Raul und Angelina können bei mir bleiben, solange sie wollen, Miss Fellows", erklärte er. „Holt, sorgen Sie dafür, dass Ihr Bruder vorläufig nicht reitet. Ich möchte nicht, dass sich die Wunde entzündet. Rufen Sie mich, wenn der junge Cowboy Probleme mit seinem Bein hat. Aber die Schiene sollte eigentlich halten."
    Holt nickte und tippte an seine Hutkrempe. „Noch mal danke, Doc", sagte er. Lorelei sah Dr. Brown nach, bis der um eine Hausecke bog, um nach Hause zu reiten, wo zweifellos die nächsten Patienten auf ihn warteten.
    „Ich könnte dich zu deinem Vater begleiten", bot Holt mit ruhiger Stimme an.
    „Das ist eine Sache, die ich allein hinter mich bringen muss", gab sie resigniert zurück und fügte in Gedanken hinzu: Und da sind noch viele andere Dinge, die ich auch allein bewältigen muss.
    Holt schien es nicht eilig zu haben, um zum Gefängnis zu reiten und Gabe die wundervolle Neuigkeit zu überbringen. „Ich möchte dich um einen Gefallen bitten, Lorelei", sagte er schließlich. „Wenn du bei deinem Vater früher fertig bist als ich bei Gabe, dann reite bitte nicht zurück zu Johns Ranch. Komm zum Gefängnis und warte da auf mich. Würdest du das tun?" Sie nickte und versuchte zu lächeln.
    Gekonnt ließ er sein Pferd näher an sie herantreten, sodass er sich hinüberbeugen und ihr über die Wange streichen konnte. Dann ritt er los in Richtung Stadtmitte. Ein paar Minuten später hatte auch Lorelei ihr Ziel erreicht: das Haus ihres Vaters. Sie band Seesaw am Zaun an, öffnete das Gartentor und ging den Weg zum Haus entlang.
    Der Richter überraschte sie, indem er persönlich die Tür öffnete. Voller Verachtung wanderte sein Blick über ihr Hemd, die Hose und die Stiefel. „So, so", sagte er dann. „Du kommst also doch wieder angekrochen."
    „Ich komme, um mich von dir zu verabschieden, Vater", entgegnete sie und stand aufrecht vor ihm. In diesem Moment starb in ihr die schwache und unbegründete Hoffnung, Blut könne doch dicker als Wasser sein. Bei ihrem Vater war das eindeutig nicht der Fall. „Du hast mein Zuhause in Schutt und Asche gelegt, vielleicht hast du auch Mr. Templeton und seine Leute dazu angestachelt, das zu tun, weil du geglaubt hast, ich würde doch noch aufgeben.

Weitere Kostenlose Bücher