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Wildes Herz

Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Fuchsreiter
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darf?“ Tyler verwickelte den jungen Mann in ein unverfängliches Gespräch. Soviel Einfühlungsvermögen hätte ich meinem Rudelgefährten gar nicht zugetraut.
    „Lemmenjoki“, antworte Martin deutlich entspannter. Er strich sich eine Strähne, die sich aus dem Zopf gelöst hatte, aus dem Gesicht. Der junge Mann lächelte angespannt und ließ die Arme endlich sinken.
    „Wow, Lappland. Ein cooles Rudel, buchstäblich. Mir ist es dort oben zu kalt, aber es ist dort echt schön. Was macht die liebe Miss Lehtola?“
    „Sie hat ihren Gefährten erwählt, einen Vampir.“ Martin machte keinen Hehl um sein Missfallen. Wer auch immer diese Frau war - höchstwahrscheinlich war sie ein ranghohes Weibchen im Rudel, wenn nicht sogar die Alpha - Martin ging nicht konform mit ihrer Wahl. Es hatte ihn verwirrt und in seinen Grundfesten erschüttert.
    „Und das hast du zum Anlass genommen, um hierherzukommen. Ziemlich dämlich, wenn du mich fragst. Vertraust du Sorja?“
    Tys Frage schien den Mann richtig zu kränken, ballte er nun die Fäuste.
    „Natürlich!“, erwiderte Martin ohne zu zögern.
    „Was ist dann dein Problem? Nur weil eine Handvoll Vampire, Arschlöcher sonders Gleichen sind, kannst du doch nicht alle über einen Kamm scheren. Nicht den Gefährten von Sorja, aber auch nicht Leon! Leon ist mein Rudel. Er ist Gefährte von Enya und Vater ihres ungeborenen Kindes. Der Vampir ist im Rudel auf einem Rang mit mir. Er ist nicht besser, aber auch nicht schlechter. Leon wurde dazu gezwungen, in den Labors zu arbeiten. Je länger ich ihn kenne, umso klarer wird mir das. Niemals hätte er freiwillig dort gearbeitet! Dafür ist er eine viel zu gute Seele. Und mit dem, was sie mit ihm gemacht haben, hätten sie ihn fast zerstört. Das, was ihnen bei unseren Brüdern, Schwestern, Cousins, Cousinen und Freunden gelungen ist. Er ist hier, weil er etwas über seine Vergangenheit in Erfahrung bringen wollte. Genau wie du seltendämlicher Tropf!“ Die Wortwahl war eine recht drastische, aber seine Ansprache wirkte. Martins Wolf hatte sich vollends zurückgezogen und der junge Mann wirkte reuig.
    „Ich glaube, ich habe ihm die Nase gebrochen …“ Martin scharrte mit der Fußspitze verlegen auf dem Boden. „… und den kleinen Finger der rechten Hand.“
    Er glaubte es, ich war mir da sicher, stand Leons Finger in einem skurrilen 90-Grad-Winkel zur Seite weg. Der Vampir lag schwer atmend in Enya Armen. Er wurde jedoch mit jeder Sekunde in ihrer Umarmung ruhiger, wie es Enya auch wurde.
    „Wir vergessen, was geschehen ist, wenn du jetzt, auf der Stelle, zu deinem Rudel zurückkehrst.“ Chris Ton duldete keine Widerrede. „Vergiss die Vergangenheit und grüß deinen Alpha Valtteri von mir. Er schuldet mir noch ne Flasche Koskenkorva. Ach was, erhöhen wir auf zwei, weil ich dir nicht den Hintern aufreiße, obwohl du jemanden aus meinem Rudel verletzt hast.“ Das goldene Glimmen in Chris Augen war einschüchternd und brachte den niedrigrangigen Wolf zum Winseln. Martin machte sich kleiner, zog den Kopf zwischen die Schultern und fiel vor Chris auf die Knie.
    „Schon gut, Kleiner!“ Mit einem Seufzen winkte Chris ab. „Tyler, informiere Sorja an und sorg dafür, dass er den Flug nach Finnland auch nimmt. Und eine Warnung an dich Martin: Sollten wir uns noch einmal über den Weg laufen und du machst mir oder auch deinem Rudel nur entfernt Ärger, dann hole ich nach, was ich heute versäumt habe! Das ist ein Versprechen!“, knurrte Chris.
    „Ja, Sir!“, erwiderte Martin folgsam. Den Kopf tief gesenkt, wagte er nicht mal aufzusehen. Er tat mir leid, aber ich wusste, dass es so und nicht anders nun mal funktionierte in einem Rudel. Chris Methoden waren noch relativ human. Andere Alphas hätten den Kleinen gleich kaltgestellt oder zumindest beinah zu Tode geprügelt.
    „Und während Tyler wirklich Gouvernante spielt, kümmern wir uns um Leon. Wir brauchen einen Arzt, keine Widerrede, Blutsauger! Nur Scherereien hat man mit dir! Wenn du noch einmal abhaust, dann lass ich dich chippen wie einen Hund. Es reicht mir jetzt endgültig! Keiner meiner Wölfe ist so kompliziert wie du, nicht einmal Tyler!“
    Das hielt ich nun wirklich für ein Gerücht! Leon war im Vergleich zu Tyler ein Engel, aber diese Aktion war wirklich nicht die eines Meisterhirns gewesen. Hierher zu kommen, okay … Aber dann einem Wolf, der auf Spurensuche in seiner Vergangenheit war, zu erzählen, dass er in diesem Labor auf der anderen Seite der Zelle

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