Wilder Eukalyptus
haben, bevor ich zu dir rausfahre.«
»Keine Sorge, ich verstehe das schon. Im Moment habe ich ohnehin so viel zu tun, dass ich gar nicht weiter zum Nachdenken komme«, sagte Gemma mit kläglicher Stimme.
»Hast du irgendeine Idee, wo Adam seine privaten Unterlagen versteckt haben könnte? Hätte er sie überhaupt aufbewahrt, oder hätte er sie sofort vernichtet?«
»Oh, Adam hat alles aufbewahrt«, antwortete Gemma. »Ich kenne niemanden mit so einer Sammelleidenschaft. Aber ich habe schon das ganze Haus auf den Kopf gestellt - ohne genau zu wissen, was ich suche. Eigentlich dachte ich immer, ich kenne Adam in- und auswendig. Dann gab es plötzlich diese Abweichungen beim Zählen, und kurz darauf erfahre ich von Ned, dass ich noch in diesem Jahr dreihundert Mastochsen liefern muss, ohne zu wissen, wo ich sie hernehmen soll. Und jetzt ermittelt auch noch die Kriminalpolizei, die sich für heute wieder bei mir angekündigt hat. Offenbar hat mein Mann ein Doppelleben geführt, von dem ich nichts ahnte. Ich habe das Gefühl, ich weiß gar nichts mehr. Ich meine, die Nachrichten auf Adams Handy sprechen ganz klar gegen ihn, aber trotzdem kann ich nicht anders, als Adam in Schutz zu nehmen. Ich liebe ihn noch immer. Wir waren neun Jahre lang verheiratet!«
»Ich weiß, Gem, ich weiß.« Jess’ Stimme klang sehr ruhig. »Aber vergiss Adam mal für einen Augenblick. Mich beunruhigt vielmehr, dass die Polizei dich verdächtigt. Die konzentrieren ihre Ermittlungen jetzt natürlich auf Billbinya, nachdem die fremden Lämmer bei euch aufgetaucht sind. Wir müssen deine Unschuld beweisen. Das ist jetzt das Einzige, was zählt, okay? Aber dazu müssen wir erst Adams Versteck finden. Denk nach, Gem, wo könnten die Papiere sein?«
»Hm«, sagte Gemma bedächtig. »Spontan fällt mir das Flugzeug ein. Adam war der Einzige, der damit geflogen ist. Ich sitze nicht gerne in so kleinen Maschinen. Aber in dem Wrack wurde nichts gefunden. Ich habe ein paar persönliche Sachen von Adam zurückerhalten, die unversehrt geblieben sind, aber es waren keine Papiere dabei. Ich habe wirklich keine Ahnung, wo er das Zeug versteckt haben könnte, Jess. Ich muss noch mal genauer darüber nachdenken und alles absuchen.«
»Gut, tu das. Okay, du hast eben gesagt, die Sonderermittler kommen heute bei dir vorbei?«
»Ja, dieser Dave Burrows hat mich gestern angerufen, weil er sich die Farm genauer ansehen möchte.«
»Pass auf, was du der Polizei erzählst, Gem. Wir brauchen erst ein paar Beweise für deine Unschuld, bevor wir mit denen reden können. Vergiss nicht, für die bist du eine Verdächtige. Am besten, du sagst denen gar nichts.«
»Bist du sicher, Jess, dass das nötig ist? Immerhin habe ich nichts verbrochen. Die Fakten werden für mich sprechen.«
»Gem, hör mir zu. Der Fakt, dass die Raten an deine Schwiegereltern aus unbekannter Quelle bezahlt wurden,
spricht schon einmal gegen dich. Zudem wird jedem, der einen Blick in deine Geschäftsbücher wirft, klar sein, wie angespannt deine finanzielle Situation ist. Adam hatte einen Weg gefunden, um zu verhindern, dass er Billbinya an die Bank verliert. Du kannst nicht beweisen, dass du nichts davon wusstest. Im Gegenteil, es gibt massenhaft Indizien, dass du genau gewusst hast, was vor sich ging. Ich meine, das soll jetzt kein Vorwurf sein, Gem, aber die meisten Farmerfrauen haben Einblick in die Geschäftskonten und wären an deiner Stelle stutzig geworden. Nun war es bei euch so, dass Adam sich alleine um die Buchführung gekümmert hat und du keine Ahnung hattest von euren Finanzen. Du hast ihm blind vertraut und alles unterschrieben, was er dir hingelegt hat. Das könnte dir jetzt zum Verhängnis werden.«
Gemma hatte das Gefühl, dass der Boden unter ihr schwankte. Wie konnte sie in solche Schwierigkeiten geraten, wo sie doch nichts verbrochen hatte?
»Gut«, brachte sie schließlich hervor. »Ich glaube, ich muss jetzt rüber zur Scheune. Die Arbeit ruft.«
»Gem, ich sage dir das alles nur, damit du das Ausmaß begreifst.«
»Ich weiß, Jess. Danke.«
»Wo ist Adams Handy eigentlich abgeblieben?«, fragte Jess rasch, bevor Gemma auflegen konnte.
»Immer noch in dem Jackett, wo Pat es gefunden hat.«
»Bewahre es gut auf, okay? Sobald wir wissen, was die Sonderermittler mit dir vorhaben, übergeben wir es entweder ihnen oder einem Anwalt.«
»Du hast dir gründlich Gedanken gemacht, nicht wahr?«
»Ich denke an nichts anderes mehr, seit ich mir deine Ordner
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