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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Verhandlungspartner, Sir «, stellte sie leise, doch verbittert fest.

    »Es ist Eure Schuld, wenn Ihr mich erregt, Mylady. Was Ihr mir in der Höhle habt zuteil werden lassen, war sicher nur eine Kostprobe Eures Talents.«
    Tabitha wirbelte zu ihm herum. Sie wusste nicht, was sie mehr aufbrachte - seine Andeutung, dass sie seine rohe Lust entfachte, womit sich die Männer von Anbeginn gegenüber wehrlosen Frauen rechtfertigten … oder dass er ihre Erinnerung an den zärtlichen Kuss besudelte.
    Sie vergrub ihre Fingernägel in den Handflächen. »Es tut mir Leid, Sie zu enttäuschen - aber mein ›Talent‹ geht nicht weiter, als Sie es bisher ›gekostet‹ haben.«
    Er nahm einen Schluck von seinem Wein. »Also bitte! Sicher habt Ihr doch etwas gelernt, während Ihr mit den Komödianten unterwegs wart. Vielleicht noch so einen Trick wie den, den Ihr mir gezeigt habt, oder ein Lied?« Seine Miene drückte eine beinahe kindliche Hoffnung aus.
    »Ein Lied?«
    »Genau. Vielleicht ein Heldenlied oder eine Ballade, in der es um höfische Liebe geht.«
    »Höfische Liebe?«, wiederholte sie verblüfft, da in ihren Augen die Annäherungsversuche ihres Ritters alles andere als höflich gewesen waren.
    » Höfische Liebe! Die tragische Geschichte eines edlen Herren, der die unerwiderte Liebe zur Dame seines Herzens besingt.«
    Tabitha sank auf den Rand des Bettes. Colin wollte nicht sie. Er wollte ein Schlaflied, dachte sie. Ihr ärmliches Rollenspiel hatte ihn stärker beeindruckt als ihr Kuss. Nun, darüber sollte sie erleichtert sein … oder etwa nicht?
    Sie summte ein paar Töne eines Liedes, das ihr Unterbewusstsein ihr eingab.
    Colin richtete sich kerzengerade auf. Sein Interesse zeigte,
wie es sein musste, wenn man sein Leben ohne Videos und Hörkassetten zubrachte - in einer Zeit, in der jedes Elaborat ein seltener, kostbarer Luxus war. »Was ist das für eine Melodie? Ich habe sie noch nie gehört.«
    Sie summte einen weiteren Takt. »Camelot«, erklärte sie und war von dieser Erkenntnis beinahe ebenso überrascht wie er.
    Obgleich Tabitha das rührselige Musical immer gehasst hatte, hatte ihre Mutter sie gezwungen, zahllose Male mitzugehen. Gegen ihren Willen hatte sich ihr methodisch arbeitendes Hirn sämtliche Lieder, jede einzelne sentimentale Note eingeprägt; und bei all diesen Rittern, Burgen und überstandenen Kreuzzügen war es sicher ganz natürlich, dass ihr auf seine Bitte hin automatisch die traurigen Melodien von Lerner und Loewe einfielen.
    »Singt weiter«, befahl Colin ihr, lehnte sich in den Kissen zurück und winkte ihr majestätisch zu.
    Von seinem Gebaren amüsiert, tat Tabitha ihm den Gefallen, sodass das Zelt von ihrem angenehmen, wenn auch nicht spektakulären Sopran erfüllt wurde. Jedes Mal, wenn sie aufhörte, befahl oder bat Colin sie, weiterzusingen, und gestattete ihr lediglich eine kurze Pause, um mit einem Schluck Wein ihre trockene Kehle zu benetzen.
    Insgeheim empfand sie seine Aufmerksamkeit für ihren Gesang als überraschend schmeichelhaft. Obgleich ihm auf Brisbanes Burg sein Kettenhemd abgenommen worden war, hatte sie das Gefühl, den Ritter erst in diesem Augenblick zum ersten Mal vollkommen unbewaffnet zu sehen.
    Bei Lancelots prahlerischen Worten in »C’est Moi" nickte er zustimmend, und bei den frechen Versen in »Der Wonnemonat Mai« grinste er vergnügt. Bei den wehmütigen Klängen von »Sollte ich dich je verlassen« wurde seine Miene eigenartig
nachdenklich, und als Guenevere als Strafe für ihren Ehebruch dem Tod ins Auge sehen musste, spannte er sich sichtlich an.
    Als Tabitha zum Finale kam, war ihre Stimme heiser vor Anstrengung - doch die letzte zittrige Note schien noch lange in der Luft zu hängen, nachdem sie mit dem Vortrag fertig war. Sie schaute zu Colin hinüber, der, seine dunklen Wimpern auf den gebräunten Wangen, in den Kissen flegelte und leise und gleichmäßig atmete. Lucy hatte sich während Tabithas Gesang hereingeschlichen und sich an seine Brust geschmiegt. Seine Hand lag schützend auf dem kleinen Tier.
    »Was für ein Held«, murmelte Tabitha, von einer wehmütigen Zärtlichkeit erfasst.
    Sie kniete sich neben ihn, um ihn mit einem der Pelze zuzudecken; doch stattdessen schlich sich ihre Hand in Richtung seines Gesichts, wo sie einige rebellische Strähnen aus seinen Zöpfen zupfte.
    Die alte Legende mit Colins Ohren zu hören war für sie gewesen, als erlebte sie selbst sie zum allerersten Mal mit. Obgleich sie Lancelot und Guenevere

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