Wilder Sex und heiße Küsse
um sich die Zeit zu vertreiben.
Schließlich hörte er von der Garage aus, wie die Haustür geöffnet wurde. Er richtete sich so abrupt auf, dass er sich beinahe den Kopf am Käfig gestoßen hätte.
“Hallo.” Es war Mücke. “Hast du Jess gesehen?”
“Nein.” Es gelang Daniel nicht, seine Enttäuschung zu verbergen, also versuchte er es gar nicht erst.
“Ich möchte sie etwas fragen. Weißt du, ob sie bald wieder da ist?”
Nein, das wusste er nicht.
Jessica blieb lange fort. Sie kam nicht zum Mittag, nicht zum Abendessen, nicht zur Schlafenszeit. Daniel wanderte wieder einmal in seinem Zimmer auf und ab. Wo, zum Teufel, war sie nur?
Dann hörte er einen Wagen die Straße entlangfahren. War sie das? Er eilte ins Badezimmer, spähte aus dem kleinen Fenster und sah sie zum Haus kommen. Schnell ging er wieder in sein Zimmer, wo er am besten lauschen konnte.
Mit wem sprach sie da? Einem Mann?
Nein, nur mit Edna. Er war erleichtert. Allerdings konnte er nur wenige Worte aufschnappen. Dann ertönten Schritte auf dem Flur. Edna ging in ihr Zimmer.
Daniel wartete, bis sich ihre Tür schloss, und rannte dann nach unten. Jessica stand mit dem Rücken zu ihm vor einem Käfig und betrachtete einen Terrier, der offenbar an Haarsaufall litt.
“Jessica.”
Sie zuckte erschrocken zusammen. “Oh! Daniel.”
Es klang so ganz anders als in der letzten Nacht.
“Du warst ganz schön lange weg.”
“Ich musste Andys Stute noch mal untersuchen, und dann gab’s Probleme mit einer kalbenden Kuh. Es hat alles länger gedauert, als ich dachte.”
Beide schwiegen.
“Alles in Ordnung mit dir?”, fragte er schließlich.
“Na klar. Warum auch nicht?”
Er atmete einmal tief durch, um seine Nerven zu beruhigen. “Wegen letzter Nacht …”
“Ja, letzte Nacht”, sagte sie sofort. “Darüber wollte ich auch mit dir reden.”
“Ja?”, hakte er aufgeregt nach.
“Ich wollte nur, dass du weißt, dass es nichts zu bedeuten hat.”
“Wie bitte?” Sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen.
“Ich meine … du wirst irgendwann nach New York zurückgehen, das weiß ich ja. Es war nur …”, Jessica zuckte mit den Schultern, “… eine nette Abwechslung.”
Daniel biss die Zähne zusammen, um ruhig zu bleiben, aber es misslang in der Erinnerung daran, wie er sie in seinen Armen gehalten und seine Träume hatte wahr werden lassen. “Du hast vor Glück geschrien”, stieß er hervor.
Sie trat einen Schritt zurück. “Habe ich nicht. Ich …”
“Was?”
Sie holte zitternd Luft. “Es war … nett.”
“Nett?”
“Hör zu, ich habe hart dafür gearbeitet, dass meine Praxis läuft, und kann es mir nicht leisten, das alles wegzuwerfen.”
“Nett?”, fragte er nochmals.
“Ja.” Ihre Stimme zitterte leicht.
Er ging einen Schritt auf sie zu. “Du hast geschrien.”
“Ich schreie immer.”
“Wann war das letzte Mal?”
“Ich … hör mal, es war nur Sex, Daniel. Ich kann mit jedem Sex haben.”
“Nein.” Er war ihr ganz nahe. “Kannst du nicht.”
Sie blickte zu ihm auf. “Soll das eine Warnung sein?”
War es das? Er wusste es nicht. Nie gekannte Gefühle stiegen in ihm auf. Er wollte Jessica packen, sie schütteln und küssen und sie dazu bringen, die Wahrheit zuzugeben. Es war nicht nur Sex gewesen. Es war …
An der Haustür klopfte es. Daniel wandte den Kopf.
Jessica rührte sich nicht.
Es klopfte wieder, und Daniel marschierte zur Tür.
Draußen stand der Reverend. “Oh, Mr. Rolands, guten Abend. Ist …”
“Was, zum Teufel, wollen Sie?”
Der Pastor hob erstaunt die Augenbrauen. “Ich hätte gern gewusst, ob Dr. Sorenson …”
“Ja.” Jessica schob Daniel sanft beiseite. “Ich bin da.”
“Oh.” Der Reverend wirkte immer noch verwirrt. “Ich fürchte, ich brauche wieder deine Hilfe”, begann er, doch in diesem Moment brach es aus Daniel hervor.
“Sie können sich auch woanders Hilfe suchen”, erklärte er drohend und trat einen Schritt vor.
“Elston!” Daniel brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, dass Jessica ihn meinte. Sie zog an seinem Ärmel. “Was ist nur in dich gefahren?”
Langsam drehte er sich um. “Was in mich gefahren ist?”, wiederholte er und schüttelte den Kopf. “Die Frage ist doch, wo ich hier hineingeraten bin, und das werde ich dir sagen.”
“Elston!” Sie warf dem Reverend einen um Verständnis bittenden Blick zu, packte Daniel am Arm und zog ihn ins Musikzimmer. “Sei still!”
“Du warst nicht still”, murmelte er.
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