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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Zeile singen, meine Freunde werden den Refrain übernehmen. Es ist ganz einfach, du wirst es schnell lernen.«
    Nach den ersten Sätzen konnte Ross bereits mit den anderen  einstimmen. Wie Ephraim vorausgesagt hatte, war das Lied, ein Gebet der Freude, sehr einfach. Die usbekischen Wachen gönnten ihnen kaum ein paar gelangweilte Blicke.
    Als die Hymne beendet war, strahlte Ephraim Ross an. »Ausgezeichnet. Nun singen wir ein anderes, etwas schwierigeres Lied. Wenn du die Worte nicht verstehst, bitte mich einfach, sie zu wiederholen.« Er sah ihn eindringlich an. »Du verstehst?« Ross, der plötzlich sehr aufmerksam wurde, nickte.
    Klagend stimmte Ephraim auf Hebräisch an: »Ich habe soeben vernommen, daß nicht ein, sondern zwei Europäer zum Schwarzen Brunnen verurteilt wurden, obwohl sie kein Verbrechen begangen haben.«
    Seine zwei Freunde fielen ein: »Er ist der Mächtigste der Mächtigen!«
    »Der eine war dein Bruder«, sang Ephraim. »Der andere ein Offizier aus Rußland.«
    Wie gelähmt starrte Ross seine Gäste an, zu verblüfft, um den folgenden Refrain mitzusingen.
    Ephraim fing seinen Blick auf und fuhr fort: »Ein Gefangener wurde zur Exekution abgeführt, wo er seinen Glauben erklärte und starb. Möge er in Frieden ruhen.«
    Die anderen Männer tönten: »Er ist der Gesegneteste der Gesegneten.«
    Ross' Herz begann heftig zu hämmern, als er endlich begriff, daß es sich um den dreisten Versuch handelte, unter den Nasen der Wachen Informationen zu übermitteln.
    »Der andere erleidet noch immer das lebende Sterben des Schwarzen Brunnens«, sang Ephraim, »doch niemand kennt seinen Namen.«
    Unfähig, noch länger schweigend zu lauschen, unterbrach Ross angespannt: »Verzeih, ich habe die Worte der letzten Zeile nicht ganz begriffen. Ist es dies?« Mit einem leichten Beben in der Stimme, fragte er: »Ihr wißt nicht, welcher Mann starb und welcher lebt?«
    Sein Gast antwortete traurig: »Leider nein. Es gab Zeugen, die zu der fatalen Stunde da waren, aber sie sind sich nicht einig, welcher getötet wurde.«
    Die anderen beiden stimmten ein: »Er ist der Herrlichste der Herrlichen.«
    Ross mußte noch eine Frage stellen. »Und der Überlebende haust noch immer im Schwarzen Brunnen?«
    »Aye, er lebt, mehr können wir nicht sagen.«
    Ross schluckte hart. Als der Refrain vorbei war, murmelte er: »Also könnte mein Bruder noch unter den Lebenden sein.«
    »Aye, aber er kann auch tot sein. Ich weiß nur, daß ein Europäer immer noch im Schwarzen Brunnen dahinvegetiert.« »Er ist der König der Könige«, fügten seine Freunde hinzu. Mit mitfühlendem Blick endete Ephraim: »Gewiß ist das Wissen eine bittere Frucht, aber ein Bruder hat das Recht zu wissen, was mit seinem Bruder geschah.«
    Bevor Ross überlegen konnte, was er sagen sollte, betrat Abdul Samut Khan das Empfangszimmer.
    Augenblicklich strahlte Ephraim in einem unschuldigen Lächeln. »Ach, bitte, verehrter Kilburn, erzähl uns doch die Geschichte von Sir Moses Montefiores Hühnchen.«
    Ross hatte noch nicht begonnen, als der Nawab forderte: »Lord Kilburn, würdet Ihr bitte heute früh mit mir zu Abend essen?« Dann wandte er sich zu den Juden um und meinte: »Ihr seid natürlich auch willkommen.«
    Die Einladung kam nur der Form halber, und jeder der Anwesenden wußte es. Also erhob sich Ephraim ben Abraham und sprach: »Ihr ehrt uns sehr, Abdul Samut Khan, aber leider verbietet uns die Ernährungsvorschrift unseres Glaubens, anzunehmen. Es ist Zeit, zu gehen.«
    Ross stand ebenfalls auf und sagte seinen Gästen Lebewohl. Als er Ephraims Hand schüttelte, raunte er leise: »Ich danke euch für eure Lieder. Ich werde sie immer in meinem Herzen tragen.«
    »So wie deine Lieder in unseren Herzen ruhen werden«, antwortete Ephraim . »Shalom, mein Bruder Kilburn .«
    Nachdem sie gegangen waren, ahnte Ross, daß er die drei wohl nicht wiedersehen würde, denn in ein paar Tagen war er entweder fort oder tot. Dann machte der Nawab eine ungeduldige Geste, und Ross drängte seine wirren Gedanken beiseite. Er würde Zeit brauchen, all die Informationen zu verdauen, aber im Augenblick  mußte er den liebenswürdigen Gast spielen.
    Trotz der anfänglichen Eile seines Gastgebers verlief das Essen gemütlich. Als sie gesättigt waren, rief Abdul Samut Khan nach der nargileh, der Wasserpfeife. In der Öffentlichkeit zu rauchen, war ein Verbrechen, aber zu Hause war es gang und gäbe. Diese besondere nargileh war eine wunderschöne Handarbeit mit

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