Wildes Blut
berührte, dann vergaß er alles andere über der Ekstase des Augenblicks.
Dona Sofia saß aufrecht da, gestützt durch einen Berg von Kissen. Die Kerzen auf dem kleinen Altar neben ihrem Bett verbreiteten einen süßlichen Geruch und erschwerten ihr das Atmen. Sie war in den vergangenen Monaten noch schwächer geworden. Jetzt war das Ende nahe. Ohne Hilfe konnte sie sich im Bett nicht einmal mehr umdrehen. Rund um die Uhr waren Dienstmädchen an ihrer Seite, und Pater Salvador erschien mehrmals am Tag, um nach ihr zu sehen und mit ihr zu beten.
Obwohl ihr Körper den Dienst versagte, war ihr Verstand noch erstaunlich klar. Sie konnte wesentlich besser hören als sehen. Wenn sie so tat, als schliefe sie, erfuhr sie von den klatschenden Dienstboten, was sich ereignete. Sie flüsterten hinter vorgehaltener Hand, während sie zusahen, wie die verbitterte alte Patrona starb.
Sie wusste, dass Anselmos Bastard zurückgekehrt war und dass Mercedes' Schwangerschaft fortschritt. In den letzten Wochen hatte sie auch einige beunruhigende Gerüchte vernommen, Gerüchte, dass der Patron nicht länger das Bett seiner Gemahlin teilte und statt dessen sein Verhältnis zu dem lockeren Frauenzimmer Innocencia wieder aufgenommen hatte.
Diese Neuigkeiten waren verwirrend.
Mägde interessierten sich immer sehr für die Bettgeschichten ihrer Herrschaft. Dabei erstaunte Sofia nur, dass sie so sehr überzeugt gewesen war, er wäre vernarrt in Luceros Gemahlin.
Vielleicht zeigte er jetzt seine wahre, selbstsüchtige Natur, da Mercedes' Bauch runder wurde, so wie alle anderen Alvarados vor ihm es getan hatten. Und doch ließ es ihr keine Ruhe.
Mercedes erfüllte ihre Christenpflicht, indem sie ihr alle paar Tage einen kurzen Besuch abstattete. Der Bastard dieses Bastards wuchs inzwischen sichtbar im Bauch der Frau ihres Sohnes. Aber irgend etwas stimmte nicht. Sofia konnte nicht sterben, ohne zu wissen, was auf der Hazienda vor sich ging, die in den vergangenen fünfunddreißig Jahren ihr Gefängnis gewesen war.
Sie streckte den Arm aus und zog am Glockenstrang. Als Lupe erschien, befahl sie dem Mädchen: "Schick nach Pater Salvador."
Lucero war gerade von einem Hahnenkampf in San Ramos zurückgekehrt. Er hatte reichlich Pulque genossen und freute sich über einen beachtlichen Gewinn.
Er torkelte in die Eingangshalle des Herrenhauses, begab sich in die Bibliothek und zu den verbliebenen Resten des aguardiente. Nachdem er im vergangenen Monat reichlich davon getrunken hatte, war nur noch wenig übrig. Grinsend stellte er fest, dass der Zeitpunkt günstig war. Er würde zur Abreise bereit sein, sobald die Alkoholvorräte aufgebraucht waren.
Pater Salvador beobachtete, wie Lucero die Bibliothek betrat, bereits gezeichnet vom exzessiven Trinken und auf der Suche nach mehr. Wie konnte ihm nur ein solcher Fehler unterlaufen er hatte geglaubt, dieser Nichtsnutz hätte sich gebessert. Jetzt entschied der Priester, dass er sich geirrt haben musste.
Es klopfte leise an der Tür, und Lucero starrte ihn erstaunt an.
"Ich würde Ihnen etwas zu trinken anbieten, aber es ist zu wenig da, um es zu teilen." Er wandte sich ab und schenkte sich großzügig ein von der bernsteinfarbenen Flüssigkeit, dann legte er den Kopf zurück und trank das Glas leer.
"Ich komme in einer dringenden Angelegenheit, offen gesagt, gegen besseres Wissen", begann der Priester vorsichtig.
"Wollen Sie mich zur Rechenschaft ziehen, weil ich mich mit Huren herumtreibe? Weil ich das Sakrament der Ehe verletze?
Vielleicht bin ich nicht der einzige Schuldige", sagte er und wandte sich mit einem seltsamen Funkeln in den Augen an Pater Salvador. Ob der Priester wohl die Wahrheit über ihn und Nick wusste?
Pater Salvador wollte Luceros trunkene Äußerungen nicht beachten. "Dies ist ein schlechter Zeitpunkt für ein Gespräch.
Ich werde morgen wiederkommen."
"Ich werde mich nicht ändern, weder morgen noch sonst irgendwann, Priester. Das wissen Sie. Und wenn Sie wollen, dass ich ins Bett meiner Frau zurückkehre, dann sollten Sie sie fragen, warum sie mir meine ehelichen Rechte verweigert", sagte er herausfordernd und stellte sich das Entsetzen des alten Mannes vor, wenn die Wahrheit ans Licht käme.
"Ich bin nicht gekommen, um über Ihre Gemahlin zu sprechen", sagte Pater Salvador traurig. Er wusste, dass die Kluft zwischen Lucero und Mercedes nun unüberbrückbar war.
Er wandte sich zum Gehen, aber Luceros nächste Worte ließen ihn innehalten.
"Wenn es nicht die
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