Wilder Eukalyptus
»Hey, kein Grund zur Aufregung. Gemma geht es gut. Sie wird es verkraften. Brauchen Sie vielleicht einen Arzt?«
Ned schüttelte den Kopf und atmete tief durch.
Dave beobachtete ihn aufmerksam. »Gemma steht Ihnen sehr nahe, nicht wahr?«
»Sie ist wie eine Tochter für mich. Ich kenne sie, seit sie klein war. Ihre Eltern sind langjährige Kunden von mir. Gemma hat sich zu einer außergewöhnlichen Frau entwickelt, die ihre Sache tapfer meistert, obwohl es ihr keiner zugetraut hat. Sie hat so viel durchgemacht, zuerst der Tod von Adam, und jetzt auch noch diese Verdächtigungen. Ihr Vater - Sie wissen ja wahrscheinlich, dass Gemmas Vater vor Kurzem einen Herzinfarkt erlitten hat.«
»Haben Sie eine Idee, wer Gemma mit diesen Viehdiebstählen zu schaden versucht? Kennen Sie Jack Marshall?«
»Ja, flüchtig, von meinen Besuchen auf der Farm. Ich habe keine Ahnung, wer Gemma absichtlich Schaden zufügen könnte, aber ich wünschte, ich wüsste es.« Auf Neds Stirn standen Schweißperlen, und er tupfte sie mit einem Taschentuch ab.
»Ned, soll ich nicht doch lieber einen Arzt rufen?«
»Nein, es geht mir gut. Lassen Sie es uns hinter uns bringen.«
»Okay, kennen Sie eine dieser Personen?« Dave legte Ned drei Fotos vor, die Craig zuvor am Computer ausgedruckt hatte.
Ned betrachtete die Porträts. »Den hier kenne ich natürlich, das ist Jack Marshall. Er hat für Gemma gearbeitet. Was die anderen beiden betrifft … Den hier habe ich mal in der Stadt gesehen. Er heißt Brad Manstead und ist Agraringenieur, meine ich, aber ich kenne ihn nicht persönlich. Dieses Gesicht hier ist mir völlig unbekannt.« Ned schob das dritte Foto beiseite.
»Tja, wissen Sie, Ned, nun haben wir ein Problem.«
Dave lehnte sich wieder zurück. »Uns liegt ein schriftliches Geständnis von Adam Sinclair vor. Wir haben es zwar erst heute erhalten, aber es enthält die Namen aller Beteiligten samt einer ausführlichen Beschreibung der Tatabläufe. Und wissen Sie was? Ihr Name kommt auch darin vor. Möchten Sie uns etwas darüber erzählen?«
Neds Gesicht verfärbte sich noch dunkler, und der Schweiß rann ihm aus sämtlichen Poren. Er spielte mit seinem leeren Kaffeebecher, dann erhob er sich von seinem Stuhl. Er wanderte im Raum auf und ab, während Dave und Craig schweigend warteten. Dies war ein Mann, der mit seinem Gewissen kämpfte.
Schließlich setzte Ned sich wieder und begann, mit ruhiger Stimme zu sprechen.
»Es begann vor ungefähr einem Jahr, vielleicht auch ein bisschen früher. Ich wurde von diesem jungen Mann hier angesprochen.« Ned tippte auf das Foto von Brad. »Er hat mich erpresst. Hat mir damit gedroht, mein Geheimnis zu verraten, wenn ich ihn nicht mit Informationen über das Schlachtvieh im Distrikt versorge. Ich habe versucht, ihm das auszureden. Im Grunde bin ich ein ehrlicher Kerl. Ich bin ja für jeden Spaß zu haben, aber da hört der Spaß auf. Manstead hat mir nicht gesagt, wofür er diese Informationen benötigt, aber ich habe Nachforschungen angestellt und herausgefunden, dass er Schlachthofbesitzer ist. Ich nehme an, er ist der Abnehmer für das gestohlene Vieh und verkauft das Fleisch weiter. Meine Aufgabe war, Adam per SMS mit Informationen zu versorgen. Daraufhin spionierte Adam die Örtlichkeiten aus und versuchte, die Besitzer für ein paar Stunden vom Hof zu locken, damit der Transporter anrücken
konnte. Jacks Part war es, das Vieh zu verladen und anschließend in die Zwischenstation zu bringen. Nach Billbinya. Wo es so lange blieb, bis wieder etwas Gras über die Sache gewachsen war, verstehen Sie? Erst dann wurde das Vieh zum Schlachthof gebracht.« Ned griff nach seinem Kaffeebecher, aber der war leer. »Das ist die ganze Geschichte. Nun wissen Sie alles. Ich habe an Adam und Brad Insiderinformationen weitergegeben. Aber ich wurde erpresst. Und ich wollte nicht riskieren, dass Rose mein Geheimnis erfährt. Ich liebe sie viel zu sehr, um ihr das anzutun. Meine Vergangenheit hat ein paar dunkle Flecken, für die ich mich sehr schäme.«
Dave fragte den krank aussehenden Mann in sanftem Ton: »Wollen Sie immer noch keinen Arzt?«
Ned schüttelte erneut den Kopf.
»Können Sie uns sagen, womit Sie erpresst wurden? Sonst kann ich Ihnen nicht helfen.«
Ned starrte auf die zerkratzte Tischoberfläche und murmelte leise: »Manstead hat mir damit gedroht, er würde Rose sagen, dass ich ein Kind mit einer anderen Frau habe. Eine Tochter.«
Ein Schweigen entstand. Craig wackelte auf seinem
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