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Wildes Lied der Liebe

Wildes Lied der Liebe

Titel: Wildes Lied der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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geraten oder in einen Haufen Pferdeäpfel treten. Mit entschlossen vorgeschobenem Kinn ging sie auf den General Store zu, ein zweistöckiges Gebäude mit einer falschen Fassade und deutlichem Schlag zur linken Seite. Die Bretterwände waren mit einer Mischung aus Lehm und Gips verfugt, und vor der Tür lag ein riesiger, unglaublich hässlicher schwarzer Hund.
    Christy blieb zögernd am Rand des mit Bohlen ausgelegten Bürgersteigs stehen und betrachtete das Tier.
    »Er dient nur zur Täuschung«, ertönte eine bekannte Stimme hinter ihr. Marshal Zachary Shaw, wie sie bereits wusste, bevor sie sich noch zu ihm umgedreht hatte. »Der alte Rufus ist zahnlos und lammfromm.«
    Christy bemühte sich, ein höfliches Gesicht zu machen. »Guten Morgen, Marshal «, grüßte sie und bemerkte, dass er frisch rasiert war und saubere Kleidung trug. Der Stern funkelte auf dem abgeschabten Leder seiner Weste. Sie warf einen Blick auf den Hund, der noch immer vor der Tür döste. Sie hätte wissen sollen, dass er harmlos war, hatte er sich doch nicht einmal die Mühe gemacht, sie anzubellen. »Wie beruhigend zu wissen, dass Sie da sind, um uns vor allem Übel zu bewahren.«
    Angesichts dieser sanften Stichelei lächelte Zachary nur und hakte die Daumen in seinen Revolvergürtel. Welch ein Pech, dass er so gut aussah, und welch Unglück, dass Christy sich so unwiderstehlich zu ihm hingezogen fühlte. »Sie können sich auf mich verlassen, Ma'am.«
    Christy erinnerte sich wieder der Brosche in ihrer Tasche und der unangenehmen Aufgabe, die sie zu erledigen hatte. Langes Zaudern würde die Sache nur verschlimmern. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden ...«
    Als Christy sich umdrehte, u m den Laden zu betreten, in Gedanken bereits bei dem Gespräch mit dem Händler, stieß sie mit einem wahren Baum von einem Mann zusammen. Als sie aufblickte, sah Christy ein freundliches Gesicht, einen braunen Lockenschopf und zwei besorgt dreinblickende haselnussbraune Augen. Mit seinen großen Händen umfasste der Fremde ihre Schultern, um ihr Halt zu geben.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte er. »Haben Sie sich verletzt?«
    Christy schwieg, noch immer ein wenig verblüfft.
    »Ich glaube kaum, dass sie von eurer Begegnung Narben davontragen wird, Jake«, warf Mr. Shaw ein. Er hatte ebenfalls den Bürgersteig aus Brettern betreten, und zu ihrem großen Erstaunen war Christy sich seiner Anwesenheit viel deutlicher bewusst als der körperlichen Nähe zu dem Mann, den der Marshal Jake genannt hatte. »Christy McQuarry, darf ich Ihnen Jake Vigil vorstellen, den Besitzer der Sägemühle? Jake, dies ist Miss McQuarry.«
    »Mr. Vigil«, sagte Christy mit einem schüchternen Kopfnicken.
    Diesem fiel endlich auf, dass er noch immer die Schultern der jungen Dame umfasst hielt, und er ließ sofort die Hände sinken. Mr. Vigil war von Kopf bis Fuß in Wildleder gekleidet, wie Christy feststellte, und wirke so stämmig wie ein Bär. »Miss McQuarry«, erwiderte er höflich und schluckte schwer.
    »Jake ist der ansässige Holzbaron«, bemerkte Zachary leichthin.
    Mr. Vigil schüttelte den Kopf und errötete. Christy empfand es als überaus liebenswert, dass ein so kräftiger Mann derart bescheiden, ja sogar schüchtern sein konnte. »Schätze, ich werde in der Mühle gebraucht«, murmelte er und hob vor lauter Verwirrung die Hand zum Gruß an einen nicht vorhandenen Hut. Mit noch immer vor Verlegenheit brennenden Wangen trat er den Rückzug an und stolperte dabei beinahe über den Hund, der sich in den Schatten der Pferdetränke vor dem General Store zurückgezogen hatte.
    Zachary verfolgte den Weg seines Freundes mit einem Ausdruck mitfühlender Belustigung in den Augen. Er selbst schien sich dagegen überaus wohl zu fühlen, wie er da an dem Holzpfosten lehnte, der das kleine Vordach des Ladens stützte. »Armer Jake«, meinte er, »in der Gesellschaft einer schönen Frau möchte er immer am liebsten im Erdboden versinken.«
    Christy senkte den Kopf, um zu verbergen, dass dieses Kompliment nun wiederum sie erröten ließ, und schalt sich dafür, Mr. Shaws jungenhaftem Charme so sehr zu erliegen. »Anders als so mancher andere Mann«, erwiderte sie, »dem jederzeit eine schmeichlerische Bemerkung auf der Zunge zu liegen scheint.«
    Zachary grinste unbeirrt. »Jake ist ein reicher Mann. Sehen Sie das große Haus gegenüber der Mühle? Dort wohnt er. Ganz allein.«
    Christys Herzschlag beschleunigte sich, doch gleichzeitig plagte sie ein ungutes Gefühl. Hatte

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