Wilder Eukalyptus
Beispielsweise muss der Brief vorher auf Fingerabdrücke untersucht werden, um sicherzugehen, dass es sich nicht um eine Fälschung handelt. Ich würde auch gerne Adams Terminkalender aus dem vorletzten Jahr mitnehmen. Sie haben mir nur den vom letzten Jahr gegeben.«
»Ich hole ihn.« Gemma stand auf und ging ins Büro. Sie kehrte mit einem in Leder gebundenen Kalender zurück, auf den Adams Initialen in Gold geprägt waren. Sie gab ihn Dave und sagte: »Das alles beweist doch meine Unschuld, oder nicht?«
»Das kann ich erst mit Sicherheit sagen, wenn wir das ganze Beweismaterial gründlich untersucht haben. Sind Sie damit einverstanden, dass Craig von Ihnen, Ihrem Bruder und Miss Rawlings Fingerabdrücke nimmt, damit wir diese dann abgleichen können?«
»Sicher, aber Patrick ist nicht mehr hier. Er ist heute Morgen zurück nach Hayelle gefahren.«
»Wenn Sie uns den Weg beschreiben, können wir auf der Rückfahrt dort vorbeischauen.«
Craig ging nach draußen, um das Fingerabdruckset aus dem Wagen zu holen. Sanft drückte er die Finger der Frauen auf das Stempelkissen und anschließend auf die Abdruckkarte. Jess wandte kurz den Kopf, um sich zu vergewissern, dass Dave gerade nicht hersah, dann hakte sie ihren geschwärzten Zeigefinger in das oberste Knopfloch
von Craigs Hemd, zog ihn dicht an sich heran und sagte leise: »Wann gehen wir denn endlich mal zusammen einen trinken, Detective?« Sie ließ ihn rechtzeitig los, bevor Dave sich nach ihnen umdrehte. Craig errötete und nickte leicht.
Wenig später stiegen die Ermittler in ihren Jeep und fuhren weiter nach Hayelle. Gemma rief dort an und hinterließ Patrick die Nachricht, dass die Polizei unterwegs zu ihm war, um seine Fingerabdrücke zu nehmen.
Gemma beobachtete, wie der Staub sich wieder legte, den der Jeep aufgewirbelt hatte. Jess kam zu ihr heraus und stellte sich neben sie.
»Denkst du, die Sache ist geklärt?«, fragte Gemma.
»Ich schätze, das können wir erst sagen, wenn die ganze Bande hinter Schloss und Riegel sitzt. Aber trotzdem glaube ich, dass du nichts mehr zu befürchten hast. Themawechsel: Craig ist ein ziemlich heißer Typ, nicht wahr?«
Gemma verdrehte die Augen.
Brad lag auf dem Bett mit seiner Frau - der Frau, die er liebte. Als der Zufall sie zusammenführte, war Brad ihr vom ersten Moment an verfallen - vor allem nachdem er entdeckt hatte, dass sie die gleichen Ziele verfolgten und beide den unbeugsamen Willen besaßen, sich durch nichts und niemanden aufhalten zu lassen. Sie nahmen es eher locker mit der Treue. Manchmal waren Seitensprünge eben erforderlich, wenn dabei ein großer Batzen Geld heraussprang, weil die Leute mehr zu verlieren hatten als Brad und seine Frau.
Die organisierten Viehdiebstähle gingen auf seine Idee
zurück, und seine Frau war sofort Feuer und Flamme gewesen. Sie lebten nun schon seit vielen Jahren von diesen Diebestouren. Normalerweise war ihr bevorzugtes Jagdrevier der Norden Australiens, wo die Farmer keinen genauen Überblick über die Herdengrößen hatten und wo es Gebiete gab, in die sich monatelang kein Mensch verirrte. Aber diese Möglichkeit war verbaut, seit Brad und Jack vor sechs Jahren das Interesse der Kriminalpolizei in Queensland auf sich gezogen hatten.
Die Kehrseite dieses abenteuerlichen Lebens, überlegte Brad, war, dass er und seine Angebetete immer seltener Zeit miteinander verbringen konnten. Es war zu riskant.
Aber nun war eine der seltenen Gelegenheiten, wo sie zusammen waren. Sie unterhielten sich über den großen Coup, der in Kürze bevorstand - größer als alles, was sie sich bisher getraut hatten. Seine Frau hatte mit Gemma Sinclair eine Rechnung offen, und sie wollte sie büßen lassen - am liebsten hinter Gittern.
»Bist du sicher, dass sie keinen Verdacht geschöpft hat?«, fragte seine Frau. »Du hast jetzt keinen mehr vor Ort, nachdem Jack versagt hat, und zu Jess hast du auch keinen Kontakt mehr.«
»Ich bin mir sicher, dass die beiden Schnüffler die gestohlenen Ochsen auf dem Gelände entdeckt haben. Wir können also davon ausgehen, dass die Bullen Gemma ins Kreuzverhör nehmen, wenn sie sie nicht direkt verhaftet haben. Aus der Nummer kann sie sich nicht rausreden.« Brad verstummte und genoss das wunderschöne Lächeln, das sich im Gesicht seiner Frau ausbreitete.
»Wie schön«, murmelte sie. »Der Knast ist genau der richtige Ort für so eine. Sie hat an allem Schuld, weißt du?«
»Ja, Schatz, ich weiß.« Brad legte den Arm um seine Frau
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