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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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eigenen Mutter kein Wort mehr redet.« Mehrere der Frauen nickten zustimmend.
    »Ich sage ja nicht, dass sie mit mir geredet hat. Sie hat mir einfach bedeutet, dass sie ihre Haare abgeschnitten haben wollte. Und als ich anfing zu schneiden, wollte sie sie noch kürzer als meine eigenen - ihr diese Bitte abzuschlagen, habe ich einfach nicht übers Herz gebracht.«
    »Warum sollte sie Euch um einen derart seltsamen Gefallen bitten?«, erkundigte Colin sich.
    Tabitha presste ihre Lippen aufeinander und sah ihn reglos an. Trotz seiner Frustration musste Colin bewundernd feststellen, dass sie eine Frau war, der man ein Geheimnis anvertrauen konnte. Selbst als Kind.
    Da es schien, als ließe sich Tabitha nichts weiter entlocken, nahm er seine Hände von ihren Schultern und winkte Jenny zu sich heran. »Komm her, meine Kleine!
    Weder drang er in sie, noch versuchte er es mit Schmeichelei. Er äußerte einen Befehl. Und zur allgemeinen Überraschung tat das Kind, wie ihm geheißen und machte sich von seiner Mutter los.
    Er hockte sich auf Augenhöhe vor sie hin, wobei er spürte, dass Tabitha ihn aufmerksam beobachtete. »Wolltest du, dass diese Frau dir die Haare abschneidet?«
    Jenny nickte schüchtern.
    »Und gefällt dir dein neuer Haarschnitt?«
    Wieder nickte sie, dieses Mal voller Entschiedenheit.
    »Mir gefällt er auch«, erklärte er und fuhr ihr mit den Fingern durch die weiche Pracht. Diese nüchterne Geste zauberte ein fernes Lächeln auf Jennys Lippen.
    Magwyn rang nach Luft. »Himmel, das ist das erste Mal,
dass ich sie lächeln sehe, seit …« Ihr Blick wanderte von Jenny zu Tabitha und ihre verwunderte Miene wurde starr. »Scheint, als hätte ich Euch Unrecht getan, Mylady«, erklärte sie steif. »Meint Ihr, dass Ihr mir verzeihen könnt?«
    »Kein Problem. Ich hätte Sie vorher um Erlaubnis fragen sollen«, antwortete Tabitha ihr.
    »Das wäre wohl kaum nötig gewesen«, flüsterte ihr Colin ins Ohr. »Denn schließlich tut Ihr sowieso immer, was Euch beliebt.«
    Sie schickte ihm einem feindseligen Blick, doch ehe sie etwas erwidern konnte, hatten sich die Frauen, Magwyns Beispiel folgend, freundlich um sie geschart.
    Iselda griff nach ihrem Arm. »Nun, da das kleine Missverständnis ausgeräumt ist, könnt Ihr uns beim Weben Gesellschaft leisten, meine Liebe.«
    »Weben?« wiederholte die Burgherrin, wider Willen schwach.
    »Genau«, bekräftigte Granny Cora und nahm ihren anderen Arm. »Und nach dem Weben schlachten wir ein schönes fettes Schwein für das Abendessen und überlassen Euch die Innereien.«
    »Innereien?« Sie war nahe daran zu ersticken. »Innereien habe ich noch nie gemocht.«
    Als die Frauen Tabitha den Hügel wieder hinaufzogen, war sie ebenso eine Gefangene wie vorher auf dem Weg den Berg hinab. Über die Schulter blickte sie hilflos zurück zu Colin, der heiter vor sich hin grinste. Was hatte sie denn auch von ihm erwartet? Dass er brüllend hinter ihr her stürmte und sie vor einem Nachmittag der Hausarbeit errettete?
    Als sie ihre Schritte verlangsamte, lächelte Magwyn nachsichtig. »Nun kommt schon. Am besten überlassen wir die Männer wieder ihrer Ratssitzung!«

    Tabitha blieb wie angewurzelt stehen.
    Colin sträubten sich die Nackenhaare, als sie an den Tisch zurückkehrte und sowohl ihn als auch die anderen säuerlich drein blickenden Männer anblitzte. »Eine Ratssitzung? Ist das vielleicht zufällig so etwas Ähnliches wie die Sitzung eines Aufsichtsrats?«
     
    Chauncey, der hoch gewachsene Sohn des verstorbenen Gerbers, sprang auf die Füße und schüttelte sich das hüftlange ungepflegte Haar aus dem Gesicht. »Wir werden nicht zulassen, dass unser Herr einem prahlerischen Großmaul wie MacDuff zu Dank verpflichtet ist. Ich sage euch, wir marschieren mit Anbruch der Nacht gen Brisbanes Burg, so wie wir es vor Lord Colins Rückkehr geplant hatten.«
    Sein Vorschlag fand seitens der Jungen begeisterte Zustimmung; doch die auf der anderen Seite des Tisches hockenden Alten schnaubten nur verächtlich auf.
    Tabitha schlug mit ihrem provisorischen Hammer so heftig auf den Tisch, dass Colin zusammenfuhr. »Junger Mann, Sie schießen deutlich übers Ziel hinaus. Noch ein solcher Ausbruch und ich sehe mich gezwungen, Sie mit einer Strafe zu belegen.«
    Schmollend sank Chauncey auf die Bank zurück.
    Einer der Senioren erhob sich von seinem Platz. Sein schneeweißer Bart wippte auf seiner dünnen Brust, als er erklärte: »Hört nicht auf den närrischen Jungen, Mylord. Als ich

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