Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
Vom Netzwerk:
bedauerte, die hin- und hergerissen waren zwischen ihrer Treue gegenüber ihrem König und ihrer Liebe zueinander, war Artus derjenige, dessen Schicksal ihr am stärksten zu Herzen ging. Artus, der unschuldige Verlierer, der einen unmöglichen Traum verfolgte und die seltene Fähigkeit besaß, sich eines kurzen Glückes zu erfreuen, obgleich er wusste, dass es nicht von Dauer war.
    Während sie ihre Finger mit der schwarzen Seide von Colins Schopf verwob, fragte sie sich, auf welche Weise er wohl seine Unschuld verloren hatte und welche Träume er dabei opfern musste.

    Plötzlich drang das jämmerliche Stimmchen eines Babys an ihr Ohr. Tabitha bekam eine Gänsehaut, wagte nicht zu atmen und lauschte angestrengt zur Burg hin. Doch das unwirkliche Greinen verstummte ebenso plötzlich wie es ausgebrochen war.
    Nachdem sie mehrere Minuten lang das schmale Ruhelager betrachtet und vergeblich darauf gewartet hatte, dass sich ihr Herz wieder verlangsamte, zog Tabitha einige der Pelze auf den Boden, schob, Lucy gemütlich zwischen sich und Colin, ihre Hände unter den Kopf und klappte die Augen zu.

13
    Am nächsten Morgen wurde Colin wach und merkte, dass die Frau mit seinem Dolch verschwunden war.
    Er sprang auf die Füße und sah sich wütend um. »Diese elende kleine Diebin!«
    Allerdings zeigte die Untersuchung des Saums von seiner Tunika, dass sich die Smaragdkette noch immer dort verbarg. Offenbar hatte Tabithas Begeisterung für das gestohlene Schmuckstück nicht gereicht, um sie an ihn zu binden. Sie hatte süß wie ein Troubadour für ihn gesungen, ihn in seinen tiefen, traumlosen Schlaf versinken lassen und sich dann heimlich aus dem Staub gemacht.
    Der Anblick der zerwühlten Pelze auf dem Boden besserte seine Laune mitnichten. Er hob sie zornig auf, hielt sie an seine Nase und sog ihren Duft und ihre Wärme ein.
    Dann warf er die Pelze wieder zurück, entschlossen, Tabitha zu finden, ehe sie den Schutz irgendeiner Schäferhütte
oder Kirche erreicht hätte. Er war sich nicht sicher, was er mit ihr machen würde, hätte er sie erst erwischt - aber ihm gingen bereits einige verlockende Strafen durch den Kopf.
    In der Zuversicht, dass Ewan seinen Hengst in erreichbarer Nähe angebunden hätte, stapfte er aus dem Zelt. Das Tier legte die Ohren an und scharrte mit den Hufen, da es den Zorn seines Herren zu spüren schien. Er sollte dankbar sein, dass das Weib nicht auch noch sein Pferd gestohlen hatte. Ohne Waffe fühlte er sich nackt - aber der Verlust seines Hengstes hätte ihn sicher vollkommen aus dem Gleichgewicht gebracht.
    Colin griff nach den Zügeln und hatte bereits einen Fuß im Steigbügel, als er es hörte. Er legte den Kopf auf die Seite und runzelte verwirrt die Stirn. Zuerst dachte er, vielleicht einfach ein schmerzliches Echo der letzten Nacht vernommen zu haben, aber dann hörte er es noch einmal - eine leise Melodie, die mit der morgendlichen Brise durch die Bäume drang. Begütigend tätschelte er seinem Pferd den Hals und stahl sich dann, wie ein verzauberter, von Sirenengesängen ins Unglück gelockter Seemann, durch das Unterholz.
    Er schob einen Kiefernast zur Seite, ehe er auf der Suche nach den hübschen Klängen auf eine Lichtung trat.
    Grelles Sonnenlicht traf ihn wie ein Fausthieb mitten ins Gesicht. Er blinzelte und wünschte umgehend, er hätte es besser nicht getan, als ihm bei dem, was er erblickte, ein halb zorniger, halb entsetzter Schrei entfuhr.
     
    Tabitha hätte nie gedacht, dass bei ihrer spöttischen Version von »Eines Tages kommt mein Prinz« ein wütender Schotte angestürzt käme. Ihr erster Instinkt war, sich die Hände vor die Brüste zu halten - doch sie war ja glücklicherweise vollständig bekleidet. Sie hatte einfach die Röcke ihres Kleides
zwischen ihren Beinen eingeklemmt, und schrubbte mit der harten, braunen Seife, die sie sich von Magwyn geborgt hatte, eine ihrer bleichen Waden. Ein dünner Faden Blut rann durch den Schaum auf ihren Knöchel hinunter.
    Vielleicht wäre sie geflüchtet, hätte sie nicht, den Griff von Colins Dolch in einer Hand, mitten in einem kleinen Teich gestanden und einen Fuß auf den flachen Felsen gestellt, auf dem Lucy hockte und sich den pelzigen Bauch leckte.
    Der schottische Prinz kam mitten in den Teich geschossen, sodass sich eine Kaskade kalten Wassers über den Felsen ergoss. Lucy machte einen Satz, schüttelte sich, bedachte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick und jagte davon.
    Verzweifelt warf er die Arme in die Luft.

Weitere Kostenlose Bücher