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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shril Henke
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junge Patrona ist, dann muss es die alte sein, die Sie hierher zu mir führt."

    "Wir werden morgen darüber sprechen." Der alte Priester griff nach dem Türknauf.
    "Das ist nicht nötig. Ich habe meine geliebte mamacita noch mehr vernachlässigt als meine Gemahlin. Ich sollte sofort etwas dagegen tun, sonst würde dies zu schwer auf meinem Gewissen lasten", fügte er spöttisch hinzu.
    "Sie haben kein Gewissen", entgegnete der Priester mit ernster Miene. "Mögen unser Herr Jesus und die Heilige Jungfrau Ihnen vergeben."
    "Das bezweifle ich. Welche Hoffnung gibt es für einen Sohn, dem nicht einmal die eigene Mutter verzeiht?" fragte er, dann fluchte er und wandte sich wieder dem Flaschenschrank zu. Er sah sich nicht um, bis die Tür sich leise hinter Pater Salvador schloß.
    Als sie die Schritte auf dem polierten Fußboden der Halle hörte, wusste Sofia, dass er es war, der aufgrund der Bitte Pater Salvadors kam. Fast hatte sie gehofft, dass er sich weigern würde. Gespräche mit Lucero oder jenem anderen waren stets sehr anstrengend für sie gewesen. Und jetzt ließen ihre Kräfte so rasch nach.
    Lucero öffnete die Tür, ohne zu klopfen, und trat ein. Er blinzelte, um sich an das gedämpfte Licht der Kerzen zu gewöhnen. "Um Himmels willen, hier stinkt es nach Religion und nach Tod." Er betrachtete die alte Frau, die beinahe zwischen den, Kissen verschwand. "Ich bin zurückgekehrt, mamacita. Bist du nicht froh, mich zu sehen?"
    Sie verzog die dünnen Lippen zu einer bösen Grimasse. "Jetzt verstehe ich. Vom Tage deiner elenden Geburt an war ich niemals froh, dich zu sehen."
    Ein kaltes, fahles Licht flackerte in seinen Augen, als er ans Bett trat. "Also weißt du, dass ich es diesmal bin, nicht mein Bruder. Seit wann weißt du, dass er ein Hochstapler ist?"

    Sie sah ihn an. "Er liebt Gran Sangre. Und er erwies sich deiner Frau als ein weitaus fürsorglicherer Gemahl, als du es jemals warst."
    Dieser Schlag saß, und das überraschte ihn. Er hatte sich nie etwas aus seiner blassen, furchtsamen kleinen Braut gemacht, aber nachdem er sie jetzt gesehen hatte, fühlte er einen völlig widernatürlichen Zorn auf Nick, weil er ihre Leidenschaft erweckt hatte. "Eine Frau, an die ich aus dynastischen Gründen gefesselt war. Ich habe kein Interesse an ihr", log er.
    Sofia setzte sich mühsam auf. "Du hast deine eigene Gemahlin einem Bastard gegeben. Der Erbe von Gran Sangre wird das Ergebnis einer blutschänderischen Beziehung und für immer verdammt sein." Sie rang nach Atem, dann fuhr sie fort:
    "Was glaubst du, wie dein geliebter Vater sich dabei fühlen würde?"
    In ihren Augen flackerte etwas wie Wahnsinn auf. Einen Moment lang sah Lucero sie erstaunt an. "Du wolltest, dass Mercedes bei ihm liegt, sein Kind bekommt - nur, um Vater zu trotzen." Dann kam ihm die Ironie der ganzen Situation zu Bewusstsein. Er lachte. "Dein Gemahl ist tot und weiß nichts von dem Schicksal, das Gran Sangre ereilt. Du hasst Papa, und das war immer deine Schwäche, mamacita. Du kannst an nichts anderes denken. Weißt du, was sich außerhalb der engen Grenzen dieser kleinen Welt abspielt? Juarez und seine Republikaner haben den Krieg gewonnen."
    "Dann ist Gran Sangre verloren", sagte sie ohne großes Interesse. "Auch das würde Anselmo nicht gefallen."
    "Nein, das glaube ich nicht. Wie du sagtest - mein Bruder liebt das Land, mehr als wir beide, und er ist ein Kämpfer. Du kennst ihn nicht so gut wie ich. Was immer Nick auch begehrt, er bekommt es, und er behält es." Sogar Mercedes, höhnte eine innere Stimme.

    Sofia beobachtete ihn genau, während er von seinem Bruder sprach. "Du scheinst Anselmos Bastard zu mögen", stellte sie neugierig fest. „Dann ist er deine Schwäche. Sei vorsichtig."
    Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, als er sie ansah.
    "Du solltest deinen Schoßhund, den Priester, bitten, dir die Kerzen anzuzünden für deinen Weg zu dem Lohn, den du in der nächsten Welt zu erhalten hoffst. In dieser Welt wird Mexico nicht mehr unter der Kontrolle der Heiligen Mutter Kirche stehen, sobald dieser verdammte Indianer die Macht an sich genommen hat."
    Sie bekreuzigte sich. "Das wird Gott niemals zulassen", sagte sie und weigerte sich, das Undenkbare zuzugeben.
    Wieder lachte er, kurz, bitter. "Er hat es zugelassen, glaube mir. Warum, glaubst du, wäre ich sonst in diese entsetzlich langweilige Abgeschiedenheit zurückgekehrt? Maximilian ist in Queretaro eingekesselt und kämpft seinen letzten Kampf. Die Sache des

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