Wilder Sex und heiße Küsse
starrte auf den Bildschirm. Allein und verstoßen versuchte Alysha, von dem ihr vorgezeichneten Weg abzukommen. Jedoch …
Jessica trug wieder ihre zu Shorts abgeschnittene Jeans, wie Daniel feststellte, als sie sich bückte, um den Labrador von der Leine zu lassen. Das ärmellose flanellartige Hemd hatte sie in den Bund gesteckt, sodass sie aussah wie das Poster-Girl in einem Landwirtschaftskatalog. Doch als sie sich wieder aufrichtete, spiegelte sich auf ihren taufeuchten Zehennägeln die Sonne, und Daniel sah, dass sie lila lackiert und in der Mitte mit kleinen goldenen Pünktchen verziert waren.
Er schüttelte irritiert den Kopf. Ständig diese Gegensätze! Immer wenn er dachte, er könnte sie irgendwie einordnen, entdeckte er eine neue Facette an Jessica. Ausgebleichte Jeans und extravagant lackierte Zehennägel! Und die goldenen Flecken hatten die Form von … er lehnte sich vor, doch genau in diesem Augenblick blickte sie zum Haus.
Er fuhr zurück. Konzentrier dich auf Alysha!, befahl er sich. Seine Heldin war ständig auf der Suche nach dem Glück, erlebte jedoch eine Enttäuschung nach der anderen. Und deshalb war es kein Wunder …
Der Labrador bellte wie wild, und als Daniel aufblickte, sah er ihn im Kreis laufen und aufgeregte Luftsprünge machen. Dabei fiel Daniel auf, dass seine Ohren mit einer komischen roten Klammer oben auf dem Kopf zusammengehalten wurden.
“Bist du bereit? Bist du bereit?” Jessicas Stimme drang durch den schmalen Spalt seines geöffneten Fensters.
“Dann fass!” Eine Frisbee-Scheibe flog über die Wiese, der Hund rannte hinterher. Wenige Sekunden später brachte er die Frisbee-Scheibe zurück, und Jessica warf sie lachend ein weiteres Mal durch die Luft. Daniel sah ihre Grübchen, als sie lächelte, und dachte an die Zeit, da dieses Lächeln ihm unruhige Nächte beschert hatte.
Und wieder warf sie die Frisbee-Scheibe. Das Hemd straffte sich über ihren vollen Brüsten. Sie wirkte so biegsam wie eine Weide im Wind.
Ihm schien, als hätte sie sich in den vergangenen dreizehn Jahren überhaupt nicht verändert, während er mager und verbittert geworden war. Sie verbreitete immer noch diesen strahlenden Glanz …
Verdammt noch mal, was war nur mit ihm los? Daniel setzte sich zurück, wobei der Stuhl leidvoll knarrte.
Leid!
Kein schlechter Titel. Passend. Aber … nein.
Leben ohne Hoffnung?
Nein, auch nicht.
Ein Leben voller Tränen.
Verärgert starrte er auf den blinkenden Cursor, führte ihn zur ersten Seite und tippte den Titel:
Ein Leben voller Tränen.
Ein wunderbarer Titel. Viel versprechend.
Alysha würde in diesem städtischen Pendant zu “Von Mäusen und Menschen” eine Menge Tränen vergießen. Es würde auch Kampf und Hoffnung geben, am Ende aber Tränen.
Der Hund bellte wild, und Daniel hob den Kopf. Die Frisbee-Scheibe war verschwunden.
“Kannst du sie nicht holen?”
Der Hund bellte erneut und sprang wie toll um Jessica herum.
Dann kam Jessicas Großmutter, sagte etwas in ihrer rauen Stimme, und Jessica trottete lachend davon, um die Frisbee-Scheibe aus dem Wassertrog der Pferde zu fischen.
Daniel beobachtete sie und spürte ein seltsames Kribbeln im Bauch. Es war nicht so, dass sie etwas Besonderes war, nur … ach, wahrscheinlich lag es am Nikotinentzug. Schließlich war es eine wohlbekannte Tatsache, dass Nikotin die sexuelle Erregung verminderte. Ohne seine Droge verstärkte sich seine Libido – das war alles. Aber er durfte diesen Launen seiner Hormone nicht nachgeben, sondern musste seine ganze Aufmerksamkeit aufs Schreiben lenken.
Jessica sprach mit dem Labrador, und als sie sich vorbeugte, um ihn zu streicheln, konnte Daniel in ihrem Ausschnitt kurz die sanften Rundungen ihrer Brüste in einem Satin-BH erkennen, dessen Farbe genau den goldenen Flecken auf ihren Zehennägeln entsprach. Daniel hielt den Atem an. Wie gebannt lehnte er sich vor – und in diesem Augenblick sah Jessica zu seinem Fenster hoch.
Schnell fuhr er zurück, während sein Puls sich dramatisch beschleunigte. Der Stuhl ächzte wieder. Wie, zum Teufel, sollte er arbeiten, wenn sie aussah wie … wenn ihr Lachen … wenn er keinen vernünftigen Stuhl hatte.
Genau, das war das Problem. Er konnte nicht arbeiten, weil dieser verdammte Stuhl ihn ständig ablenkte!
4. KAPITEL
In Oakes gab es kein einziges Möbelgeschäft. Das nächste lag fünfzig Autominuten Richtung Westen entfernt. Endlich dort angekommen, brauchte Daniel noch einmal furchtbar lange, bis er einen
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