Wildes Blut
Kleidern war es nicht zu übersehen, dass sie jung und hübsch war. Einer der Männer stieß sein Gewehr Nicholas in den Rücken, gerade als der andere den Hut und den Schal Mercedes vom Kopf riss. Das Haar fiel ihr lose um die Schultern, wie ein goldener Vorhang, als die Nadeln, die es zusammenhielten, sich lösten.
Der Bandit hielt die Luft an und fluchte. Dann grinste er böse. "Eine Bauersfrau, ja? Dafür siehst du trotz deiner Verkleidung zu vornehm aus. Du wirst ausgezogen noch viel besser aussehen."
Seine Männer starrten wie gebannt auf die schöne Frau mit dem goldenen Haar. Der Anführer streckte den Arm aus, um das Band ihrer camisa zu lösen.
"Ich bringe dich um, wenn du sie anrührst", sagte Fortune mit tödlicher Ruhe. Seine Stimme war eiskalt.
Erschrocken blickte Mercedes ihren Mann an. Er hatte Englisch gesprochen. Der Bandit hielt mitten in der Bewegung inne, ohne dass er ihre grobe Baumwollbluse berührt hätte. Er richtete seinen harten Blick auf Lucero.
"Nun, Patron, es sieht so aus, als könnten Sie verdammt wenig tun, um mich daran zu hindern."
Ehe er das Band lösen konnte, schr ie Nicholas: "Jetzt, Hilario!" und fuhr herum. Er zog seine Remington und schlug gleichzeitig das auf seinen Rücken gerichtete Gewehr weg, packte den Lauf, so dass der andere in die Luft schoss, dann feuerte er eine Salve in die Brust des Mannes und ließ sich zu Boden fallen. Weitere Schüsse peitschten durch die Luft, und zwei der Banditen krümmten sich zusammen. Mit einer einzigen schnellen Bewegung rollte Fortune über die Erde, feuerte und schrie seinen Männern Befehle zu. Sie stürzten vorwärts, um ihre Gewehre zu ergreifen, die sie fallen gelassen hatten, während die contre-guerillas Deckung suchten.
Der Mann mit den grauen Augen versuchte, Mercedes zu packen und sie als Schutzschild zu benutzen, aber sie hob das Knie und rammte es in seinen Unterleib, während sie die Nägel in sein Gesicht grub. Er fiel vornüber und riss sie mit sich auf die staubige Erde. Nicholas wagte nicht zu schießen. Er schob die Pistole in das Halfter, sprang nach vorn und riss ihren Angreifer mit der rechten Hand auf die Füße, währ end er mit der linken sein gefährlich funkelndes Messer zog.
Mercedes richtete sich taumelnd auf und suchte verzweifelt nach einer Waffe, während ihr Mann ihr zurief, in Deckung zu gehen. Sie sah den alten Mateo, der im Staub lag und das Gewehr umklammerte, das er nicht hatte abfeuern können. Sie hastete zu ihm. Bis sie die Waffe aus seinen leblosen Händen befreit und sich niedergekauert hatte, um zu zielen, hatte das Schießen aufgehört. Zwei ihrer Männer waren tot, genau wie alle Banditen, außer dem Mann mit den grauen Augen, der in einen verzweifelten Kampf mit Nick verwickelt war, dessen Messer schon rot vom Blut seines Gegners war. Auch der Bandit hatte ein Messer gezogen, und die beiden umkreisten einander wie zwei Wölfe. Sie täuschten, griffen an und parierten mit der Geschicklichkeit und der Ruhe derer, die viele tödliche Kämpfe hinter sich hatten. Die drei Männer von Gran Sangre, die noch übrig waren, standen am Straßenrand. Hilario näherte sich, das Gewehr im Anschlag. Er hätte den Banditen erschießen können, doch etwas an dem Patron ließ ihn zögern.
Auch Mercedes sah dem tödlichen Tanz zu, der vor ihren Augen aufgeführt wurde. Sie hätte niemals geglaubt, dass ihr Ehemann derart erbarmungslos und hart sein könnte. Vor vier Jahren hatte er sie als verwöhnter, eingebildeter junger Edelmann verlassen. Lucero war grausam gewesen, so gedankenlos und launenhaft wie ein genusssüchtiger Sohn aus reicher Familie eben, aber nun sah sie einen anderen Mann vor sich. Von diesem Lucero ging eine tödliche Gefahr aus, eiskalt und herausfordernd.
"Du bist für einen gringo ziemlich geschickt mit dem Messer" , sagte Fortune, als die Klinge seine Kehle nur knapp verfehlte und ihm Gelegenheit gab, einen langen, schrägen Hieb über die Brust seines Gegners zu versetzen.
Beide Männer bluteten aus mehreren Verletzungen. Trotz der kühlen Abendluft schwitzten sie. Die Sonne versank am Horizont und tauchte die Kämpfer in purpurfarbenes Licht.
Schweiß bedeckte ihre Arme und Leiber, vermengt mit Blut, und nässte die Fetzen dessen, was von ihren Hemden noch übrig war. Mehrmals hob Hilario das Gewehr, doch nur, um es gleich wieder sinken zu lassen. Der Anführer der Banditen packte seinen Gegner, und die beiden gingen zu Boden. Sie rollten über die raue Erde, jeder der
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