Wilder Oleander
verschwinde auf Nimmerwiedersehen.«
Fallons Stimme kam von weit her, von einem Ort, der Abby erschauern ließ. »Das genügt nicht. Sie stellen ein zu großes Risiko dar. Francesca wird morgen heiraten. Sie ist meine Eintrittskarte zu einer Welt, der anzugehören ich seit meiner
Jugendzeit bestrebt bin. Den Mann, den sie heiraten wird, habe ich handverlesen. Jahrelang habe ich auf dieses Ziel hingearbeitet.« Als eine weitere Szene aus der Vergangenheit an der Wand auftauchte, runzelte er die Stirn. »Um ein Haar hätte sie einen nichtsnutzigen Fallschirmspringer geheiratet, aber das wusste ich zu verhindern.«
Er hob die Waffe. Abby schlang die Arme um sich.
Im Stockdunklen blind wie ein Maulwurf, tastete sich Jack trotz der schmerzenden Schulter flussaufwärts die schrofigen Wände entlang. Er wusste zwar, dass er flussabwärts zum Ausgang der Höhle gelangen würde, aber er konnte Abby unmöglich allein lassen.
Er vermochte sich kaum noch auf den Beinen zu halten. Es war ihm, als würde der Boden unter ihm nachgeben.
So also
ist es, wenn es mit einem zu Ende geht.
Unversehens drang Licht in den unterirdischen Gang, und Jack hörte Zeb Armstrong sagen: »Alles in Ordnung, Detective?« Helfende Hände griffen nach ihm, dann rief Vanessa: »Er ist verletzt!«
Kurz darauf, nachdem er etwas Wasser, versetzt mit einem Tonikum aus dem Erste-Hilfe-Koffer, getrunken hatte, kehrten Jacks Lebensgeister zurück. Vanessa reinigte und verband seine Wunde und gab ihm ein Schmerzmittel.
»Fallon hat Abby mit der Waffe im Anschlag zum Weitergehen gezwungen.«
»In welche Richtung?«
Er deutete stromaufwärts. »Noch etwas. Francesca Fallon ist
Abbys Tochter.«
»Wie bitte?!«
»Wir müssen ihnen nach. Nicht auszudenken, was Fallon jetzt, da sein Geheimnis gelüftet ist, vorhat.«
»Können Sie laufen?«
»Geht schon.«
Jack führte sie dorthin, wo Fallon mit den beiden Frauen verschwunden war. Als sie zu einer Stelle kamen, von wo aus drei Tunnels abzweigten, blieben sie stehen.
»Mr.Armstrong, kennen Sie sich hier unten aus?«
Zeb schüttelte den Kopf. »Kein Wunder, dass die Indianer hier aus der Gegend meinen, auf diesen Höhlen laste ein Fluch. Und dass man, wenn man sie betritt, nicht mehr hinausfindet.«
»Welcome to the Hotel California«
, murmelte Jack angesichts der drei Abzweigungen.
»Wir könnten uns aufteilen«, schlug Zeb vor, »allerdings haben wir nur eine Stab- sowie eine Taschenlampe. Das heißt, dass wir nur zwei Tunnels durchsuchen können.«
Vanessa richtete ihre Taschenlampe erst auf die Felswände am Eingang des einen Tunnels, dann des anderen. »Was ist das denn?« Sie bückte sich und besah sich die Kratzer im Gestein näher.
Zeb fuhr mit den Fingern über die Kerben. »Ganz frisch. Etwa in Taillenhöhe.«
»Abby hat mit ihrer Armbanduhr den Weg gekennzeichnet!«
Vorsichtig betraten sie den Tunnel, entdeckten weitere Kratzspuren. Als sie jetzt noch den Wind heulen hörten, schlossen sie daraus, dass sie sich unweit eines Eingangs befanden. Aber sie waren nur an einer weiteren Gabelung gelandet. Jack spähte in den dunklen Schlund vor ihnen und rief sich in Erinnerung, was sich ihm über die Formation von Indian Rocks eingeprägt hatte.
Wie bei einem Wettbewerb im Bogenschießen über eine freie Distanz lauschte er auf den Wind von oben, berücksichtigte die Zugluft und woher sie kam und taxierte daraus die Entfernung nach draußen …
»Nicht weit von hier befindet sich eine Öffnung.« Es war ihm eingefallen, dass er auf der Suche nach einem verirrten Pfeil eine Felsspalte entdeckt hatte. »Dort kommen wir raus und können uns Fallon in den Weg stellen. Also los!«
»Daddy?«
Fallon fuhr herum. Francesca hatte sich aufgerichtet.
»Ist das wahr?«
Noch immer mit der Waffe in der Hand, schaute er auf sie hinunter.
»Du hast meine Mutter geheiratet, um das Casino zu übernehmen? Stimmt das?« Mühsam erhob sie sich, stand auf unsicheren Beinen da. »Und Erik? Du hast ihn umbringen lassen?«
Einen nichtsnutzigen Fallschirmspringer.
Sie schaute Abby an und bemerkte erst jetzt, was ihr bisher entgangen war: die Ähnlichkeit mit dieser Frau.
»Du darfst sie nicht töten!« Flehentlich hob sie die Hände. »Du bist und bleibst doch mein Daddy, ganz gleich, unter welchen Umständen ich zu deiner Tochter wurde. Du hast mich adoptiert. Komm, wir gehen nach Hause und vergessen diese Leute. Ich werde Stephen heiraten. Alles wird wie früher sein.«
»Nein«, entgegnete
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