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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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ungeduldig. »Er kann den ganzen Tag im Kuhstall verbringen.«
    Sally graute davor, Gina und Augustus hüten zu müssen, aber das blieb ihr erspart. James kam zurück in die Küche, seine Hände waren mit irgend etwas Übelriechendem bedeckt, und seine Stiefel waren schlammverschmiert.
    »Oh, hallo, Luce, Gina, Gus. Seit wann seid ihr hier? Hast du Sally schon kennengelernt?«
    »Natürlich hab’ ich Sally kennengelernt. Und kannst du nicht die Stiefel ausziehen, ehe du ins Haus kommst?« schimpfte seine Schwester.
    Lucy war, verglichen mit James, nur ein Strich in der Landschaft, aber sie war es offensichtlich gewöhnt, ihn herumzukommandieren und mit Klauen und Zähnen gegen die Sallys dieser Welt zu verteidigen. Doch ihre Tirade glitt unbemerkt an James’ breitem Rücken ab. Er beugte sich vor und küßte seine Schwester auf die Wange.
    »Also wirklich, Leute«, sagte er zu den Kindern. »Hat Sally nichts Aufregenderes gefunden, das sie euch zu essen geben konnte? Das ist nicht das Richtige für einen Kerl im Wachstum, oder was meinst du, Gus, alter Junge?«
    Lucy seufzte.
    Clodagh war mit James zusammen hereingekommen. Sie beschnüffelte die Vollkornkekse, die die Kinder nicht gegessen, sondern lediglich zerkrümelt und mit ihrem Orangensaft vermischt hatten. Clodaghs Barthaare fegten einen Großteil der Reste vom Tisch, aber sie verschmähte sie ebenfalls.
    »Kannst du nicht dafür sorgen, daß dieser Hund sich vom Essen meiner Kinder fernhält?« Lucys Frage war rein rhetorisch. »Und hast du einen Brief von Tante Sophie bekommen?«
    James zog einen Hocker unter dem Tisch hervor, setzte sich und bereitete sich auf ihre Kanonade vor. »Nein. Das heißt, ich hab’ keine Ahnung, ich habe noch nicht nachgesehen.«
    Lucy zischte mißbilligend: »Dann sieh jetzt nach. Sie will über Weihnachten zu Besuch kommen.«
    »Na und? Du hast sie über Weihnachten doch immer bei dir.«
    »Sie will hierherkommen«, schnauzte Lucy. »Verstehst du, was ich sage? Hierher!«
    »Na ja, das geht nicht«, sagte James, offenbar unbekümmert von dieser Hiobsbotschaft.
    »James! Du kannst ihr das nicht abschlagen. Sie wird dich enterben.«
    »Sie enterbt mich andauernd. Was soll mich das kümmern?«
    Lucy atmete tief durch und warf Sally einen Blick zu, als überlege sie, ob sie vertrauenswürdig genug sei, um in ihrem Beisein Familienangelegenheiten zu erörtern. Dann biß sie die Zähne zusammen. »Es muß dich kümmern, nachdem unsere Onkel dir dieses Fiasko hinterlassen haben!«
    Sally fühlte sich extrem überflüssig und stand auf. »Wenn’s recht ist, mach’ ich einen kleinen Spaziergang. Ich muß mir mal die Beine vertreten.«
    »Ich finde Ihre Beine perfekt, so wie sie sind«, sagte James, vermutlich um seine Schwester zu ärgern.
    Lucy ignorierte ihn. »Ich würde an Ihrer Stelle ein Paar Stiefel anziehen, Sally. Dahinten in dem kleinen Raum am Ende des Flurs sind mehr als genug.«
    »Danke.« Sally verließ die Küche in der Richtung, die Lucy ihr gewiesen hatte. Clodagh folgte ihr.
    »Wo hast du sie aufgelesen?« Lucys Stimme scholl laut und deutlich durch den Korridor.
    »In London.«
    Lucy schnalzte vielsagend mit der Zunge.
    »Clodagh hat sie gern«, gab James zurück.
    »Das ist seltsam ... Jetzt hör zu, James: Es hat keinen Zweck, in dieser Sache eine allzu noble Gesinnung an den Tag zu legen ...«
    Sally wählte ein Paar viel zu große, uralte Stiefel, schüttelte sie vorsichtshalber aus und streifte sie hastig über, ehe sie mehr von den privaten Familienangelegenheiten hören konnte. Dann trat sie in den Hof hinaus. Sie hatte die Farmhunde völlig vergessen. Sie bellten sie an, aber Clodaghs Begleitschutz verhinderte, daß sie sich auf sie stürzten, um sie zu zerfleischen.
    »Ich hätte niemals herkommen sollen«, vertraute sie Clodagh an. »Du bist die einzige hier, die mich gern hat.«
    Clodagh gab ein mitfühlendes, leises »Wuff« von sich und schlug einen Weg am Haus entlang ein, der durch ein Törchen in den Garten führte. Vermutlich war es sicherer, sich von Clodagh führen zu lassen, als alleine umherzustreifen.
    Es war offenbar ihre vertraute Route. Sie kamen durch den verwilderten Garten in den Obstgarten, dann aufs freie Feld und über einen niedrigen Zaun zu einem Pfad, der sie zurück zum Haus brachte.
    Lucy und James redeten immer noch, als sie wieder in die Küche traten.
    »Es ist furchtbar, Sally«, vertraute James ihr an. »Lucy hat mich überzeugt, daß ich Tante Sophie hier aufnehmen muß.

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