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Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Felskluft.
    Ohne auf den gefährlich glatten Untergrund zu achten, stürmte sie voran. Mads Namen rief sie nicht. Sie wollte verhindern, dass vorbeikommende Abtrünnige das Echo hörten.
    Sie war noch keine fünfzehn Meter in die Felskluft eingedrungen, als sie spürte, dass etwas nicht stimmte. Sie blieb wie angewurzelt ste
    hen und lauschte. Gleichzeitig versuchte sie zu verstehen, was der Instinkt ihr sagte.
    Sie hörte kein ungewohntes Geräusch, und es roch nicht anders als sonst. Nirgends bewegten sich Schatten. Nichts deutete darauf hin, dass noch jemand hier war.
    „Das ist es, was nicht stimmt“, flüsterte sie. „Hier ist nichts Besonderes!“
    Sie stützte sich auf Hände und Knie und suchte angestrengt den Boden ab. Die einzigen Spuren, die sich in dem ausgetrockneten Bachbett zeigten, stammten von ihr selbst.
    Zebra riss überrascht den Kopf hoch, als Janna aus dem engen Spalt ins Tal zurückhastete.
    „Ruhig, Mädchen. Ganz ruhig“, sagte Janna atemlos.
    Sie schwang sich auf die Stute. Wenige Augenblicke später donnerten Zebras Hufe wieder über die Wiese. Lucifer hob kurz den Kopf, als die Stute an ihm vorbeigaloppierte. Er ließ sich nicht stören, sondern rupfte weiter an dem saftigen Gras. In den vergangenen Sommern waren Zebra und Janna oft in vollem Galopp umhergestürmt, während er ganz in der Nähe graste.
    „Was war?“ fragte Ty, als das Pferd mit seiner Reiterin auf den Lagerplatz galoppierte.
    „Er ist noch immer im Tal. Du nimmst die linke Seite, ich die rechte.“
    Er warf einen Blick über die Wiese. „Zeitverschwendung. Er ist weg.“
    „Unmöglich. In dem engen Felsengang sind nicht die geringsten Spuren, nur die Fußabdrücke, die ich selbst hinterlassen habe. Er muss immer noch hier sein.“
    „Dann befindet er sich zwischen uns und Lucifer.“
    Janna sah zu dem Platz, wo der Hengst graste, keine dreißig Meter entfernt. Dort konnte sich nicht einmal ein Kaninchen verstecken. Ein erwachsener Mann fände erst recht keinen Unterschlupf.
    „Wie kommst du darauf?“ fragte sie.
    „Der Wind weht aus dieser Richtung. Lucifer hat aufgehört, die Witterung zu prüfen, und grast seit zehn Minuten ruhig vor sich hin.“
    Ihre Anspannung legte sich, und Janna sackte innerlich zusammen. Wenn der Hengst die Witterung von Mad Jack nicht aufnehmen konnte, hieß das, Mad Jack war nicht da.
    Sie warf einen grimmigen Blick auf die schweren Satteltaschen, das Vermächtnis eines alten Mannes an ein Leben, das er vor Jahren hin-
    ter sich gelassen hatte. Die Bürde war zu schwer; und sie mussten sie dennoch tragen. Janna hatte nur einen Trost. Der Anteil, der Ty zustand, zusammen mit ihrem eigenen, war groß genug. Damit konnte er seinen Traum verwirklichen. Sie wusste nicht, wie hoch der Preis für eine Seidendame auf dem Heiratsmarkt war, aber sechzig Pfund in Gold würden wohl genügen.
    Der Blick, den Ty auf die Satteltaschen warf, war nicht weniger grimmig. Sein Trost ging in eine andere Richtung. Er überlegte, dass Jannas dreißig Pfund in Gold, zusammen mit seinen dreißig Pfund, mehr als genug waren. Sie musste sich an keinen Mann mehr verkaufen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern.

36. Kapitel
    Die Ohren nach hinten gelegt, gab Lucifer sein Missvergnügen zu verstehen. Er wieherte schrill und schlug mit den Hinterbeinen aus. Ty unternahm keinen Versuch, den wilden Hengst zu halten. Er duckte sich und sprang in Deckung. Unter wütendem Bocken versuchte das Pferd, sich von dem Sattelgurt zu befreien, den Ty aus dem Büffelleder in Jannas Truhe gefertigt hatte. Als das Aufbäumen nicht half, rannte Lucifer los, um so den Ledergurt und die lose herabhängenden Steigbügel aus Seil abzuschütteln.
    Schließlich erkannte der Hengst, dass er vor den Dingern auf seinem Rücken nicht davonlaufen konnte und dass er nicht von dem angegriffen wurde, was auch immer auf ihm sitzen mochte. Er keuchte schwer. Janna war nicht überrascht über die Anzeichen der Erschöpfung. Lucifer war beinahe eine halbe Stunde in gestrecktem Galopp durch das Tal gehetzt.
    „Lieber Himmel, was für ein starkes Pferd“, sagte sie.
    Ty brummte. Er sah mit Unbehagen der nächsten Stufe der Ausbildung des Hengstes entgegen, wenn das Pferd zum ersten Mal das Gewicht eines Menschen auf seinem Rücken spüren würde. Langsam ging er auf den riesigen Hengst zu und redete mit leiser Stimme auf ihn ein.
    „Ja, ich weiß. Es ist eine verdammt blöde Sache, dass man nicht vor allen Verstrickungen und Fallen im Leben

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