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Wilde Saat

Wilde Saat

Titel: Wilde Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Octavia Butler
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nicht die Gelegenheit hatte, dir zu zeigen, welch eine gute Frau ich dir sein kann.«
    Er setzte sich auf und stellte die Füße auf den Boden. »Du verstehst nicht«, sagte er sanft. Er zog sie neben sich auf die Bettkante. »Habe ich dir nicht erzählt, woran ich arbeite! Über Hunderte von Jahren hinweg habe ich mir Me n schen ausgesucht, deren Begabung so gering war, daß kaum etwas Besonderes an ihnen war. Ich habe sie mite i nander gepaart, immer und immer wieder, bis sich bei ihren Nachkommen die ersten Früchte zeigten. Ihre Fähigkeiten wuchsen und wuchsen, und schließlich konnte ein Mann wie Isaak geboren werden.«
    »Und ein Mann wie Lale.«
    »Lale war nicht so schlecht, wie es aussah. Er wußte die Fähigkeit, die er besaß, hervorragend zu nutzen. Und ich habe andere von seiner Art geschaffen, die noch begabter waren und einen besseren Charakter besaßen als er.«
    »Du hast ihn also geschaffen. Aus was? Aus einem Klumpen Lehm?«
    »Anyanwu!«
    »Isaak erzählte mir, euer Gott habe die ersten Me n schen aus Lehm geschaffen. Du redest so, als glau b test du, selbst dieser Gott zu sein.«
    Er atmete tief und sah sie traurig an. »Was ich bin oder glaube, brauche ich dir gegenüber nicht zu ve r antworten. Ich habe dir gesagt, was du zu tun hast … Nein, sei still! Hör mir zu!«
    Sie schloß den Mund und verschluckte eine neue Wide r rede.
    »Ich sagte, daß du nicht verstehst«, fuhr er fort. »Nun weiß ich, du willst nicht verstehen. Glaubst du denn wir k lich, ich stieße dich von mir, weil du mir nur eine armselige Frau gewesen bist?«
    Sie schaute zur Seite. Nein, natürlich glaubte sie das nicht. Sie hatte nur gehofft, ihn mit ihren Worten zu erwe i chen, ihn zu bewegen, von seinen unmöglichen Forderu n gen A b stand zu nehmen. Nein, er stieß sie nicht von sich. Übe r haupt nicht. Er behandelte sie nur wie Zuchtvieh. Er hatte es eben selbst gesagt: »Ich möchte Kinder aus euren Kö r pern.« Was sie wollte, bedeutete nichts. Fragte jemand seine Kuh oder seine Ziege, ob sie zum Stier oder zum Bock wollte?
    »Ich gebe dir den besten meiner Söhne«, sagte er. »Ich erwarte von dir, daß du ihm eine gute Frau bist. Ich würde dich niemals mit ihm vermählen, wenn ich davon übe r zeugt wäre, daß du nicht seine Frau we r den könntest.«
    Langsam schüttelte sie den Kopf. »Du bist es, der nicht versteht.« Sie blickte ihn an. Bis zu diesem Augenblick hatte sie eine Auseinandersetzung mit ihm vermieden. Sie hatte nachgegeben, gehorcht. Nun konnte sie nicht geho r chen.
    »Du bist mein Mann«, erklärte sie ruhig. »Entweder du oder niemand. Wenn ich einen anderen Mann brauche, werde ich ihn finden. Mein Vater und meine anderen Mä n ner sind lange tot. Du hast keine Brautgeschenke für mich bezahlt. Du kannst mich fortschicken, aber du kannst nicht bestimmen, wohin ich zu gehen habe.«
    »Natürlich kann ich das!« Seine Ruhe glich der ihren, aber irgendwie schien seine Geduld zu Ende zu sein.
    »Du weißt, daß du gehorchen mußt, Anyanwu. Oder muß ich mir deinen Körper nehmen und die Kinder, die ich von dir will, selbst gebären!«
    »Das kannst du nicht!« Sie fuhr fort, ihre Geschlechtso r gane weiter zu verändern. Sie war jetzt keine Frau mehr im strengen Sinne, aber auch kein richtiger Mann. Sie hatte Maßnahmen getroffen – nur um sicherzugehen. »Es mag dir gelingen, meine Seele aus meinem Körper zu vertre i ben«, sagte sie. »Ja, ich glaube, das kannst du, obwohl ich deine Macht noch nie gespürt habe. Aber mein Körper wird dich enttäuschen. Es würde dich zu viel Zeit kosten, um herau s zufinden, wie all das wiederhe r zustellen ist, was ich darin in Unordnung gebracht habe – falls es dir überhaupt gelingen sollte. Ich will jetzt nicht schwanger werden, und mein Kö r per ist deshalb wie der Körper einer Unfruchtb a ren.«
    Der Zorn in seiner Stimme war nicht zu überhören, als er wieder zu reden begann. »Du weißt, daß ich mir deine Kinder holen werde, wenn ich nicht dich haben kann.«
    Sie kehrte ihm den Rücken. Er sollte die Furcht und den Schmerz in ihren Augen nicht sehen, und sein Anblick war ihr unerträglich geworden.
    Er trat hinter sie, legte seine Hände auf ihre Schultern. Gewaltsam entwand sie sich seinem Griff. »T ö te mich!« brach es aus ihr hervor. »Töte mich auf der Stelle, aber fa s se mich nicht noch ein einziges Mal so an!«
    »Und deine Kinder?« sagte er, ohne sich zu rühren.
    »Keins meiner Kinder würde die Greuel begehen, die du

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