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Wilder Engel (German Edition)

Wilder Engel (German Edition)

Titel: Wilder Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanette Sanders
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handelte es sich um eine ausgebuffte und knallharte Geschäftsfrau. Eine, die wusste, wo es langging.
    »Klingt alles sehr gut, und das wissen Sie natürlichauch, Antonia. Ein bisschen Feilschen gehört aber dazu, oder?«
    Es war besser, sich mit Antonia Biermichel zu verbünden, als sie zur Gegnerin zu haben. Von ihrem Fachwissen konnte Ingeborg später nur profitieren!
    »Das Geschäft ernährt gut und gern drei Leute«, fuhr Antonia in diesem Moment ungerührt fort. Das mit dem Feilschen überhörte sie einfach.
    »Die Mama sollte den Einkauf und den Papierkram übernehmen. Sie, Angela, würde ich in den Vertrieb stecken. Der Dritte im Bunde könnte oder sollte besser ein Mann sein. Sie haben doch sicher einen Freund oder Ehemann? Was noch besser wäre, dann bleibt’s wenigstens alles in der Familie. Das ganze Geld und der ganze Ärger auch. In jedem Geschäft gibt’s nämlich manchmal Ärger, wissen S’ eh!«
    »Ähm … tja, Vertrieb also!«, sagte Angie verzagt. Sie wollte diesen Job nicht und verfluchte bereits ihre Idee, höchstpersönlich bei Antonia anzuklingeln.
    »Genau, Vertrieb! Ich führ Sie natürlich am Anfang überall ein, als meine Nachfolger, is eh gloar. Ehrensache. Unsere Kunden sind zur Hauptsache Nachtlokale, Bars, Restaurants, Cafés. Deswegen wär’s gut, wenn ein Mann mit von der Partie ist. Der muss dann rein in die Männertoiletten. Zum Montieren, Warten und Auffüllen der Automaten.«
    »Männertoiletten?«, entfuhr es Angie an dieser Stelle. »Himmel! Daran habe ich ja gar nicht gedacht! Ob das wirklich was ist für die Mama Ingeborg?«
    »Aba gloar!«, sagte Antonia und fiel einmal mehr kurzfristig zurück in den Wiener Slang.
    »In die Frauentoiletten kann er zur Not auch. Allerdings nur vormittags, da ist kaum Betrieb. Oder Sie machen es halt selber, oder die Mama im schlimmsten Fall. Wichtig ist vor allem, dass wirklich regelmäßig aufgefüllt wird. Einmal im Monat, höchstens zweimal, reicht meistens. Bloß regelmäßig muss es sein. Und immer darauf achten, dass die nächsten Verfallsdaten zuunterst sind. Damit sie als Erste und schnellstmöglich abverkauft werden. Andersherum macht man Verlust. Verstanden, das Prinzip?«
    »Klar, logisch!«, sagte Angie, der das Prinzip einleuchtete. Was zuerst reinkommt, muss auch als Erstes wieder raus.
    Antonia war eine gute Lehrmeisterin. Durch ihre unverblümte, direkte Ausdrucksweise vergaß man glatt, um welche Sorte von Geschäft es sich handelte.
    Die Ware musste abverkauft werden, und zwar nach den gängigen Prinzipien des Marktes. Ganz klar. Worum es sich bei der Ware handelte, war dabei im Grunde völlig egal.
    Bis aufs Verfallsdatum – bei frischen Landeiern einsehbar kürzer als bei Präservativen, aber immerhin musste man in beiden Fällen natürlich sorgfältig darauf achten – konnte man unbesorgt nach Schema F der freien Marktwirtschaft verfahren.
    Also hatte Mama Ingeborg vielleicht doch eine reelle Chance, es auf dem Gebiet des Kondom-Vertriebs zu etwas zu bringen! Mit gesundem Menschenverstand und einer guten Grundlage in Betriebswirtschaft.
    »Mit zum Geschäftsumfang gehört auch eine Liste von verlässlichen Lieferanten. Komplett mit Einkaufspreisenund Sonderkonditionen sowie Preisstaffelungen. Der Fun-Faktor ist dabei mit Sternchen gekennzeichnet. Je mehr Sternchen, desto mehr Fun, eh gloar!« Antonia lachte.
    »Ähm … aha, Fun-Faktor also«, wiederholte Angie. Was bedeutete das jetzt wieder?
    »Ja, genau, Fun-Faktor!«, bestätigte Antonia.
    Es klang nachdrücklich, wie etwas, das man ebenfalls besser nicht vergaß zu berücksichtigen bei diesem Geschäft.
    »In den Nachtclubs in Las Americas haben es die Besitzer gern, wenn ihren Kunden was Besonderes geboten wird. Auf jedem Sektor. Da reicht es halt leider nicht, wenn man Erdbeere oder Schokolade anbietet, verstehn S’ schon, was ich meine, oder?«
    »Äh … ich fürchte, nein!« Angie war längst klar, dass sie hier mit Ehrlichkeit besser bedient war. Sie sprach mit einem Profi und konnte tatsächlich nur dazulernen.
    »Geschmacksrichtungen. Die sind eh selbstverständlich. Haut niemanden mehr um. Himbeere, Vanille, neuerdings sogar Pfefferminz. Klingt neu, aber haut auch keinen mehr richtig vom Hocker. Aber wenn der Gummi leuchtet oder irgendwas mit dranhängen hat als kleines Präsent für die Lady, dann macht’s dem Kunden gleich doppelt so viel Spaß. Und das ist der ganze Trick bei der Sache, das wollen die Barbesitzer der gehobenen Klasse. Die

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