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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Nachbarn an. »Was hat das Weib gesagt?«
    »Keine Ahnung. Aber sie hat wirklich gute Zähne«, antwortete der, grinste und stellte zwei Reihen schwarzer Stummel zur Schau.
    Der Ritter sah sie an, als wäre sie vollends übergeschnappt. Aber seine Meinung scherte sie wenig.
    Ihr Traumprinz tat so ergeben, dass sie es wagte, das Schwert sinken zu lassen und langsam auf ihn zuzugehen. »Ich flehe Euch an, Mylord, wollt Ihr mich nicht mitnehmen auf Eure Burg?«
    Ihr schwindelte, als er ihre Hand an seine Lippen hob und ihr tief in die Augen sah. »Sehr wohl, Mylady. Euer Wunsch ist mir Befehl!«
    Euer Wunsch …
    Trotz der reizvollen Umgebung rann ihr bei seinen Worten ein Schauder über den Rücken, der sich noch verstärkte,
als er sich an seine Männer wandte und ihnen befahl: »Bringt Ravenshaw und seine Mätresse auf die Burg!«
    Sein Lächeln machte einem bösen Grinsen Platz. »Werft sie ins tiefste, dunkelste Verlies. Dort können sie genauso verrotten wie in der Hölle!«
    Tabitha riss ihre Hand zurück, aber schon entwand der Kerl ihr die Waffe, trieb seinen Schimmel im Kreis, überließ sie dem von ihm angeordneten Schicksal und galoppierte, ohne einen Blick zurück, davon.
    Während das Klirren der Glöckchen leiser wurde, saßen seine Männer von ihren Pferden ab, drehten ihr die Arme auf den Rücken, fesselten sie und wandten sich an Ravenshaw. Der holte einmal kräftig aus, und einer der Kumpane ihres Traumprinzen stolperte mit gebrochener Nase rückwärts ins Gras.
    Sie fuhr zusammen, als sie das Schlagen von Fäusten auf nacktes Fleisch vernahm.
    »Ravenshaw ist eine Memme«, bellte einer der Angreifer.
    »Ravenshaw, du feige Sau«, donnerte ein anderer, »versteckst dich hinter einer Frau!«
    Als die beiden Kerle ihn auf die Füße zwangen und in Richtung eines der Packpferde zerrten, nahmen die anderen den Singsang auf und wiederholten ihn so oft, bis Tabitha schwindelte. Wäre sie nicht gefesselt gewesen, hätte sie sich die Ohren zugehalten - denn sie wusste nur zu gut, wie man sich fühlte, wenn man dem Spott und Hohn anderer ausgeliefert war.
    Hilflos blickte sie auf den Ritter, doch der hatte sich eiskalt abgewandt. Spielte ja keine Rolle, was er von ihr dachte - aber in der Erkenntnis, dass ihr närrisches Gebaren ihr seine ewige Verachtung eingetragen hatte, senkte sie betrübt den Kopf.

6
    »Entschuldigung!«, brüllte Tabitha und rüttelte an dem vergitterten Fenster der rohen Holztür. »Entschuldigen Sie, Sir, aber gibt es einen Zimmerservice in diesem Etablissement?«
    Die einzige Antwort aus dem dunklen Gang waren die Wassertropfen, die die feuchten Wände hinunterrannen. Tabitha leckte sich die Lippen, denn sie hatte einen Höllendurst.
    »Am besten hätte ich Euch gleich mit meinem Schwert durchbohrt.«
    Die Stimme, die hinter ihr ertönte, klang melodiös, beinahe sanft. Tabitha wirbelte herum und bedachte den Sprecher mit einem bösen Blick. Den Rücken an die Steinwand gelehnt, eins seiner schlanken Knie an die Brust gezogen, hatte er sich auf den Boden der Zelle gehockt. Frisches Blut besudelte seinen Verband, und seine Unterlippe war leicht geschwollen, was ihm einen noch sinnlicheren Ausdruck verlieh als zuvor.
    Falls das überhaupt möglich war.
    »Ich hätte ein wenig Dankbarkeit erwartet«, erwiderte sie in dem Ton, in dem sie für gewöhnlich mit Untergebenen sprach. »Schließlich habe ich, um Sie zu retten, mein Leben aufs Spiel gesetzt.«
    Verächtlich schnaubte er. »Auf dem Spiel stand nicht Euer Leben, sondern Eure Tugend! Ihr habt mit Brisbane geliebäugelt, als wäre er irgendeine seltene Köstlichkeit. Einen Augenblick lang dachte ich schon, Ihr würdet ihm die Stiefel lecken. Oder den …« Er murmelte etwas, das sie keinesfalls verstehen wollte.
    Von der Erinnerung daran, wie Brisbanes Erscheinung sie
geblendet hatte, beschämt, wandte sich Tabitha eilig einem neuen Thema zu. »Ich frage mich, was mit der armen Lucy passiert ist. Der Gedanke, dass sie ganz allein auf der Wiese herumirrt, macht mich vollkommen krank. Sicher denkt sie, ich wäre einfach gegangen und hätte sie vergessen.«
    »Falls Ihr mit Lucy Eure verfluchte Katze meint, dann wurde sie von einem der Männer in einen Sack gesteckt. Ich wette, er hat sie mit nach Hause genommen, um sie dort zu braten.« Als er Tabithas Entsetzensschrei vernahm, verdrehte er die Augen. »Das war nur ein Scherz, Mädel! Wahrscheinlich nimmt er das Biest einfach als Spielzeug für seine Kinder mit.«
    Tabitha stieß

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