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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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darin zu empfangen. Sie sprühte ein bißchen Möbelpolitur Richtung Tischchen und Sesselfüße, wischte zwischen den Dekorationen auf dem Kaminsims Staub und schüttelte die Kissen auf. Die Zeitungen faltete sie ordentlich zusammen und legte sie in einen Korb, wo sich schon ein beachtlicher Stapel angehäuft hatte.
    Das Eßzimmer war noch ordentlicher, nur war es hier kalt. Um ihren guten Willen unter Beweis zu stellen, polierte May den wundervollen Mahagonitisch. Eine Antiquität, stellte sie erleichtert fest, zu alt, um aus bedrohten Regenwäldern zu stammen.
    Im Badezimmer im Erdgeschoß fand sich ein Wunderwerk aus Glas und Chrom: die luxuriöseste Dusche, die May je gesehen hatte. Die Glaswände waren mit Wasserflecken bedeckt, die sich mit einem feuchten Tuch aber problemlos entfernen ließen. Waschbecken und Toilette hätten eine etwas gründlichere Reinigung nötig gehabt, aber da May die meisten Putzmittel auf dem obersten Regal als umweltschädlich einstufte, konnte sie auch hier nur ein bißchen oberflächlich wischen. Wenn Mrs. Stockbridge wollte, daß May ihre Putzfrau bis zu deren Genesung vertrat, dann würde sie etwas umweltbewußter einkaufen müssen.
    May sah auf die Uhr. Ihr blieben vier Stunden, um zu kochen. Sie hatte enorm viel Zeit gewonnen, weil sie nicht einkaufen konnte. Jetzt brauchte sie nur noch einen alternativen Speiseplan aufzustellen, wobei sie sich an den Zutaten orientieren mußte, die ihr zur Verfügung standen, und kochen. Es würde sich doch bestimmt etwas im Tiefkühlschrank finden, das sie in der Mikrowelle auftauen konnte.
    Clorindas Haus verfügte über eine große, altmodische Vorratskammer, und darin stand eine gewaltige Kühltruhe. »Die ist groß genug, um eine Leiche einzufrieren, also wird sich wohl genug finden, um acht Leute satt zu kriegen«, sagte May und öffnete den Deckel.
    May hatte natürlich nicht damit gerechnet, eine Leiche zu finden, aber ebensowenig war sie darauf gefaßt, keine Lammkeule, kein Hähnchen, keine Steaks und nicht einmal Schweinekoteletts zu finden. Das war ein bißchen entmutigend. Mochte man im Haus auch kaum eine Spur von Mrs. Stockbridges Kindern entdecken, die Kühltruhe war anscheinend ausschließlich nach Kindergeschmack gefüllt. Mehrere Pakete Weißbrot in Scheiben, Spinat, ein paar eher finster wirkende, braune Pakete, die Giftpilze hätten enthalten können. Dann eine ganze Reihe Margarinepakete, die ihre Deckel und damit die Aufkleber mit der Inhaltsangabe verloren hatten. Alles andere in dieser Tiefkühltruhe war Fastfood: Burger, Pizza, Fischstäbchen, Hähnchen-Nuggets ein halbes Dutzend verschiedener Pommes-frites-Sorten, darunter auch welche in Buchstabenform. Das einzige, was auch nur Ähnlichkeit mit Erwachsenenfutter hatte, waren acht kalorienarme Chipolata-Würste und ein paar angebrochene Blätterteigpakete. Auf den ersten Blick schien es einfach nichts zu geben, das sie der achtköpfigen Dinnerparty vorsetzen konnte, selbst wenn es nur darum gegangen wäre, alle satt zu bekommen. Und Clorinda erwartete viel mehr als nur das. May schaufelte zwischen den kleinen Eishügeln und leeren Verpackungen am Boden der Tiefkühltruhe herum und fand ein Paket Windbeutel. Ihre anfängliche Euphorie verflüchtigte sich zusehends.
    Vorausgesetzt, sie fand eine Flasche Sherry und ein bißchen Zitronensaft irgendwo im Haus, hatte sie wenigstens schon den Nachtisch. Sie schloß die Kühltruhe, durchstöberte das Gemüseregal und fand ein paar Karotten, Kartoffeln und eine sehr verschrumpelte rote Paprikaschote. Gegenüber der Kühltruhe stand ein Regal mit Konserven. Inzwischen war May nicht mehr überrascht, als sie feststellte, daß es sich hauptsächlich um Buchstabennudeln und Hundefutter handelte. Sie fand allerdings auch ein paar Dosensuppen.
    Ihre Stimmung war ziemlich gedämpft, als sie ihre magere Ausbeute in die Küche trug. Allerdings stand die Inspektion des Kühlschranks noch bevor, und wer konnte ahnen, welche Schätze sich darin verbargen? Vielleicht hatte Clorinda ihre »kinderleichte« Forellenmousse ja schon selbst gemacht. Und ganz sicher war Zitronensaft im Kühlschrank. Dann konnte sie die Windbeutel auftauen und den Nachtisch machen.
    Weder Zitronensaft noch Forellenmousse standen im Kühlschrank. Statt dessen fand sich etwas, das wie eine grobe Leberpastete aussah, aber auf dem Deckel war ein Hund abgebildet. May erwog es kurz und entschied dann, es lieber nicht zu riskieren. Und selbst sie wußte, daß

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