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Wilde Rose der Prärie

Wilde Rose der Prärie

Titel: Wilde Rose der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller , Ralph Sander
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jetzt ließ er sie los und begann, in seiner Zelle auf und ab zu gehen. Zumindest hatte er seit seiner Verlegung dafür Platz genug, andererseits konnte man durch das Fenster genau auf den Galgen sehen, und das war nach Holts Ansicht eindeutig keine Verbesserung. „Bekommst du regelmäßig das Essen geliefert?", fragte er.
    „Ja", spie Gabe förmlich aus. Undankbar war er, und absolut boshaft. Er zeigte auf Rafe. „Und wer ist dieser Tölpel?"
    Holt erklärte es ihm. Zumindest konnte Gabe immer noch einen Tölpel erkennen, wenn er einen vor sich hatte.
    Rafe hielt ihm nicht die Hand hin, Gabe machte ebenfalls keine Anstalten, sein Gegenüber begrüßen zu wollen. Sie standen nur da und sahen sich abschätzig an, aber nach dem jeweiligen Gesichtsausdruck zu urteilen, fand jeder sein Gegenüber alles andere als angenehm. Schließlich drehte sich Gabe um und spuckte auf den Boden.
    „Ich bin hier, um dich wissen zu lassen, dass wir eine Weile unterwegs sein werden, um Rinder herzubringen", beendete Holt das unbehagliche Schweigen. „Unterwegs werden wir uns um einen anständigen Anwalt kümmern, der dich hier rausholt." Gabes Gesicht war bleich, aber der Grund dafür war nicht der, dass sie sich eine Weile nicht sehen würden und es bis zu seiner Hinrichtung nur noch einen Monat war. Vielmehr brauchte er frische Luft, Freiheit und das Gefühl der Sonne, die ihm ins Gesicht schien, mehr als jeder andere Mann, den Holt je gekannt hatte. Das Wissen, Holt und Rafe nicht begleiten zu können, musste schrecklich schmerzhaft für ihn sein.
    „Du musst Frank finden", sagte Gabe. „Vielleicht hat er noch eine Chance, wenn du ihn zeitig findest. Sieh zu, dass Melina und das Kind versorgt sind, und lass nicht zu, dass diese Dreckskerle mich auf einem kirchlichen Friedhof beerdigen."
    Holt war so verdutzt, dass er nicht wusste, was er entgegnen sollte. Rafe hatte dieses Problem nicht. „Sie hören sich an wie ein Mann, der aufgeben will", sprach er Navarro an. „Sie sind mir zwar nicht sympathisch, aber für einen Angsthasen hätte ich Sie nicht gehalten."
    Gabe machte einen Satz an die Gitterstäbe, und wenn es ihm möglich gewesen wäre, dann hätte er sich zwischen ihnen hindurchgezwängt, nur um Rafe an die Gurgel zu gehen.
    „Aber vielleicht sind Sie ja doch noch kein völlig hoffnungsloser Fall", meinte Rafe grinsend.

21. Kapitel

     
    Lorelei biss sich auf die Unterlippe, kniff einen Moment lang die Augen zu und stieg dann auf die Kiste. Melina hielt Seesaw an seinem Halfter fest und nickte ermutigend. Fast den ganzen Nachmittag hatten sie damit verbracht, sich mit dem Tier anzufreunden, es in immer größeren Kreisen herumzuführen und es jedes Mal mit einer Portion Zucker zu belohnen, wenn Anzeichen für Gehorsam erkennbar waren.
    Nun raffte sie ihre Röcke, murmelte ein Gebet und hob ihr rechtes Bein über das Tier, damit sie sich so sanft wie möglich auf dessen Rücken sinken lassen konnte. Ein Schauder durchlief den dicken Körper des Maulesels, Lorelei hielt gebannt den Atem an. Im nächsten Moment konnte sie so enden wie Raul oder sogar wie William, aber vielleicht würde sie ja auch erfolgreich sein. Die Entscheidung lag allein bei Seesaw.
    Melina hielt das Seil fest und verfolgte mit großen Augen das Geschehen. Seesaw gab einen winselnden Laut von sich.
    Lorelei griff mit beiden Händen in die struppige Mähne und wartete ab.
    Bedächtig zog Melina an dem Seil und schnalzte leise mit der Zunge.
    Dann machte Seesaw einen vorsichtigen Schritt nach vorn, blieb stehen und zitterte abermals, während er zu überlegen schien, was er tun sollte.
    „Braver Esel", lobte Lorelei ihn hoffnungsvoll.
    „Mach keine hastigen Bewegungen", riet Melina ihr.
    Lorelei entspannte sich ein wenig. „Gib mir das Seil", sagte sie in sanftem Ton, der das unschlüssige Tier beschwichtigen sollte. „Und dann geh langsam weg. Wenn er zu bocken beginnt, ist es nicht nötig, dass wir beide verletzt werden." Auf Zehenspitzen stehend, gab Melina ihr das Seil, das in ihrer Hand kratzte. „Ganz vorsichtig", flüsterte Melina und zog sich langsam zurück. „Jetzt drück deine Hacken in die Flanken, aber ganz sanft. Du willst ihn ja nicht erschrecken." Gebannt hielt sie den Atem an und tat, was Melina ihr gesagt hatte. Gemächlich bewegte sich Seesaw auf das Flussufer zu. Lorelei konnte es noch gar nicht fassen. Sie ritt! Dann versuchte sie, die Marschrichtung zu ändern, indem sie nicht zu fest am Seil zog, doch der Maulesel

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