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Wildes Erwachen

Wildes Erwachen

Titel: Wildes Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Koenig , Birgit Koenig
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schon Sorgen!«
    Brückner begleitete ihn auf den Gang. »Du hörst von mir, ›Mann mit machen viel Arbeit‹«, grinste er breit, »denke doch, dass du mich mal aufklärst.«
    »Gerne«, antwortete Kral, »aber nicht heute, das ist eine lange Geschichte.«

14
     
    »Schätzchen, freust du dich denn nicht darüber, wie wir die Bullen verarscht haben?«, fragte er lachend. Der Kuss auf ihre Wange hätte flüchtiger nicht ausfallen können.
    »Warum sollte ich mich freuen?«, antwortete sie schroff, »zwei, drei Stunden später hätten die mich sowieso gehen lassen, dafür hätte der Anwalt schon gesorgt. Jetzt sucht die gesamte tschechische Bullenbande nach mir. Und da soll ich mich freuen? Scheiße war das, was ihr da durchgezogen habt!«
    »Renata, Täubchen, du bist undankbar. Außerdem hast du ein schlechtes Gedächtnis!«
    »Was soll das denn jetzt?«
    »Hast du vergessen, dass du die Geschäftsführerin der ›Schnellen Dienste‹ warst?«
    »Quatsch, das sind doch alte Kamellen! Die haben damals die Nutten rausgeholt und den Pavel umgelegt. Was sollen die noch von mir wollen?«
    Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. Sein Lächeln geriet zu einer Mischung aus Verachtung und Mitleid: »Renata, du warst zu oft in Deutschland und hast gar nicht gemerkt, was hier läuft. Die Zeiten haben sich geändert. Kooperation mit den Bullen? Kannst du vergessen! Ich sage dir, da läuft ein dickes Ding gegen uns, das volle Programm mit Zeugenschutz und allen Schikanen! Und du glaubst, du bist aus dem Schneider!«
    »Mischa«, ihr Ton wurde versöhnlicher, »dann verkaufst du eben und wir machen uns ein schönes Leben in Russland. Das hast du mir doch versprochen. Außerdem soll man ja inzwischen auch dort gutes Geld machen können.« Sie erhob sich und trat hinter ihn. Aber schon den Versuch, seinen Hals zärtlich zu umfassen, wehrte er mit einer unwirschen Kopfbewegung ab. »Ich müsste doch blöd sein, wenn ich jetzt verkaufe«, brauste er auf, »in der Szene weiß doch jeder, dass da was gegen mich und meine Clubs läuft. Da kann ich doch gleich alles verschenken und außerdem …« Er zögerte.
    Das trotzige »Was – Außerdem?« hätte sie sich sparen können: Der Kuss, der keiner war, die Blicke, distanziert und ohne jedes Begehren, gaben ihr die Gewissheit, dass sie wieder einmal an den falschen Mann geraten war. Den Traum vom großen Glück hatte sie längst aufgegeben, aber nicht den Wunsch nach einem starken Mann an ihrer Seite, der ihr Ansehen und Sicherheit garantierte. Dass Michail ein Hallodri war, der es mit der Treue nicht besonders ernst nahm, war ihr von Anfang an klar gewesen. Aber darüber wollte sie gerne hinwegsehen, wenn er sie als Favoritin respektieren und seine Seitensprünge diskret abwickeln würde.
    Ausweichend antworte er: »Na ja, es hat sich eben einiges verändert, hab’ ich dir eigentlich schon gesagt.«
    »Sonst nichts?«
    »Was soll sich sonst noch verändert haben?«
    Aha, der Herr hält sich bedeckt, aber wenn er denkt, ich lasse mich eiskalt abservieren, dann hat er sich getäuscht. Sie zwang sich ein strahlendes Lächeln ab: »Dann ist ja alles gut, mein Schatz!«
    »Nicht ganz«, er schüttelte bedächtig den Kopf, »du musst hier zunächst mal auf Tauchstation bleiben.«
    »Warum?«
    »Warum?«, reagierte er leicht gereizt, »verdammt, weil du gesucht wirst!«
    Klar, logisch! Aber! Es war das Nichtgesagte, das seine Wirkung tat. Zunächst ein flaues Gefühl im Magen, dann der klare Gedanke, der sie in Angst und Schrecken versetzte: Sie wurde gesucht, aber sie durfte der Polizei nicht in die Hände fallen, weil nur sie es war, die ihn belasten konnte. Er hatte immer peinlich darauf geachtet, keine Spuren zu hinterlassen. Es gab nichts Schriftliches, das gegen ihn sprach. Die Kontakte mit den Clubs, mit den Werbern und den Transporteuren: Fast alles war über sie oder andere Mittelsmänner gelaufen. Und was das bedeutete, war leicht zu ermessen. Aber diese Ahnung musste sie für sich behalten, wenn sie am Leben bleiben wollte. Also spiel ihm was vor!
    Ihr Kopfnicken signalisierte dankbares Verständnis: »Dann machen wir es uns eben hier gemütlich. Du glaubst ja gar nicht, wie ich mich nach deiner Nähe gesehnt habe!«
    Ihrer Annäherung entzog er sich zunächst dadurch, dass er sich wortreich über die Vorzüge des Verstecks ausließ: Das Haus liege in einem engen Tal und sei nur über Asch erreichbar. Außerdem sei man, auch zu Fuß, in ein paar Minuten auf der

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