Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
Vom Netzwerk:
noch …«
    Tabitha räusperte sich vernehmlich und der Alte spuckte auf den Boden. »Dürfte ich bitte etwas zu dem Thema sagen, Mädel?« fragte er mit einer Stimme, die vor Sarkasmus troff.
    »Bitte sprechen Sie«, meinte sie gnädig, wobei sie den Hammer wie ein königliches Zepter schwang.

    Der Alte wandte sich wieder an Colin. »Ich habe schon Eurem Vater als Berater gedient, als Ihr noch an Nanas Titten gesogen habt, Mylord.«
    Colin wurde puterrot. Um nicht zu lachen, biss sich Tabitha auf die Lippe - doch Arjon grinste ganz ungeniert.
    Jetzt schüttelte der Alte die Faust. »Und ich sage, wir bitten MacDuff um Männer und Waffen - während wir selbst wie stets hier auf Castle Raven bleiben, um es zu verteidigen.«
    »Und wohin hat uns das beim letzten Mal geführt? Unsere Väter wurden getötet, und unsere Mütter und Schwestern vergewaltigt«, begehrte Chauncey auf.
    Sämtliche Männer brachen in düsteres Murren aus, das bereits nach kurzer Zeit dergestalt eskalierte, dass man einander mit Bemerkungen über die jeweils fragwürdige Abstammung oder die unnatürliche Liebe zu Schafen beleidigte. Tabitha schlug mit ihrem Hammer auf den Tisch; doch erst, als Colin sich erhob, wurden die Umsitzenen wieder still.
    »Ich bin diese ständigen Streitereien leid«, stellte er mit leiser Stimme fest. »Wenn ihr nicht …«
    »Sir?«, unterbrach Tabitha ihn seufzend. »Muss ich Sie daran erinnern, dass es eine feste Redeordnung gibt?«
    Colin fuhr zu ihr herum und brüllte: »Und muss ich Euch daran erinnern, dass ich hier der Burgherr bin?«
    Mehrere der Männer fuhren beim Klang seiner Stimme zusammen, doch Tabitha sah ihn mit einem ehernen Lächeln an. »Ich bin die Ratsvorsitzende, was mir den allgemein gültigen Regeln zufolge die Autorität verleiht, die Sitzung so zu leiten, wie ich es für richtig halte, Sir.«
    Dafür erntete sie einen bitterbösen Blick.
    Mylady richtete den Hammer auf ihn und erklärte: »Hiermit erteile ich Ihnen das Wort.«

    Er ballte und öffnete seine Fäuste, als hätte er sie ihr am liebsten vor aller Augen um den Hals gelegt. »Wie die meisten von euch wissen, ist dieser Rat nichts weiter als eine Formalität. Eure weisen Vorschläge schätze ich selbstverständlich - aber ich bin es, der Herr von Ravenshaw, der die endgültige Entscheidung fällt.« Die alten Männer erhielten ein Nicken. »Ich werde MacDuff um Hilfe bitten, wie ihr es mir geraten habt.« Ehe die Alten Zufriedenheit signalisieren konnten, wandte er sich schon den Jungen zu. »Aber ich habe nicht die Absicht, darauf zu warten, dass Roger zurückkommt und uns das Fleisch von den Knochen reißt. Sobald wir mit MacDuff verhandelt haben, verlagern wir das Schlachtfeld auf Brisbane’sches Land!
    Angeführt von dem begeisterten Chauncey, brachen die Jungen in heisere Jubelschreie aus. Tabitha erhob ihre Stimme in dem vergeblichen Versuch, sich Gehör zu verschaffen in diesem Höllenlärm. »Es wurde ein Vorschlag gemacht. Alle, die dafür sind, stimmen mit ›Ja‹. Alle, die dagegen sind …«
    »Bringt mir die Karte von Brisbanes Land«, fiel Colin ihr unsanft ins Wort.
    »Sehr wohl, Mylord!« Eilfertig breitete Ewan ein Pergament vor seinem Herren aus, und Colin beugte sich so dicht darüber, dass er beinahe mit der Nase auf die Karte stieß.
    Tabitha kam zu dem unabweisbaren Schluss, dass ihre Rolle als selbsternannte Vorsitzende der Ratssitzung des Ravenshaw Imperiums von dessen Präsidenten und erstem Direktor übernommen worden war - sodass sie um den Tisch herumging und Colin über die Schulter sah. Die Karte war mit zahllosen unverständlichen Schriftzeichen und so winzigen Linien übersät, wie von kurzsichtigen Elfen gemalt. Geistesabwesend zog sie ihre Brille aus der Tasche und setzte sie auf.

    Mit gerunzelter Stirn studierte sie das Pergament.
    Sie nahm an, die eigenartige Stille, die sich über die Versammlung gesenkt hatte, wäre das Zeichen allgemeiner Konzentration; doch als sich die Stille immer weiter ausdehnte, blickte sie hoch und merkte, dass jeder auf ihre Nase starrte. Sie hob die Hand, um einen etwaigen Schmutzfleck zu beseitigen, ehe sie an das Drahtgestell der Brille stieß. Als Colin sich prüfend nach ihr umsah, warum sie die Aufmerksamkeit seiner Männer derart gefangen nahm, wurde es Tabitha unbehaglich.
    Er richtete sich auf und sah sie von allen Seiten an, als fände sich dadurch eine Erklärung für das Unerklärliche. Seine Finger strichen über ihre Schläfen, als er ihr vorsichtig

Weitere Kostenlose Bücher