Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
Vom Netzwerk:
»Allmächtiger, Weib, habt Ihr statt eines Hirns Pudding in Eurem Schädel? Was, im Namen des heiligen Andreas, macht da Ihr eigentlich?«
    Tabitha blickte zwischen ihrer nackten Wade und der Waffe hin und her. »Ich rasiere mir die Beine.«
    »Oah!« Colins Ausruf hätte nicht erbarmungswürdiger klingen können, hätte sie ihm den Dolch mitten in sein Herz gerammt. Er schüttelte den Kopf und blickte sie noch vorwurfsvoller an, als das nasse Kätzchen ihn. »Habt Ihr keinen Respekt vor der Waffe eines Mannes? Wenn ich dann morgen vorbeikomme, finde ich Euch vor, wie Ihr Eure Fußnägel damit schneidet oder Zwiebeln für das Mittagessen hackt. Nur bedauerlich, dass Brisbane mir mein bestes Schwert genommen hat. Sonst könntet Ihr jetzt damit ein Feld pflügen oder Würmer ausgraben!«
    Allmählich dämmerte ihr, weshalb Colin so wütend war. Obgleich sie niemals derartige Intimitäten erlebt hatte, hatte Tabitha im Cosmopolitan darüber gelesen, dass Männer Wutanfälle bekamen, borgten sich ihre Frauen ihre Rasierer
zum Enthaaren ihrer Beine aus. Wie beruhigend zu sehen, dass seit den Männern der vergangenen sieben Jahrhunderte anscheinend keine nennenswerte Weiterentwicklung erfolgt war! Hätte Colin nicht derart erschüttert ausgesehen, hätte sie vielleicht sogar gelacht.
    »Haben Sie selbst sich nicht erst gestern mit eben diesem Gegenstand rasiert?«, testete sie ihre Theorie.
    Empört strich er sich über die frischen Stoppeln an seinem Kinn. »Ja, aber jetzt benutze ich ihn ganz bestimmt nicht mehr. Ihr habt die Klinge abgewetzt … man würde damit sofort abrutschen und sich den Hals aufschlitzen.«
    Tabitha verdrehte die Augen. »Hätte ich mir ja denken können!« Sie schwenkte die Waffe durch das Wasser, und gab sie ihm, den Griff zuerst, demütig zurück. »Tut mir Leid. Man soll immer fragen, bevor man sich einen Dolch ausleiht!«
    Er testete die Schärfe der Klinge mit dem Daumen und, als sie die Haut wie erwartet, nicht einritzte, verfinsterte sich seine Miene.
    Abwehrend hob sie eine Hand. »Schauen Sie nicht so wütend drein. Ihr Dolch hat mir mehr Schaden zugefügt als umgekehrt.«
    Sofort wurde sein Zorn durch ehrliche Sorge ersetzt. »Habt Ihr Euch verletzt?«
    Sie wusch sich die Seife von der Wade, wobei sie wegen der Kälte des Wassers zusammenfuhr. »So wie Sie plötzlich aus dem Wald geschossen kamen, ist es ein Wunder, dass ich mir nicht den ganzen Fuß amputiert habe. Ich dachte, Sie wären ein Bär?«
    Kaum war sie einen Schritt in Richtung Teichufer gehinkt, als er den Dolch in seinen Gürtel steckte und sie in seine Arme zog. Tabitha rang nach Luft. Hoffentlich war sie ihm
nicht zu schwer. Doch er trug sie völlig mühelos - was bewies, dass es zwischen Männern und Frauen wesentlich mehr Unterschiede als nur die der Größe gab. Wie zum Beispiel bezüglich der Muskelstränge, mit denen Colin am ganzen Körper ausgestattet war.
    Als er sie auf einen verwitterten Baumstamm setzte, löste sie, wütend darüber, dass sie sich an ihn geklammert hatte wie ein kleines Mädchen, eilig ihre Arme von seinem Hals. »Es besteht keine Veranlassung, gleich einen Krankenwagen zu bestellen. Ich habe mich halt beim Rasieren geschnitten. Wenn ich doch nur ein Stück Klopapier hätte, um …«
    Er ging vor ihr in die Knie, betupfte den Schnitt mit einem Klumpen Moos, und selbst als die Blutung aufhörte, verharrte seine warme Hand auf ihrem Bein.
    »Weshalb tut Ihr so etwas?«, fragte er leise, während er ihr Werk betrachtete.
    Tabitha war beinahe ebenso verwundert wie er. »Sagte ich nicht bereits, es tut mir Leid? Ich hätte Euren Dolch nicht einfach nehmen sollen, ohne …«
    »Es geht nicht um den Dolch.« Seine Hand strich derart zärtlich über ihre Wade, dass sie eine Gänsehaut bekam. »Es geht um Euer Bein, und um die Frage, weshalb Ihr es geschoren habt.«
    Sie gab nur ungern zu, dass sie hinsichtlich ihrer Beine schon immer recht eitel gewesen war. Obgleich sie sie fast grundsätzlich unter dicken Tweedhosen verbarg, empfand sie sie als ihre schönsten Körperteile - lang, geschmeidig, schlank. Nie zuvor waren sie ihr länger erschienen als in diesem Augenblick, als Colins Hand in Richtung ihres Schenkels strich. Beinahe wäre sie von dem Baumstamm gefallen, als seine schwieligen Fingerkuppen die empfindliche Haut in ihrer Kniekehle betasteten.

    »Dort, wo ich herkomme, ist es so Brauch«, erklärte sie. »Alle Frauen rasieren sich bei uns die Beine.«
    Seine Finger verharrten auf Höhe

Weitere Kostenlose Bücher