Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wildes Herz

Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
Vom Netzwerk:
Drachen Martha Osborne vorgestern noch eine Gehilfin für die Fieberstation gesucht hat. Dafür gibt es eine Extraration Brot und einen runzligen Apfel pro Tag. Caitlin war das Risiko, sich hier bei all den Fieberkranken anzustecken, zu groß. «
    »Caitlin . . . ist . . . auch hier?«
    Emily nickte und verzog das Gesicht zu einer säuerlichen Miene. »Jähes Unkraut vergeht nun mal nicht so schnell wie zartere Gewächse.«
    Éanna spürte, dass ihr gleich die Augen zufallen würden. »Ich habe geglaubt, ich hätte mich getäuscht … Ich hab dich gesehen … in Carlow … in der Suppenküche.« Ihre Stimme war kaum noch ein Flüstern. »Was ist mit Bridget?«
    Ein Schatten legte sich über Emilys Gesicht. »Wir haben hier alle drei letzte Woche Zuflucht vor dem eisigen Wintersturm gesucht. Aber Bridget hatte da schon Blut im Urin. Drei Tage später war sie tot. Es war wohl Fügung, dass Bridget nicht mehr weiterkonnte und wir hier um Aufnahme gebettelt haben. Sonst hätte ich dich hier nicht auf der Fieberstation wiedergetroffen und mich nicht um dich kümmern können.«
    »Danke … danke für alles, Emily«, hauchte Éanna. »Ohne deine Fürsorge hätte mir das Fieber … bestimmt den Tod gebracht.«
    »Ach was!«, wehrte Emily ab. »Es war wenig genug, was ich für dich tun konnte. Jedenfalls glaube ich nicht, dass meine feuchten Umschläge dich gerettet haben, Éanna. Nein, das hast du selbst geschafft. Das ist deine Natur – das habe ich schon damals im Steinbruch gemerkt.« Sie strich ihr über die Stirn. »Aber jetzt schlaf wieder. Ich sehe, wie sehr dich das Sprechen noch anstrengt. Morgen geht es dir bestimmt schon ein bisschen besser, und dann haben wir Zeit genug zum Reden.«
    Éannas Augenlider flatterten, und sie hatte Mühe, den Worten ihrer Freundin zu folgen. Brendan, dachte sie. Sie musste Emily unbedingt darum bitten, sich nach ihm zu erkundigen. Er würde sich um sie sorgen. Aber um diese Bitte über die Lippen zu bringen, dazu reichte ihre Kraft nicht mehr aus.
    »Brendan …«
    Nur seinen Namen vermochte Éanna noch zu flüstern. Dann fielen ihr auch schon die Augen zu, und sie sank in einen tiefen, ruhigen Schlaf, der sie ihrer Genesung ein weiteres kleines Stück näher brachte.

Siebenundzwanzigstes Kapitel
    Am nächsten Morgen fühlte sich Éanna tatsächlich schon deutlich besser. Aber erst am Nachmittag fand sie die Kraft, Emily von Brendan zu erzählen. Eindringlich bat sie ihre Freundin, Kontakt mit ihm aufzunehmen und ihm auszurichten, dass sie das Fieber überwunden hatte und sich auf dem Weg der Besserung befand. »Er wird sicher schon ganz krank vor Sorge um mich sein!«
    »Ich kümmere mich gleich morgen früh darum«, versprach Emily. »Aber du musst dich ein wenig gedulden. Es kann schon ein, zwei Tage dauern, bis Caitlin und ich herausgefunden haben, wo genau dieser Brendan Flynn, das heißt natürlich dein Bruder Brendan Sullivan«, sie zwinkerte ihr dabei zu, »im Männertrakt untergebracht ist und wie ich es anstellen kann, ihm deine Nachricht zukommen zu lassen.«
    Verwundert sah Éanna sie an. »Was ist denn so schwierig daran?«, fragte sie.
    »Männer und Frauen werden in diesem verfluchten Arbeitshaus so streng voneinander getrennt gehalten wie in einem Gefängnis«, erwiderte Emily. Ihr Gesicht war plötzlich zornig verzogen. »Das gilt für die Unterkünfte wie auch für die Mahlzeiten und die Arbeit.«
    »Und das betrifft alle?«, fragte Éanna betroffen.
    »Sie machen keine Ausnahme. Nicht einmal Ehepaaren ist es erlaubt, Zeit miteinander zu verbringen. Die strikte Trennung gilt sogar für alle Kinder über sieben. Aber sei ganz unbesorgt, Éanna. Ich werde schon irgendwie dafür sorgen, dass dein Brendan Nachricht von dir erhält. Es gibt immer Mittel und Wege, um den Aufsehern ein Schnippchen zu schlagen. Und ich glaube, ich habe da auch schon eine Idee.«
    »Wirklich?«, fragte Éanna hoffnungsvoll.
    Emily nickte ihr zuversichtlich zu. »Außer dem Anstaltsleiter Dudley Boyle, seiner Frau, diesem herrschsüchtigen Miststück, und den beiden Oberaufsehern gibt es nämlich noch jemanden, der sich hier im Wohnhaus in allen Trakten frei bewegen kann – und das ist der Leichenträger Dermod Wickham.«
    Éanna schluckte. »Das war doch der, der meinen Namen schon auf der Liste der Toten stehen hatte und mich in einen Leichensack stecken wollte, nicht wahr?«
    »Ja, das war Dermod. Es hat da wohl eine Verwechslung oder einen Schreibfehler gegeben. Aber zum Glück war

Weitere Kostenlose Bücher