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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shril Henke
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Guayamas, aber das waren bitterarme Fischer. Der Gedanke, bis an ihr Lebensende Fische ausnehmen zu müssen, war unendlich viel schlimmer als jede Hausarbeit.
    Sie verstand nicht, was geschah. Vor Luceros Abreise war alles so wundervoll gewesen. Innocencia musterte ihn unter dichten dunklen Wimpern hervor, während er sich ankleidete und ihr den Rücken zuwandte. Sie fühlte das Bedürfnis, die Hand auszustrecken und über seine Narben zu streichen, aber sie wusste instinktiv, dass es ein fataler Fehler wäre, das zu tun, solange er wütend war. Ihr Gesichtsausdruck wurde härter, als sie leise aus dem Zimmer glitt. Dabei schwor sie sich, den Patron zurückzugewinnen und sich an der blassen kleinen gachupin zu rächen, die sie seiner Aufmerksamkeiten beraubt hatte.
    Einige Minuten später ging Nicholas über den Hof und blieb unter den Bäumen am Springbrunnen stehen, um seine Gedanken zu ordnen, Lucero würde seiner Frau niemals nachlaufen oder Erklärungen für seine Untreue abgeben. Gerade hatte er begonnen, bei ihr Fortschritte zu machen, und nun das.
    Verdammt, dabei war er vollkommen unschuldig! Das würde er ihr durchaus sagen. Und sie würde verdammt genau zuhören.
    Aber es passte so gar nicht zu seiner Rolle, jetzt gleich hinter ihr herzulaufen. Innocencia hatte die ganze hübsche Szene kunstvoll inszeniert, um sich seiner Zuneigung zu versichern, und es hatte Mercedes verletzt.
    Ein Drink würde seine Nerven beruhigen und seiner Ehefrau die Zeit geben, sich zu beruhigen. So wie er Mercedes kannte und allmählich kannte er sie ziemlich gut -, spielte sie gerade jetzt verrückt, während aus ihrer Verletztheit Zorn wurde. Er lächelte vor sich hin. Ah, sie würden he ute nacht viel Spaß haben!
    Nicholas ging in die Küche und traf Angelina beim Scheuern der Töpfe und Pfannen an. "Ich rieche etwas Herrliches! Nach diesem Tag könnte ich einen Wolf verspeisen", sagte er.
    "Kein Wolf, Patron, aber gegrilltes Lamm. Wir konnten ein paar Schafe und die Frühlingslämmer verstecken, als die letzten Soldaten kamen. Ich habe das Beste für Sie aufgehoben. Ihre Lieblingsspeise, den macho." Ihr breites Gesicht verzog sich zu einem stolzen Lächeln, als sie ihm die fetten Därme des Lammes vorsetzte, zu einem Ball zusammengedreht und dann geröstet, bis alles braun und knusprig war. Zusammen mit einer frischen Portion dampfender Tortillas und dem Teller mit dem macho stellte sie ihm eine Schüssel Chili und Tomaten hin.
    Nicholas schluckte schwer und erinnerte sich, wie er zum erstenmal mexikanischen Soldaten beim Verzehr von macho zugesehen hatte. Ihm schmeckte es nicht, aber damals in Nordafrika hatte er in Milch gekochte Ziegenaugen auch nicht besonders geschätzt. Doch war ihm bewusst gewesen, dass es seinen Gastgeber gekränkt hätte, wenn er nicht wenigstens kostete. Lucero hatte den fettigen Geschmack gemocht, also würde Nicholas das Gericht essen. Nur gut, dass ich hungrig bin, dachte er, als er am Tisch Platz nahm und sich wünschte, seinem ersten Impuls gehorcht und direkt ins Arbeitszimmer gegangen zu sein, um etwas zu trinken. Eine solche Stärkung wäre ihm jetzt nicht unwillkommen.
    Tapfer begann er zu essen. Er nahm große Löffel voll vom Gemüse, um den fettigen Geschmack zu überdecken. "Du bist noch immer die beste Köchin in Sonora."
    "Und Sie sind sehr hungrig, Patron", entgegnete sie und strahlte über das Kompliment. "Haben Sie viele Rinder und Pferde zusammengetrieben?"
    "Wir fanden mehr, als wir gehofft hatten, aber die Vaqueros, die wir eingestellt haben, sind jung und unerfahren. Wir haben ein Dutzend Kühe in eine abgeschlossene Schlucht am Yaqui getrieben, aber einer unserer besten Hengste und seine Herde sind uns entwischt. Es waren sieben Stuten und zwei Hengstfohlen dabei, schön gewachsen und stark. Das reicht für einen Neuanfang."
    "Das freut mich, Patron. Dieser Krieg ist schrecklich. Die Patrona hat sehr hart gearbeitet, um Gran Sangre für Sie zu erhalten. Es ist gut, dass sie die Opfer nicht vergebens gebracht hat."
    Er sah zu der schlauen alten Köchin auf. Hinter ihren ernsten Worten lag verhaltene Kritik. "Ich weiß Bescheid über den Krieg, Angelina. Er hat mich verändert und mich gelehrt, Dinge zu schätzen, die mir früher gleichgültig waren."
    "Wie Ihre Gemahlin, Patron?" wagte sie zu fragen.
    "Ja, wie meine Gemahlin", gab er zurück. "Eines Tages wird sie wieder Herrin über eine große Hazienda sein."

    Sie musterte ihn mit einem warmen Blick aus ihren dunklen Augen.

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