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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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einen traurigen Seufzer aus. »Wenn sie doch nur hier bei mir wäre!«
    »Warum? Damit Ihr sie essen könnt?«
    Tabitha wollte gerade protestieren, als sie das spöttische Blitzen in seinen Augen sah. »Haben Sie auch einen Namen?« fragte sie.
    »Colin«, antwortete er und aus seinem Gesicht verschwand jeder Humor. »Sir Colin von Ravenshaw!«
    »Colin.« Sie ließ den Namen über ihre Zunge gleiten, als schmecke er gut. Sie hatte Colin immer für einen würdevollen Namen gehalten, passend zu einem bleichen englischen Lord, der, seine Jagdhunde zu Füßen, vor dem Kamin saß und eine gepflegte Tasse Tee an seine Lippen hob.
    »Colin, der Barbar«, stellte sie lächelnd fest.
    Er wirkte nicht im Geringsten amüsiert.
    »Ich bin Tabitha.« Als er weiter eisern schwieg, machte sie einen artigen Knicks. »Lady Lennox!«
    Sein Knurren weckte in ihr den Wunsch, sie hätte sich als Prinzessin Tabitha vorgestellt. Seufzend kehrte sie in Richtung Zellentür zurück, steckte die Nase zwischen den Gitterstäben
hindurch und brüllte: »He! Könnte man nicht vielleicht wenigstens ein paar Betthupferl für unsere Kissen runterschicken? Oder ein paar Kissen für unsere Betthupferl? Falls der Service weiter so erbärmlich bleibt, beschwere ich mich beim Geschäftsführer.«
    Dieses Mal wurde sie mit dem Knallen einer entfernten Tür sowie dem Schlurfen gestiefelter Füße belohnt, und sie sah Colin triumphierend an. »Sehen Sie! Man muss nur wissen, wie man mit Angestellten spricht.«
    Allerdings machte sie erschrocken einen Satz zurück, als plötzlich jemand eine Holzschale und einen rostigen Becher durch eine Metallklappe am unteren Türende schob. Die Schritte entfernten sich wieder, als sie die Schale in die Hände nahm und vorsichtig mit einem Holzlöffel darin herumrührte. »Mmm«, murmelte sie. »Haferschleim. Wie lecker.«
    »Am besten esst Ihr alles auf«, empfahl Colin in ruhigem Ton. »Sicher bekommt Ihr eine ganze Zeit lang weiter nichts.«
    In der Hoffnung, sie hätte vielleicht doch nicht etwas über den Grund der Schüssel krabbeln sehen, hielt sie sie ihm hin. »Ich habe keinen großen Hunger. Sie können meine Portion gerne haben!«
    Schulterzuckend nahm er die Schale und schob sich den wässrigen Inhalt in den Mund, als handelte es sich um das zarteste Filet Mignon. »Ohne Essen kann ein Mensch überleben, aber ohne Wasser nicht.«
    Also hob Tabitha den Becher, nahm einen beherzten Schluck und spuckte die Brühe umgehend wieder aus.
    »Himmel, Weib, jetzt vergeudet bloß nicht unser Bier!«
    »Bier? Ich dachte, Sie hätten gesagt, dass in dem Becher Wasser ist.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Bier. Wasser. Was gibt es da schon für einen Unterschied?«

    »Den Alkoholgehalt«, antwortete sie und wischte sich in dem vergeblichen Versuch, das Brennen ihrer Lippen zu lindern, mit dem Handrücken über den Mund. Das Getränk hatte mit dem würzigen deutschen Bier, das sie sich hin und wieder im Club 21 genehmigte, nicht das Mindeste gemein. Sie reichte Colin nun auch den Becher, und er leerte ihn in einem Zug.
    Allmählich verspürte Tabitha einen anderen, unleugbaren Drang. Während sich Colin den Haferschleim einverleibte, ging sie durch die Zelle, sah in die dunklen Ecken und rüttelte vorsichtig an einigen der Steinblöcke; vielleicht war hinter einem von ihnen ein Räumchen verborgen? Doch sie fand lediglich einen mit Sägemehl versehenen Holzeimer und mehrere rattengroße Löcher in dem klammen Stein.
    Colin starrte sie verwundert an. »Was, in aller Welt, sucht Ihr denn da, Weib?«
    Verlegen drehte sich Tabitha zu ihm um. »Das Badezimmer«, fauchte sie.
    Er sah sie reglos an. »So wie Ihr riecht, würde ich sagen, dass Ihr ein Bad noch gar nicht nötig habt.«
    Es beunruhigte sie, dass er ihren Geruch nicht zu bemerken schien. Nach der Dusche hatte sie keinerlei Parfüm benutzt, so dass sie bestenfalls nach Shampoo und weißer Seife roch. Um ein Haar hätte sie ihre Nase in ihr Schlafanzugoberteil gesteckt und verstohlen an sich geschnuppert, um zu ergründen, wie sie roch.
    »Ich brauche kein Bad. Ich brauche eine …« Auf der Suche nach einer dezenten Bezeichnung brach sie ab.
    Er nickte in Richtung des Holzeimers. »Falls Ihr ein dringendes Bedürfnis verspürt …«
    Tabitha hasste sich dafür, dass sie errötete.
    Der Ritter zog eine seiner dunklen Brauen hoch, wie um
zu beobachten, ob sie in die Ecke trottete, ihre Hose sinken ließ und sich tatsächlich auf den widerlichen Eimer kauerte.
    Bei dem

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