Wildes Blut
sie so fest hielt, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten, schwankte ein wenig. "Es ist nicht so einfach, einen Mann aus der Nähe kaltblütig zu erschießen, nicht wahr?"
Er war jetzt so nahe, dass sie seine Wärme spüren konnte.
Heilige Jungfrau, er hatte getrunken! Sie roch den Brandy.
"Offensichtlich bevorzugst du Innocencias Reize", sagte sie.
Noch immer war die Waffe auf ihn gerichtet. "Der Himmel weiß, dass sie über genügend Erfahrung verfügt, ich hingegen verfüge über gar keine. Geh zu ihr zurück. Meinen Segen hast du. Du willst mich nicht."
"Das werde ich verdammt noch mal nicht tun", stieß er hervor und stellte sich unmittelbar vor sie, so dass der Colt sich direkt gegen sein Herz presste. "Innocencia hat das so eingerichtet, um einen Keil zwischen uns zu treiben, und du gehst ihr in die Falle." Er packte ihr Handgelenk, und die Waffe fiel mit leisem Knall zu Boden. Mercedes ließ es zu, dass er sie an sich zog. "Ich sagte dir doch, dass du mich nicht erschießen kannst, Geliebte." Seine Stimme klang nun wie sanftes Schnurren.
"Du riechst wie eine Schnapsbrennerei", sagte sie und wandte ihr Gesicht ab. "Musstest du dir mit einer Flasche aguardiente Mut antrinken, um mir gegenüberzutreten?"
"Du wirst mir zuhören, verdammt! Ich habe Innocencia nicht ermutigt. Sie kam in den Baderaum, als ich im Zuber eingeschlafen war."
Nie hatte sie erwartet, dass er ableugnen könnte, was sie mit eigenen Augen gesehen hatte. "Unterschätz nicht meine Intelligenz, Lucero", sagte sie verächtlich.
"Dann benutze sie auch. Denk darüb er nach, was du gesehen hast - oder was du glaubst, gesehen zu haben. Sie hat ihre Bluse geöffnet und sich über den Zuber gebeugt." Er stieß einen wüsten Fluch aus, so dass Mercedes zusammenzuckte, als er hinzufügte: "Sie hatte ihre Hand zwischen meinen Be inen, als ich erwachte! Unter solchen Umständen ist ein Mann deutlich im Nachteil."
"Dann warst du wohl den größten Teil deines Lebens als Erwachsener der Gnade der Frauen ausgeliefert", gab sie zurück.
Sie fühlte sich so gedemütigt, dass ihre Wangen hochrot waren.
Wenn ihre Duenna noch leben würde und dies gehört hätte, wäre sie auf der Stelle umgefallen!
Seine zornige Miene verschwand und machte einem selbstsicheren Lächeln Platz. "Du bist eifersüchtig, meine Liebe.
Aber du hast keinen Grund dazu. Ich will Innocencia nicht mehr. Ich will dich." Er legte die Arme um sie und senkte den Kopf, um sie zu küssen.
"Du stellst dir das so einfach vor. Dass ich nachgebe und dich an mich heranlasse, nachdem du mit dieser - dieser puta zusammen warst. Nur, weil ich dich nicht erschießen konnte?"
Sie entzog sich der Berührung seiner Lippen.
"Du bist eifersüchtig auf sie, nicht wahr?"
"Ich verachte sie. Heute morgen hat sie Rosario einen Bastard genannt! Wenn Bufon nicht gewesen wäre, hätte sie deine Tochter geschlagen." Mercedes bebte jetzt vor Zorn.
Er wurde nun ganz ruhig und lockerte seinen Griff. "Was meinst du? Erzähl mir, was geschehen ist."
Mercedes biss sich auf die Lippe. Sollte sie hier ihren Atem verschwenden? Lag ihm so viel an seiner Tochter, dass er ihre Wut auf Innocencia verstand? Ein Blick in sein Gesicht genügte ihr, um die hässliche Szene und ihren Wortwechsel mit seiner Geliebten zu schildern. "Ich drohte damit, sie fortzuschicken.
Sie erinnerte mich daran, dass nur du das darfst", schloß sie endlich voller Bitterkeit.
"Deswegen hat sie mir heute Abend aufgelauert. Sie hatte Angst, ich würde sie fortschicken", sagte er mehr zu sich selbst als zu ihr.
Mercedes glaubte seine Schilderung der Szene beim Baden nicht, aber sie spürte, dass er Rosario beschützen würde. "Was wirst du tun?"
"Sie wird nie wieder etwas tun oder sagen, das meine Tochter verletzt. Ich werde dafür sorgen." Er grub seine Hände in ihr Haar. "Nun - wo waren wir stehen geblieben?"
"Ich muss akzeptieren, dass du dafür sorgen wirst, so wie ich deine Affäre mit ihr akzeptieren muss? Nein, Lucero. Das nicht." Sie drehte sich plötzlich um und entzog sich seiner Umarmung. Seine Selbstsicherheit hatte ihren Zorn nur noch mehr angestachelt.
"Ja, du wirst akzeptieren, was ich gesagt habe. Ich bin dein Ehemann, und ich habe dir heute Abend mehr Versprechen gemacht, als eine gute Ehefrau zu erwarten hat." Verdammt, er wusste, dass Lucero ihre starrköpfige Eifersucht niemals hingenommen hätte! Wieder streckte er den Arm nach ihr aus und erwischte einen Zipfel ihres Hausmantels. Er zog daran und zerriss
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