Wildes Liebesglück
wenig Mut. Sie hatte Garrick bekämpft und bis zu einem gewissen Grad Erfolg damit gehabt. Sie würde auch mit diesem Cedric fertig werden. Er sah sie als sein Opfer an, nicht als seine Gegnerin. Dieser Überraschungsfaktor würde ihr helfen.
Außerdem hatte sie ihren Dolch. Aus irgendwelchen Gründen hatten sie ihn ihr nicht abgenommen. Entweder konnten sie sich einfach nicht vorstellen, dass sie ihn gegen sie einsetzen würde, oder sie hatten den funkelnden Griff der Waffe an ihrer Hüfte für ein Schmuckstück gehalten. Auf alle Fälle war sie froh, diese Waffe bei sich zu haben.
Arno bereitete etwas zu essen und machte Brenna ein Bett aus Decken vor dem Ofen zurecht. Mit Gesten bedeutete er ihr, dass sie dort schlafen würde. Dann ging er hinaus, um nach den Pferden zu sehen.
Brenna wurde übel bei der Vorstellung, dass sie morgen entweder einen Mann töten oder die Folgen dafür tragen würde, dass sie es versucht hatte. Das Ergebnis war in beiden Fällen unerfreulich.
Die Suppe duftete verführerisch. Sie hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen. Aber sie fürchtete sich, es jetzt zu tun, weil sie glaubte, das Essen nicht bei sich behalten zu können.
Brenna legte sich auf die Felle. Die Fessel an ihren Handgelenken störte sie. Sie erwog schon, sie zu zerschneiden, überlegte es sich aber anders. Ihre Bequemlichkeit war es nicht wert, dass sie dafür ihren Dolch verlor. Sie zog die Waffe aus der Scheide und legte sie in Reichweite unter das Fell. Als Arno zurückkam, war sie schon eingeschlafen.
36
Es stellte sich heraus, dass der Wikinger, der Cedric genannt wurde, weder am nächsten noch am darauffolgenden Tag auftauchte. Brenna war eine volle Woche lang mit Arno allein. In den ersten Tagen wurde ihre Geduld auf eine harte Probe gestellt. Sie hielt das kleinste Geräusch, selbst das Stöhnen des Windes, für ein Anzeichen von Cedrics Rückkehr.
Nicht einmal die Hoffnung, dass Garrick sie finden könnte, half ihr in diesen ersten Tagen, denn es fing schon in der ersten Nacht an zu schneien und schneite drei weitere Tage hindurch.
Sie verfluchte Arno, Cedric und den Schnee. Sie verfluchte die Frau, von der die beiden gesprochen hatte und die ihnen von ihr erzählt hatte. Machte Cordella ihre Drohung wahr?
Nein, Cordella sprach weder die Sprache dieser Männer, noch hätte sie jemals ge wuss t, wie sie sie finden sollte. Sie erinnerte sich an die hässliche Szene mit Morna. Sie war die einzige, die mit derart faulen Tricks arbeiten würde. Aber es gab auch noch Bayard und Gorm. Sogar Hugh - und vor allem den Wikinger, dem sie die Schmach zugefügt hatte, ihn im Kampf zu verletzen. jeder dieser Männer konnte eine Frau vorgeschickt haben, um den Kontakt mit Cedric und Arno anzuknüpfen.
Am zweiten Tag bekam Arno Mitleid mit ihr und nahm ihr die Fesseln ab. In der folgenden Nacht versuchte Brenna, sich davonzuschleichen. Aber er hatte eine heimtückische Falle vor der Tür angebracht. In den folgenden Nächten band er sie an der Eisenstange über der Feuerstelle an, ließ sie jedoch tagsüber herumlaufen.
Nach einer Woche wurde auch Arno ungeduldig. Er murmelte ständig vor sich hin, und Bren n a hoffte schon, Cedric sei etwas zugestoßen. Vielleicht würde Arno, der sie ohnehin nicht in seinem Hause haben wollte, sie laufenlassen.
Nachdem neun Tage vergangen waren, ohne dass Cedric sich hatte blicken lassen, entschloss sich Brenna, mit Arno zu reden. Sie hatte nichts zu verlieren, da außer ihr niemand da war, mit dem Arno hätte reden können. Somit hatte sie keine Gelegenheit, zu lauschen.
Er bereitete das Brot für ihr Frühstück und war recht kratzbürstig, als Brenna auf ihn zukam.
»Euer Freund scheint uns vergessen zu haben«, begann sie. Er wandte ihr verblüfft seine Aufmerksamkeit zu. »Wie lange wollt Ihr mich hier festhalten?«
»Ihr sprecht meine Sprache gut.«
»So gut wie Ihr«, erwiderte sie.
»Man hat mir gesagt, dass Ihr erst seit kurzem hier seid. Ihr müss t einen guten Lehrer gehabt haben, wenn Ihr unsere Sprache so schnell erlernt habt. War das Euer Herr?«
»Er hat mir viel beigebracht«, sagte sie beiläufig und kam näher. »Unter anderem auch, dass man nichts behalten kann, was man in seinem Land einem anderen weggenommen hat. Jedenfalls nicht, ohne teuer dafür zu bezahlen.«
Ihre Warnung traf Arno empfindlich, und er sprang so nervös vom Tisch auf, als stünde Garrick bereits vor ihm, um sie zurückzuholen. »Der junge Haardrad wird nie erfahren, dass du
Weitere Kostenlose Bücher