Wilder Sex und heiße Küsse
nach den Zigaretten. Doch seine Brusttasche war leer. Als er wieder zu Jessica blickte, zuckte er zusammen. “Was ist denn das?”, fragte er erschrocken, als er den Plastikbeutel in ihrer Hand sah.
“Blut”, antwortete sie. “Ich habe immer welches da für den Fall, dass hungrige Journalisten vorbeikommen.”
“Oh, vielen Dank.” Der Anblick von Blut verursachte ihm leichte Übelkeit.
“Die falsche Blutgruppe?”, erkundigte sie sich und verstaute den Beutel wieder im Kühlschrank.
Daniel räusperte sich nervös. “Ich kann mich nicht erinnern, dass man in Iowa Blut im Kühlschrank aufbewahren muss. Ist das ein neues Gesetz?”
Jessica warf das geschnittene Gemüse in einen Mixer. “Hämolytische Anämie”, rief sie über den Mixerlärm hinweg.
“Was?”
“Ed Petersons Basset braucht eine Transfusion.”
Daniel starrte sie an. Doch keine weitere Erklärung folgte. “Und?”, meinte er schließlich.
Sie sah ihn unsicher an. “Ich bin Tierärztin.”
“Du machst Witze.”
“Warum dachtest du denn, dass im Musikzimmer Käfige stehen?”
“Ich dachte, du wärst verrückt.”
Sie zog die Augenbrauen hoch und stellte kommentarlos eine Pfanne auf den Herd. Eine Minute später brutzelten darin Spiegeleier, doch Jessica widmete sich wieder dem Gemüsebrei, den sie in eine Schüssel goss. Danach holte sie einen Pappbehälter aus dem Kühlschrank.
“Joghurt?”, fragte sie Daniel und hielt ihm den Behälter hin.
Er schüttelte den Kopf, und sie löffelte den Inhalt auf den Gemüsebrei. “Wozu ist das denn gut?”, wollte er wissen.
“Oreo, der Dalmatiner, hat die Bronzekrankheit”, erklärte sie.
“Ach so.”
“Das ist eine Hautkrankheit. Normales Hundefutter verträgt er nicht”, fuhr sie fort, während sie davon eine Dose in eine andere Schüssel leerte. Dann ging sie zur Küchentür, drehte sich aber noch einmal um. “Bist du sicher, dass du nichts davon willst?”
“Vielleicht später. Nachdem ich die sicher köstliche Küche von Oakes probiert habe.”
Jessica verschwand im Nebenraum und kehrte kurz darauf mit vier Scheiben Speck zurück, die sie zu den brutzelnden Eiern in die Pfanne legte.
“Lass mich raten”, meinte er mit einem Blick auf das mysteriöse strubbelige Tier, das wieder durch die Katzentür gekrochen kam. “Für den Präriehund?”
“Für wen?” Sie bemerkte das haarige Knäuel, als es sich neben ihr auf die Hinterbeine stellte. “Hast du wieder Hunger?” Sie griff in den Beutel mit dem Trockenfutter und hielt dem schnüffelnden Tier einige Brocken vor die Nase. Xena nahm das Fressen zwischen die vorderen Klauen und ließ sich wieder auf alle viere nieder. “Präriehunde sind heller. Und außerdem Pflanzenfresser.”
Daniel beobachtete, wie Xena ihr zweites Frühstück verschlang. “Natürlich.”
“Bist du sicher, dass du nichts willst?”
“Hundefutter?”
“Eier und Speck?”
“Sind die für menschlichen Verzehr geeignet?”
“Ja, die würde ich nie an meine Patienten verfüttern. Zu viel Fett und zu viel Cholesterin.”
“Aha.” Daniel wollte eigentlich ablehnen, denn nichts lag ihm ferner, als in ihrer Schuld zu stehen, aber der Speck roch einfach zu gut. “Ich glaube, ich könnte ein bisschen was vertragen.”
“Na, prima. Dann schnapp dir einen Teller und setz dich.”
Er ging zum Schrank und fand die Teller genau dort, wo seine Mutter sie auch immer aufbewahrt hatte. Mit einem Mal fühlte er sich in die Vergangenheit zurückversetzt, und er dachte an gutes Frühstück, lecker duftende Kekse, frisch aus dem Backofen, Gutenachtküsschen …
“Gibst du mir auch einen Teller, bitte?”
Die Erinnerungen verschwanden.
“Orangensaft oder Milch?”
“Egal.”
“Tee? Wir haben Kamille und Löwenzahn.”
“Nein danke.” Er setzte sich. Der Fußboden knarrte unter seinem Stuhl. Ein vertrautes Geräusch. Er kam sich vor, als hätte er sein Elternhaus nie verlassen. Als hätte er nicht schon vor langer Zeit gelernt, allein zurechtzukommen und dies von anderen auch zu erwarten. Doch so war es nicht. Er gehörte nicht mehr hierher. Hatte es eigentlich noch nie getan. Er war schließlich kein Hinterwäldler, der Kraftausdrücke grunzend seinen Rasen mähte. Er war ein Intellektueller. Ein erfolgreicher Mann. Ein preisgekrönter Journalist, der für das Abenteuer der nächsten Story lebte.
Hungrig verschlang er sein Frühstück, ohne es richtig zu schmecken.
“Und wo bist du die letzten zehn Jahre gewesen?”, erkundigte
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